Iwan Popow, der (nun ehemalige) Kommandant der 58. Armee, ist von der obersten Armeeführung seines Amtes enthoben worden. Dies berichteten diverse russische und internationale Medien.
Der Grund dafür soll ein Bericht an die Generalität sein, in dem sich der Generalmajor über die Zustände an der Front und fehlende Mittel beschwert haben soll.
Iwan Iwanowitsch Popow ist ein russischer Offizier im Rang eines Generalmajors. Das Schweizer Pendant dazu ist der Divisionär. Die militärische Laufbahn des 48-Jährigen lässt sich sehen: Vom Kadetten an der Moskauer Militärschule geht er als Leutnant zum 56. Luftlanderegiment, mit dem er prompt am zweiten Tschetschenienkrieg teilnimmt.
Von dort aus arbeitet er sich weiter hoch, erhält diverse Stabsposten, nimmt auch am Georgien-Krieg teil. 2015 erhält er im zarten Alter von 40 Jahren seine erste Brigade; ein Truppenkörper von rund drei- bis fünftausend Mann. Zu dieser Zeit gilt er als einer der am schnellsten emporkletternden Offiziere Russlands.
Im März 2023 wird Popow zum Kommandanten der 58. Armee ernannt. Sein Vorgänger soll angeblich wegen Unfähigkeit, Ergebnisse zu erzielen, verhaftet worden sein. Die 58. Armee ist zurzeit mit der Verteidigung des Sektors Saporischschja betraut.
Popow gilt (oder eher: galt) als fähiger, berechnender Kommandant, der auf seine Unterstellten Acht gibt. Der russische Hardliner und Rebellenführer Igor Girkin schrieb auf Telegram über ihn:
Laut eigener Aussage war der Auslöser für Popows Entlassung ein Bericht, den er an seine Vorgesetzten gesandt hatte. In einer Telegram-Nachricht, die über den Kanal des Politikers Andrej Gurulew verbreitet wurde, berichtet der Entlassene im Detail:
Seine Vorgesetzten hätten ihn vor eine schwierige Wahl gestellt – buckeln, und ihnen sagen, was sie hören wollen, oder «eine Schaufel eine Schaufel nennen» – also die Tatsachen beim Namen zu nennen. Er habe sich für letzteres entschieden. Seine Truppen bräuchten Rotationen und Fronturlaube, zumal sie erschöpft und ausgelaugt seien.
Zudem fehle es seiner Truppe massiv an Konter-Artillerie und Aufklärungsmöglichkeiten für die reguläre Artillerie. Seine Männer würden nicht zuletzt deswegen überdurchschnittlich schnell sterben.
«Anscheinend haben meine Vorgesetzten mich deswegen als eine Art Gefahr gesehen und mich deswegen schnell via Befehl des Verteidigungsministers aus dem Verkehr gezogen», sagte Popow in seiner Telegram-Sprachnachricht.
Der russische Milblog Gray Zone berichtete, dass Generalstabschef Walerij Gerasimow ablehnend auf den Bericht Popows reagiert habe. Er soll den Generalmajor der «Panikmache und Desinformation» bezichtigt haben. In der russischen Telegram-Szene spricht man nun von einem «Dolchstoss in den Rücken Popows». Ist da etwas dran?
Es ist in Russland gang und gäbe, dass unliebsame Kommandanten abgesetzt werden. So wurde letztes Jahr der Oberbefehlshaber der Truppen in der Ukraine, Generalleutnant Alexander Pawlowitsch Lapin, kurzerhand abgesetzt, zumal seine Erfolge im Rahmen der Invasion durchaus bescheiden waren.
Sein Nachfolger, Sergej Surowikin, hat sich zwar militärisch gesehen besser geschlagen, doch auch er ist seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen worden. Ihm wurde nicht militärisches Versagen zum Verhängnis, sondern scheinbar seine Machenschaften mit Söldnerführer und Putschist Jewgeni Prigoschin.
So wird ihm nachgesagt, dass er im Vorfeld von Prigoschins Marsch auf Moskau wusste und in dessen Pläne eingeweiht war. Seitdem ist Surowikin praktisch von der Bildfläche verschwunden, nur in einem Video tauchte er kurz auf.
Zuletzt äusserte sich der Vorsitzende des Verteidigungskomitees, Adrej Kartapalow, zum Verschwinden des Generals:
Dass sich der Oberbefehlshaber einer Invasion mehrere Wochen lang ausruht, wirkt etwas dubios. Aber wer weiss, vielleicht schickt sich das so in Russland.
"«Er ruht sich aus und ist nicht erreichbar.»"
Den Spruch lass ich mir wohl auf meinem Grabstein eingravieren 🤣.
Gerasimov sieht übrigens wie ein 1A Alkoholiker aus...