Emmanuel Macron ist gescheitert, Olaf Scholz hats vergeblich versucht, Bundesrat Ignazio Cassis wurde nicht gehört und nicht einmal der mächtige US-Präsident Joe Biden hatte eine Chance: Wladimir Putin liess sich trotz der Bemühungen der internationalen Diplomatie nicht von seinem Kurs abbringen und stürzte die Welt mit seinem Angriff auf die Ukraine ins Elend.
Ausgerechnet der deutsche Alt-Kanzler Gerhard Schröder will den Wahnsinn jetzt stoppen. Am Donnerstag ist der 77-jährige SPD-Politiker auf eigene Faust und – so schreibt die «Bild»-Zeitung – ohne Absprache mit der amtierenden Bundesregierung nach Moskau gereist. Dort will er sich mit seinem alten Bekannten im Kreml treffen und versuchen, den Krieg zu beenden.
Schröder ist in den vergangenen Wochen in die internationale Kritik geraten, weil er sich trotz des Ukraine-Krieges bislang geweigert hat, seine gut bezahlten Mandate bei den russischen Energie-Giganten Rosneft, Nordstream und Gazprom aufzugeben. Mehrere persönliche Mitarbeiter hatten deswegen in der vergangenen Woche ihre Kündigung eingereicht. Der Schweizer Medienkonzern Ringier, für den Schröder bis zuletzt als Berater tätig war, hat die Zusammenarbeit mit ihm bis auf weiteres sistiert.
Auch das Statement, das Schröder kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf der Karriere-Plattform Linkedin veröffentlicht hatte, konnte die Wogen kaum glätten. Der Alt-Kanzler schrieb darin, der Krieg in der Ukraine müsse «schnellstmöglich beendet werden. Das ist die Verantwortung der russischen Regierung.» Schröder relativierte die Schuldzuweisungen an Moskau aber und betonte mit Blick auf das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen, es hätte in der Vergangenheit «viele Fehler gegeben – auf beiden Seiten». Zudem dürften die geplanten Sanktionen gegen Russland nicht dazu führen, dass die Verbindungen zwischen Russland und Europa gänzlich gekappt würden.
Was Schröder, der Deutschland von 1998 bis 2005 als SPD-Kanzler regiert hatte, in Moskau erreichen kann, ist schwierig abzuschätzen. Kein anderer westlicher Politiker aber erhält bessere persönliche Beziehungen zu Putin. Die beiden kennen sich von zahlreichen gegenseitigen Besuchen.
Auch nach seiner Abwahl 2005 hat Schröder die freundschaftlichen Beziehungen in den Kreml aufrechterhalten. So war Schröder etwa 2018 nach Putins Wiederwahl zum russischen Staatspräsidenten im Kreml zu Besuch und tätschelte dem «guten Freund» breit lächelnd die Hand. Im selben Jahr war Schröder mit seiner fünften Ehefrau Soyeon Schröder-Kim Putins Ehrengast an der Fussball-WM in Moskau.
Das Online-Magazin «Politico» schreibt, Schröder sei auf Bitte ukrainischer Kreise nach Moskau gereist, um «eine Brücke für einen Dialog mit Putin» zu schlagen. Schon vergangene Woche hatte der ukrainische Botschafter in Deutschland angetönt, dass Schröder der richtige Mann wäre, um einen letzten diplomatischen Vorstoss zu unternehmen.
Nach den ersten beiden Kriegswochen ist ein baldiges Ende des brutalen Vorgehens der russischen Truppen allerdings nicht absehbar. Erst gestern hatten Putins Soldaten eine Geburtsklinik in der belagerten Stadt Mariupol unter Beschuss genommen und mehreren Menschen getötet. Insgesamt sind laut der UNO seit Ausbruch des Konflikts am 24. Februar mehr als 1300 Zivilisten getötet worden.
Hoffentlich dringt er zu ihm durch!