International
Russland

Russland-Ukraine: Was Granaten über die Transnistrien-Anschläge zeigen

«Gabun war es nicht»: Was die Granaten über die Anschläge in Transnistrien zeigen

Der kleine Landstreifen Transnistrien wurde diese Woche von mehreren Anschlägen erschüttern. Nun gibt es neue Verdachtsmomente, dass Russland in die Anschläge involviert war.
29.04.2022, 11:1029.04.2022, 12:23
Mehr «International»

Eine Reihe von Explosionen hat am Montag und Dienstag Transnistrien erschüttert – diese kleine abtrünnige Region innerhalb der Republik Moldau, die an die Ukraine grenzt. Die Behörden Transnistriens erklärten die Vorfälle zu Terrorakten.

Plötzlich schien die Befürchtung real, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine auf die Nachbarländer übergreifen könnte.

Aktuell ist unklar, wer hinter den Anschlägen in Transnistrien steckt: Die örtlichen Behörden Transnistriens geben der Ukraine die Schuld, während die Ukraine Russland beschuldigt, die Explosionen als Vorwand für weitere Aggressionen inszeniert zu haben.

Doch nun gibt es neue Indizien, die den Verdacht einer Beteiligung Russlands an den Explosionen erhärten.

Republik Moldau, Schäden nach Explosionen in Transnistrien Moldova Transnistria Explosions 8175946 26.04.2022 In this handout photo released by the Interior Ministry of the unrecognized Transnistrian  ...
Zerstörter Funkmast in Transnistrien, 25. April 2022.Bild: imago

Granaten verwenden nur Russland, Transnistrien und Gabun

Untersucht werden die Vorfälle seitens der moldauischen Behörden. Und ein Beamter des moldauischen Innenministeriums vermeldete nun, dass einige erste Indizien auf eine russische Beteiligung hindeuteten.

Denn es seien Granaten verwendet worden, die in Russland hergestellt und normalerweise nur von den Armeen Russlands, Transnistriens und Gabuns verwendet werden, wie erste Untersuchungen ergeben hätten.

In der New York Times lässt sich der stellvertretende Innenminister der Republik Moldau, Serghei Diaconu, zitieren:

«Ich glaube, die Gabuner waren es nicht.»

Oazu Nantoi, Mitglied des moldauischen Parlaments, sagte dem russischen, regierungskritischen Onlineportal The Insider, dass er das Geschehen für eine «Provokation» seitens Russland halte.

Die moldauische Präsidentin Maia Sandu hat sich noch nicht zu den neuen Untersuchungsergebnissen geäussert. Und auch am Dienstag beschuldigte sie Russland in einem Statement nicht direkt, in die Anschläge involviert zu sein. Sie sagte damals lediglich, dass es «in der Region Spannungen zwischen verschiedenen Kräften gebe, die an einer Destabilisierung der Lage interessiert seien».

Transnistrien
Transnistrien ist ein schmaler Landstreifen zwischen dem Ostufer des Flusses Dnjestr und der Grenze der Republik Moldau zur Ukraine – innerhalb der international anerkannten Grenzen Moldaus.

Regiert wird die Pridnestrowische Moldauische Republik (PMR), wie Transnistrien offiziell heisst, seit 1992 von einem De-facto-Regime. Die PMR ist wirtschaftlich von Russland abhängig – unter anderem bezieht sie kostenloses Gas.

Die PMR ist das Ergebnis einer Auseinandersetzung zwischen der überwiegend russisch-ukrainischen Bevölkerung der Region einerseits und den Moldauern, die sich für die Unabhängigkeit von der UdSSR entschieden, andererseits.
Moldau und Transnistrien haben sich längst mit diesem Status quo arrangiert.

Die Angst vor dem Krieg in Moldau

Am 22. April gab das russische Verteidigungsministerium bekannt, dass die russische Armee in einem nächsten Schritt den gesamten Süden der Ukraine erobern wolle. Würde dies gelingen, stünden Putin theoretisch die Türen zu Transnistrien – und der Republik Moldau – offen.

Als Grund für diesen Plan sei genannt worden, dass die russischsprachige Bevölkerung in Transnistrien unterdrückt werde, wie The Insider schreibt. Dabei hat Russland bereits seit Jahren schätzungsweise 1500 Soldaten in Transnistrien stationiert, um eigenen Angaben zufolge die russischsprachigen Bürger zu schützen sowie den Frieden zwischen Moldau und Transnistrien zu wahren.

Von den rund 450'000 Einwohnern Transnistriens hat etwa die Hälfte die russische Staatsbürgerschaft. Im Jahr 2006 wurde ein Referendum abgehalten, bei dem 97,1 % der Bevölkerung für einen Beitritt zu Russland stimmten.

(yam)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Journalist platzt nach Zweifel an Butscha-Bildern der Kragen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
34 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
kupus@kombajn
29.04.2022 12:24registriert Dezember 2016
Unterschätzt die imperialistischen Bestrebungen Gabuns nicht.
1432
Melden
Zum Kommentar
avatar
insert_brain_here
29.04.2022 11:28registriert Oktober 2019
Eine demokratische Abstimmung in der 97% dafür sind, bezeichnend dass man sich nicht einmal die Mühe macht den Betrug minimal zu kaschieren.
1436
Melden
Zum Kommentar
avatar
Liebu
29.04.2022 11:46registriert Oktober 2020
Denn es seien Granaten verwendet worden, die in Russland hergestellt und normalerweise nur von den Armeen Russlands, Transnistriens und Gabuns verwendet werden, wie erste Untersuchungen ergäben hätten.
In der «New York Times» lässt sich der stellvertretenden Innenminister der Republik Moldau, Sergio Diaconu, zitieren:

«Ich glaube, die Gabuner waren es nicht.»

😂😂
Wenn man nicht direkt sagen darf, dass es die Russen waren, kommt dabei eine solche Aussage heraus, welche eigentlich genau das sagt. Den Humor haben sie trotz allem nicht verloren. 😂😂
160106
Melden
Zum Kommentar
34
Trump im Epstein-Sumpf: Hat da jemand Impeachment geflüstert?
Ausgerechnet das «Wall Street Journal» bringt Donald Trump in der Epstein-Affäre in grösste Nöte.
In Ernest Hemingways Roman «The Sun Also Rises» wird eine Figur gefragt, wie sie denn pleitegegangen sei. «Auf zwei Arten», lautet die Antwort. «Allmählich, dann plötzlich.»
Zur Story