Ukraine greift erstmals russischen Tanker im Mittelmeer an
Die Ukraine hat gemäss eigenen Angaben zum ersten Mal einen Tanker der russischen Schattenflotte im Mittelmeer angegriffen. Ein Vertreter des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU sagte dies gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Kiew spricht von einer «beispiellosen Spezialoperation» der sogenannten Spezialeinheit «Alfa». Dabei soll der Tanker «Qendil» erfolgreich mit Drohnen angegriffen worden sein. Dieser wurde offenbar schwer beschädigt. Ob sich zum Zeitpunkt des Angriffs Personen auf dem Schiff befanden, ist unklar. Wie der russische Kriegsblogger Alexander Newzorow unter Berufung auf russische Geheimdienstquellen berichtet, waren mehrere Mitglieder des russischen Militärgeheimdienstes GRU an Bord. Sieben Personen seien bei dem Angriff verletzt und zwei getötet worden, so Newzorow.
Zu den Getöteten soll sich dem Bericht zufolge auch der GRU-General Andrei Awerjanow befinden. Dieser leitete bis 2022 die berüchtigte Einheit 29155 beim GRU, die für zahlreiche Anschläge in Europa verantwortlich gemacht wird, unter anderem für den Giftanschlag auf den russischen Ex-Spion Sergej Skripal und dessen Tochter 2018. Awerjanow wird in Tschechien gesucht – wegen eines Anschlags auf ein Munitionsdepot im Jahr 2014. Für die Angaben Newzorows liegt bislang jedoch keine Bestätigung vor.
Der Tanker «Qendil» ist offenbar Teil der sogenannten russischen Schattenflotte. Dabei handelt es sich um Schiffe, welche Russland dazu verwendet, die westlichen Sanktionen auf Öltanker zu umgehen. Dabei werden die Schiffe nicht unter russischer Flagge gemeldet, sondern unter solchen aus Drittweltländern.
Ein Angriff der Ukraine auf einen russischen Tanker ist ein Novum. Zuvor wurden die meisten Angriffe im Schwarzen Meer durchgeführt. «Qendil» war offenbar auf dem Weg aus der indischen Hafenstadt Sikka nach Ost-Russland. Zum Zeitpunkt des Angriffs soll sich kein Rohöl an Bord befunden haben. (dab)
