Spezialflugzeuge der Russen offenbar von der Ukraine zerstört – das steckt dahinter
Dem ukrainischen Militärgeheimdienst HUR ist nach eigenen Angaben ein historischer Schlag gegen die russische Armee gelungen: Erstmals seien zwei amphibische Flugzeuge vom Typ Be-12 «Chaika» auf der besetzten Halbinsel Krim zerstört worden, wie der Geheimdienst am Montag mitteilte. Bei dem am Sonntag erfolgten Angriff mit Kamikazedrohnen sei zudem ein russischer Militärhubschrauber vom Typ Mi-8 zerstört worden. Das oben eingeblendete Video soll den nächtlichen Einsatz zeigen.
Zu den Hintergründen des Angriffs äusserte sich Kiew nicht. Die beiden Flugzeuge scheinen aber nicht zufällig ins Visier der Ukrainer geraten zu sein. Die Be-12 «Chaika» seien «mit teurer Ausrüstung zur Erkennung und Bekämpfung von U-Booten ausgestattet» gewesen, heisst es. Tatsächlich dienen die schon Anfang der 1960er-Jahre in der Sowjetunion gebauten Maschinen zur Seeaufklärung und zur U-Boot-Jagd. Bis 1964 entstanden etwa 150 Stück des Fliegers, von denen auch mansche zu Löschflugzeugen umgebaut wurden. Nach Angaben des International Institute for Strategic Studies (IISS) befanden sich 2018 noch vier Be-12 «Chaika» in Diensten der russischen Armee.
Plant Kiew den nächsten Angriff auf die Krim-Brücke?
Unter Kriegsbeobachtern löste der jüngste Schlag auf der Krim Spekulationen über einen möglicherweise bevorstehenden Angriff auf die Kertsch-Brücke aus. Sie verbindet die Krim mit dem russischen Festland. Seit Oktober 2022 hat die Ukraine das illegal errichtete Bauwerk schon drei Mal angegriffen und dabei jeweils erheblichen Schaden angerichtet – zerstört werden konnte die Brücke bislang aber nicht. Beim jüngsten Angriff am 3. Juni dieses Jahres soll eine von der Ukraine entwickelte Unterwasserdrohne zum Einsatz gekommen sein, deren Explosion auch einen tragenden Brückenpfeiler beschädigt haben soll.
Eine offizielle Bestätigung für den Einsatz einer Unterwasserdrohne gab es allerdings nicht, nur eine Andeutung eines Geheimdienstoffiziers. Bei dem Geschoss könnte es sich um eine Drohne aus der «Toloka»-Familie handeln, deren Entwicklung Präsident Selenskyj im Februar verkündete. Die Drohnen in Form eines U-Bootes sind zwischen 2,5 und 12 Metern lang. Das grösste Modell, die TLK-1000, kann laut Hersteller bis zu fünf Tonnen Sprengstoff tragen und hat eine Reichweite von 2'000 Kilometern. Der Öffentlichkeit vorgestellt wurden die Unterwasserdrohnen erstmals vorige Woche bei einer Waffenmesse im westukrainischen Lwiw.
Kertsch-Brück noch immer wichtig für die Russen
Die Vorstellung der «Toloka»-Unterwasserdrohnen könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Ukraine die Waffen inzwischen in grösserer Stückzahl produziert. Der gezielte Angriff auf die russischen Aufklärungsflieger könnte also dazu dienen, einen Überraschungsangriff aus der Tiefe zu verschleiern.
Die Kertsch-Brücke gilt noch immer als wichtige Versorgungslinie der Russen in der besetzten Südukraine, auch wenn diese inzwischen über eine weitere Bahnlinie mit Russland verbunden sind. Die Zerstörung der 2018 von Kremlchef Putin eröffneten Brücke hätte zudem hohen symbolischen Wert. Schon seit Kriegsbeginn bittet die Ukraine Deutschland um die Lieferung des Taurus-Marschflugkörpers. Dieser dürfte in der Lage sein, die Brücke vollständig zu zerstören. Die Lieferung der Waffe lehnt die Bundesregierung aber ab – aus Sorge, von Russland als Kriegspartei eingestuft zu werden.

