International
Russland

Russische Menschenhändler locken Inder an die Front

Russische Soldaten im Einsatz. Für seinen Krieg gegen die Ukraine setzt der Kreml auch auf Söldner aus dem Ausland.
Russische Soldaten im Einsatz. Für seinen Krieg gegen die Ukraine setzt der Kreml auch auf Söldner aus dem Ausland.Bild: Shutterstock

«Lukrative Jobs»: Russische Menschenhändler locken Inder an die Front

Menschenhändler versprechen feste Monatsgehälter und «lukrative Jobs» – bei einer Reise nach Russland. Die aber wird ihren Opfern zum Verhängnis.
09.03.2024, 09:1009.03.2024, 09:10
Marianne Max / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Seit mehr als zwei Jahren kämpft die russische Armee in ihrem Krieg gegen die Ukraine. Tausende russische Männer sind mittlerweile auf dem Schlachtfeld gefallen und so trifft der Kreml immer neue Massnahmen, um die Reihen seiner Truppen zu füllen. Einem Bericht zufolge will Russlands Präsident Wladimir Putin etwa die Altersgrenze für Offiziere von 50 auf 70 anheben. Im Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums hiess es zuletzt, dass zudem eine Anhebung der Altersgrenze für einfache Soldaten geplant sei.

Doch Putin greift auch auf Männer aus dem Ausland zurück – und Menschenhändler nutzen das für sich. In Ländern, in denen teils eine grosse Armut herrscht, werben sie Männer an, indem sie ihnen ein festes Monatsgehalt versprechen. Dass sie dafür in den Krieg ziehen müssen, wird diesen teils nicht gesagt.

Menschenhändler locken mit «lukrativen Jobs»

Wie der britische Sender BBC unter Berufung auf die indische Ermittlungsbehörde Central Bureau of Investigation (CBI) berichtet, wurde zuletzt in Indien ein Netzwerk von Menschenhändlern aufgedeckt, das sich über mehrere Bundesstaaten erstreckt haben soll. Etwa 35 Menschen sollen diesem demnach zum Opfer gefallen sein.

Zuvor hatte Indiens Botschaft in Moskau den Tod eines indischen Staatsbürgers bestätigt, der von der russischen Armee für den Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Die Botschaft sei im Kontakt mit der Familie des 30-jährigen Mohammed Asfan und den russischen Behörden, erklärte sie auf X. Wenige Tage zuvor hatte ein Verwandter des Mannes der Nachrichtenagentur AFP gesagt, Asfan sei unter falschen Angaben nach Russland gelockt und dann an die Front in der Ukraine geschickt worden.

Das Problem ist in Indien seit längerem bekannt: Über soziale Medien, wie YouTube, so die CBI, würden Menschenhändler in Indien «leichtgläubige» Jugendliche anlocken. In Nachrichten versprechen sie ihnen demnach «lukrative Jobs», wenn sie nach Russland reisen. Laut der CBI würden diese dann «gegen ihren Willen» für den Krieg ausgebildet und an der Front in der Ukraine eingesetzt werden.

Aerial view of heavily damaged buildings of Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Wednesday, Nov. 22, 2023. (AP Photo/Alex Babenko)
Bachmut: Um den Ort tobten die schwersten Kämpfe im russischen Krieg gegen die Ukraine.Bild: keystone

15'000 Nepalesen im Krieg gegen die Ukraine

Berichte mehrerer Einzelpersonen bestätigen das. Wie ein indischer Staatsbürger der BBC sagte, sei auch er von einem YouTube-Kanal mit einem Monatsgehalt von 150'000 Rupien (1'658 Euro) nach Russland gelockt worden. «Uns wurde nicht gesagt, dass wir in eine Armee eingezogen werden», sagte er.

Wie vielen indischen Staatsbürgern es so ergangen ist, ist unklar. Doch die Zahl könnte enorm sein, blickt man in andere Länder. Wie Recherchen des US-Senders CNN zeigen, wurden etwa aus Nepal zuletzt mehr als 15'000 Menschen in den Krieg gegen die Ukraine gelockt. Mehr dazu lesen Sie hier. Versprochen worden sei ihnen ein Monatsgehalt von 2'000 US-Dollar (circa 1'850 Euro) und ein beschleunigter Prozess, um an einen russischen Pass zu gelangen.

Indiens Aussenministerium machte keine genaueren Angaben. Es hätten sich jedoch «einige indische Staatsangehörige für Unterstützungsaufgaben bei der russischen Armee gemeldet», räumte die Behörde ein. Man führe nun Gespräche, um Kontakt zu den betroffenen Personen herzustellen und sie wieder aus dem Kriegsdienst zurückzuholen. Das Ministerium ermahnte Bürger zudem dazu, «die gebotene Vorsicht walten zu lassen und sich von diesem Konflikt fernzuhalten».

Verwendete Quellen:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
1 / 27
Der Wagner-Aufstand in 25 Bildern
Sicherheitskräfte und gepanzerte Fahrzeuge besetzen das Hauptquartier der russischen Armee des südlichen Militärbezirks, 24. Juni 2023.
quelle: epa / stringer
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Ukraine zerstört nächstes Schiff der russischen Schwarzmeerflotte – das sind die Videos
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
43 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Fretless Guy
09.03.2024 09:27registriert Juli 2018
Man könnte ev auch mal mit den Indischen "Oligarchen" das Gespräch suchen und sie bitten mit den zuständigen Politikern zu sprechen. Denn niemand von denen, möchte freiwillig plötzlich auf irgend einer Saktionsliste stehen.
485
Melden
Zum Kommentar
avatar
Maedhros
09.03.2024 11:31registriert März 2021
Man muss sich manchmal echt fragen, was die Demokratie Indien noch im BRICS-Staatenbund macht. Glauben die ernsthaft noch, dass Russland und China ihre Interessen vertreten?
435
Melden
Zum Kommentar
avatar
Martin Baumgartner
09.03.2024 09:22registriert Juni 2022
Hat Putin die nepalesichen Söldner schon alle an der Front verheitzt?
Er könnte ja seinen "guten" Freund Kim Jong-un um Soldaten bitten. Die würden noch nicht einmal wissen, worum es in dieser "Spezial Operation" überhaupt geht.
435
Melden
Zum Kommentar
43
Verbrecher hinter dem «Stockholm-Syndrom» gestorben

Einer der berüchtigtsten Schwerverbrecher der schwedischen Geschichte, Clark Olofsson, ist laut einem Medienbericht tot. Er starb nach längerer Krankheit im Alter von 78 Jahren im Krankenhaus der Kleinstadt Arvika, wie seine Familie der Zeitung «Dagens ETC» bestätigte.

Zur Story