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USA lehnen Lieferung von Kampfjets in Ukraine ab – aus diesen Gründen

USA lehnen Lieferung von Kampfjets in Ukraine ab – aus diesen Gründen

Noch am Wochenende zog US-Aussenminister Anthony Blinken eine Kampfjet-Lieferung in die Ukraine in Betracht, doch nun wurde der Vorschlag abgelehnt. Die Begründung in 4 Punkten.
10.03.2022, 03:1410.03.2022, 09:18
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USA lehnt Kampfjet-Lieferung ab

Die US-Regierung lehnt die Lieferung von MiG-29-Kampfjets in die Ukraine wegen der Gefahr einer Eskalation des Konflikts mit Russland ab. Die Geheimdienste seien zu der Einschätzung gekommen, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Verlegung von Kampfflugzeugen als Eskalationsschritt missverstehen könnte, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby am Mittwoch. Die USA erteilten damit auch einem Vorschlag Polens eine Absage, der Ukraine MiG-29-Kampfjets mit einem Zwischenstopp auf einem US-Stützpunkt in Deutschland zu überlassen.

Pentagon spokesman John Kirby speaks during a briefing at the Pentagon in Washington, Wednesday, March 9, 2022. (AP Photo/Manuel Balce Ceneta)
John Kirby
John Kirby teilte mit, dass die USA den Vorschlag von Polen ablehne.Bild: keystone

Kirby äusserte sich einerseits direkt zu dem Vorschlag Polens – machte aber auch allgemeine Aussagen mit Blick auf Lieferungen von Kampfjets an die Ukraine. «Wir unterstützen die Übergabe weiterer Kampfflugzeuge an die ukrainischen Luftstreitkräfte zum jetzigen Zeitpunkt nicht», sagte er. Polens Vorschlag war allein schon deshalb heikel, weil die Kampfjets von einem US- beziehungsweise Nato-Stützpunkt in den umkämpften ukrainischen Luftraum fliegen sollten. «Wir sind der Ansicht, dass die Bereitstellung zusätzlicher Kampfflugzeuge nur wenig zusätzliche Fähigkeiten bei hohem Risiko bietet», sagte Kirby. Gleichzeitig machte er deutlich: «Wir ziehen hier keine rote Linie.»

Risiko einer russischen Reaktion zu gross

Das Vorhaben könnte «zu einer erheblichen russischen Reaktion führen, die die Aussichten auf eine militärische Eskalation mit der Nato erhöhen könnte», warnte Kirby. Das Potenzial für eine Eskalation dürfe nicht erhöht werden – auch «angesichts der Tatsache, dass Herr Putin über andere Fähigkeiten verfügt». Russland sei eben eine Atommacht. «Daran besteht kein Zweifel», mahnte der Pentagon-Sprecher. Das US-Verteidigungsministerium betonte auch, dass die Polen ihren Vorschlag vorher nicht abgesprochen hätten.

Das polnische Aussenministerium hatte am Dienstagabend erklärt, die Regierung sei bereit, alle Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 unverzüglich auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz zu verlegen und die Maschinen den USA zur Verfügung zu stellen. Der Vorschlag war in den USA mit Überraschung und Skepsis aufgenommen worden – Bundeskanzler Olaf Scholz lehnte ihn direkt ab. Warschau hatte zuvor eine direkte Lieferung der Flugzeuge in das Nachbarland – die von Russland als direkter Eingriff in den Krieg verstanden werden könnte – wiederholt ausgeschlossen.

USA zweifelt an Nützlichkeit der Kampfjets

Die USA betonten nun, überhaupt kein Interesse daran zu haben, Kampfjets auf einem ihrer Stützpunkte in Empfang zu nehmen. Das Pentagon machte aber auch deutlich, generell wenig von der Lieferung von Kampfjets in die Ukraine zu halten. Das Ministerium begründete dies unter anderem damit, dass dies die Effektivität der ukrainischen Luftwaffe im Verhältnis zu den russischen Fähigkeiten nicht wesentlich verändern würde.

Der Gewinn aus so einer Verlegung sei «gering», sagte Kirby. Die ukrainische Luftwaffe habe zudem mehrere einsatzfähige Flugzeuge. Aus dem Ministerium hiess es ausserdem, dass das ukrainische Luftverteidigungssystem weiter funktionsfähig und effektiv sei. In einer Verbalnote vom 3. März hatte die ukrainische Botschaft in Berlin die Bundesregierung allerdings um die Lieferung von Waffensystemen, darunter «Mehrzweckkampfflugzeuge» gebeten.

Meinungswechsel bei US-Aussenminister

Am Wochenende hatte US-Aussenminister Antony Blinken mit Blick auf die Lieferung von Kampfjets noch deutlich andere Töne angeschlagen. «Wir sehen uns derzeit aktiv die Frage von Flugzeugen an, die Polen an die Ukraine liefern könnte. Und wie wir dann nachliefern könnten, sollte Polen sich entschliessen, (...) diese Flugzeuge zu liefern», hatte er gesagt. Pentagon-Sprecher Kirby bemühte sich nun, zu betonen, dass das US-Verteidigungs- und Aussenministerium auf derselben Linie seien. «Minister Blinken hatte zu 100 Prozent Recht, dass es zunächst einmal nicht unsere Aufgabe war, Polen zu sagen, was es zu tun oder zu lassen hat.» Es habe Diskussionen über die Kampfflugzeuge gegeben und dies sei nun das Ergebnis.

Secretary of State Antony Blinken speaks at the State Department in Washington, Tuesday, Feb. 1, 2022, during a ceremony to name the State Department cafeteria after Ambassador Terence A. Todman, a si ...
Anthony Blinken hatte sich am Wochenende noch anders über das Thema geäussert.Bild: keystone

Die Entscheidung, der Ukraine polnische Kampfflugzeuge zu überlassen, sei letztlich eine Sache der polnischen Regierung, erklärte die US-Regierung weiter. Die polnische Regierung argumentierte zuvor hingegen, die Entscheidung über die Weitergabe liege bei der Nato – und schlug den Umweg über den US-Stützpunkt in Deutschland vor. Russland hatte gewarnt, dass es als Einmischung in einen bewaffneten Konflikt gewertet werde, falls Staaten ukrainische Maschinen auf ihren Flugplätzen landen liessen, die anschliessend russische Streitkräfte angriffen. (saw/sda/dpa)

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22 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Demo78
10.03.2022 04:35registriert August 2017
Ist Wahnsinn wie schnell die Chronologien verdreht und vergessen werden:
1. die erste Person die für die Ukraine Jets kaufen wollte war EU Ratspräsidentin von der Leyen, auf einmal spricht man nur noch von Polen und Amis🤷🏻‍♂️
2. Tatsächlich sollte man die Schweiz als Spenderstaat für ein paar Mig 29 ernsthaft prüfen🤔
3. Falls Russland uns den Krieg erklärt… hat Gadafhi nach dem Vorfall in Genf auch schon gemacht. Gadafhi ist nicht mehr🤷🏻‍♂️
4. Die Geschichte der unerschrockenen Helvetier bietet eine solche Handlung an😉
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