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Bis zu 1400 Schiffe: Putins Schattenflotte beunruhigt die EU

The tanker Boracay that allegedly belongs to Russia's so-called shadow fleet, is seen Thursday, Oct. 2, 2025, off Saint-Nazaire, France's Atlantic coast. (AP Photo/Mathieu Pattier)
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Der Tanker «Boracay» gehört mutmasslich zur russischen Schattenflotte.Bild: keystone

Bis zu 1400 Schiffe: Putins Schattenflotte beunruhigt die EU

Die sogenannte russische Schattenflotte zur Umgehung von internationalen Ölsanktionen infolge des Ukraine-Kriegs bereitet der EU zunehmend Sorgen.
20.10.2025, 06:3720.10.2025, 06:37

Wie aus einem Arbeitspapier für ein Aussenministertreffen an diesem Montag in Luxemburg hervorgeht, wird die Grösse dieser Flotte mittlerweile auf 600 bis 1'400 Tanker geschätzt. «Diese Schiffe tragen nicht nur zur russischen Kriegswirtschaft bei, sondern stellen auch eine erhebliche Gefahr für Umwelt und Schifffahrtssicherheit dar», warnen Experten der EU-Aussenbeauftragten Kaja Kallas in dem Dokument, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Unglücke könnten demnach Ölkatastrophen und andere Meeresverschmutzungen verursachen – mit verheerenden Folgen für Küstengebiete, Ökosysteme und die Fischerei. Da viele der Schiffe unklare Eigentumsverhältnisse haben und laut den Experten nicht oder nur unzureichend versichert sind, müssten im Falle einer Havarie wohl die Steuerzahler der Küstenstaaten für die Beseitigung der Schäden aufkommen.

Über die sogenannte Schattenflotte versucht Moskau seit Jahren, einen von westlichen Unterstützern der Ukraine eingeführten Preisdeckel für russisches Öl zu umgehen. Dafür werden meist veraltete Schiffe mit schwer nachvollziehbaren Eigentumsverhältnissen gechartert und verschiedene Methoden genutzt, um die Herkunft von Ölladungen zu verschleiern. Mitunter wird der Transponder des satellitengestützten automatischen Schiffsidentifizierungssystems (AIS) ausgeschaltet oder manipuliert, manchmal Öl auf hoher See zwischen Tankern umgeladen.

Schiffe als Plattform für Drohnen-Attacken

Zudem wird davor gewarnt, dass Schiffe der Schattenflotte als Plattform für den Start von Drohnen für Stör- oder Spionageangriffe genutzt werden können. Diesen Verdacht gab es auch nach den mysteriösen Drohnensichtungen in Dänemark, die vor allem in der Hauptstadt Kopenhagen zu erheblichen Einschränkungen des Flugverkehrs geführt hatten.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, schlägt die EU-Aussenbeauftragte Kallas nun vor, nicht nur schärfer gegen beteiligte Schiffe und Reederei vorzugehen, sondern auch noch intensiver mit Küstenländern und solchen Staaten zu kooperieren, unter deren Flagge die Schiffe registriert sind. Diese Staaten sollen im Idealfall ihr Einverständnis geben, dass Schiffe von Marinekräften aus EU-Ländern kontrolliert werden dürfen.

Dem Text zufolge sind drei EU-Marinemissionen bereits seit Juni 2025 damit beauftragt, die Schattenflotte zu überwachen und Informationen über sie zu beschaffen. Dazu gehört unter anderem die Operation «Aspides», die eigentlich vor allem dazu beitragen soll, Handelsschiffe im Roten Meer vor Angriffen durch die jemenitische Huthi-Miliz zu schützen. An der Mission ist auch die deutsche Bundeswehr beteiligt.

Künftig sollen mehr als 560 Schiffe auf Sanktionsliste stehen

Damit die EU-Aussenbeauftragte ihre Pläne umsetzen kann, braucht sie die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten. Gleiches gilt für weitere Sanktionen. Geplant ist dem Dokument zufolge, dass die Zahl der von Hafenverboten und Strafmassnahmen betroffenen Schiffe im Zuge des 19. Pakets mit EU-Russland-Sanktionen von derzeit 444 auf 562 erhöht wird. (sda/dpa)

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38 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Squawk 7700
20.10.2025 07:47registriert Mai 2025
Jede wette, Ungarn wird gegen die Sanktionen sein.
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Dr. Rodney McKay
20.10.2025 08:15registriert September 2024
Das Problem sind die Staaten die dieses Öl Schlussendlich kaufen. Würden sich diese an die Sanktionen halten oder Sie ebenfalls mittragen, wäre das Problem gar nicht erst entstanden.

Fun Fact: Viele dieser Staaten erhalten vom Westen Geld in form von Entwicklungshilfe. Man könnte diese doch einfach mal streichen. Dann würde es wohl schnell gehen und man würde davon absehen weiterhin dieses "Blutöl" zu kaufen.
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