International
Russland

Putin-kritischer Investor gestorben: Sein Tod gibt Rätsel auf

Putin-kritischer Investor gestorben: Sein Tod gibt Rätsel auf

Dan Rapoport war ein ausgewiesener Gegner des Kremls und Unterstützer der russischen Opposition: Nun ist er unter mysteriösen Umständen in den Tod gestürzt.
18.08.2022, 13:41
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online
Dan Rapoport: Der Putin-Kritiker ist im Alter von 52 Jahren unter ungeklärten Umständen gestorben.
Dan Rapoport: Der Putin-Kritiker ist im Alter von 52 Jahren unter ungeklärten Umständen gestorben. Bild: Facebook/Ukrainian Corporate Governance Academy

Der Tod des Geschäftsmannes und ausgewiesenen Putin-Gegners Dan Rapoport gibt Rätsel auf: Der 52-Jährige mit lettisch-amerikanischer Staatsangehörigkeit wurde am vergangenen Sonntag tot vor seiner Wohnung in Washington DC gefunden. Die Ermittler gehen bislang von einem Suizid aus – doch Details wecken Zweifel an dieser Version.

Witwe widerspricht Berichten über Abschiedsbotschaft

Fest steht, dass Rapoport aus grosser Höhe aus dem Apartmentgebäude im Nordwesten Washingtons gestürzt ist. Der 52-Jährige starb im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen, nachdem Passanten die Polizei alarmiert hatten. Internationale Medien berichten unter Berufung auf einen Ermittlungsbericht, dass Rapoport bei dem mutmasslichen Suizid zahlreiche Gegenstände, unter anderem sein Handy, Schlüssel und über 2'600 Dollar Bargeld bei sich getragen habe.

Zweifel an der bisherigen Verison werden vor allem dadurch genährt, dass die Witwe des Unternehmers. Alena Rapoport, bestreitet, dass es eine Abschiedsbotschaft gegeben habe und der Hund ihres Mannes in einem nahegelegenen Park ausgesetzt worden sei. Dies hatte die russische Journalistin Yuniya Pugachewa zuvor auf ihrem Telegram-Kanal berichtet. Die Witwe widerspricht ebenso Pugachewas Darstellung, nach der die Journalistin den Investor im Mai in einem Londoner Nachtclub persönlich getroffen habe – eine Reise nach London habe es in diesem Jahr gar nicht gegeben.

Die Polizei Washingtons hat sich bislang nicht abschliessend zu der Todesursache geäussert. Die Ermittlungen dauern an, wie eine Sprecherin des Metropolitan Police Department zuletzt erklärte. Mutmassungen über einen fingierten Suizid erteilten die Ermittler jedoch eine Absage: «Derzeit gehen wir nicht von einem falschen Spiel aus», so die Sprecherin.

Düstere letzte Worte

Rapoport hat sich als scharfer Kritiker des russischen Machthabers Wladimir Putin einen Namen gemacht. Der Unternehmer war in den 90er Jahren für das erste russisch-amerikanische Ölunternehmen «Phibro Energy» tätig und durchlief hohe Posten im russischen Finanzsektor. 2012 kehrte er Moskau den Rücken – wohl auch, weil ihn seine Unterstützung für den Oppositionellen Alexej Nawalny in Ungnade mit dem Kreml fallen liess. Nawalny war nach Protesten gegen die Ergebnisse der Parlamentswahlen im Dezember 2011 verhaftet worden.

Nach vier Jahren in den USA lebte der Unternehmer seit 2016 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Nach Beginn des russischen Angriffskrieges ging die Familie ins Exil – seine Ehefrau und eine Tochter zuerst nach Dänemark, Dan Rapoport reiste in die USA. Aus dem Exil soll er die russische Opposition weiter unterstützt haben, wie ein Berater Nawalnys 2017 bestätigte. Bilder auf Facebook zeigen ihn mit dem putinkritischen früheren Oligarchen Michail Chodorkowski.

Die russische Führung hat der Investor auf seinem Facebook-Profil bis zuletzt scharf kritisiert. Sein letzter Post ist ein Bild aus dem Antikriegsfilm «Apocalypse Now» – es zeigt Colonel Kurtz, der im Film vom Protagonisten getötet wird. Überschrieben ist das Foto mit den letzten Worten des Filmcharakters: «The horror, the horror. - Colonel Kurtz.»

(t-online,jro)

Lass dir helfen!
Du glaubst, du kannst eine persönliche Krise nicht selbst bewältigen? Das musst du auch nicht. Lass dir helfen.
In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen und depressiven Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.

Die Dargebotene Hand: Tel 143, www.143.ch
Beratung + Hilfe 147 für Jugendliche: Tel 147, www.147.ch
Reden kann retten: www.reden-kann-retten.ch
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
23 Bilder, die Russlands Militärparade auf den Punkt bringen
1 / 25
23 Bilder, die Russlands Militärparade auf den Punkt bringen
Russland begeht am 9. Mai mit dem «Tag des Sieges» über Nazi-Deutschland seinen wichtigsten Feiertag.
quelle: imago-images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Putins «Bluthund» Kadyrow
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
stormcloud
18.08.2022 13:59registriert Juni 2021
Sehr merkwürdig, wie viele Putin-Kritiker Selbstmord verüben oder Unfälle haben...

Ich gehe davon aus, dass Putins' Geheimdienste oder Auftragsmörder in aller Welt aktiv sind, um unliebsame Stimmen verstummen zu lassen. Mit allen Mitteln!

Was mir derzeit auffällt: Man hört eigentlich überhaupt nichts mehr von den russischen Oligarchen. Hat keiner mehr etwas zu sagen, trotz beschlagnahmter Vermögen und Sanktionen?
1754
Melden
Zum Kommentar
avatar
Mijasma
18.08.2022 15:40registriert Oktober 2018
Aus dem Fenster fallen scheint für Putin Gegner ansteckend zu sein.
1164
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hierundjetzt
18.08.2022 14:56registriert Mai 2015
Er war zum Tee eingeladen.

Danach hatte er einen Unfall.

Russen die Putin kritisieren sind eben ohne Ausnahme Grobmotoriker.
1134
Melden
Zum Kommentar
58
Mindestens 32 Tote nach heftigen Regenfällen in Kenia

In Kenia sind in den vergangenen Tagen nach heftigen Regenfällen und Überschwemmungen mindestens 32 Menschen ums Leben gekommen. Wie die UN-Nothilfeorganisation OCHA am Freitag berichtete, mussten mehr als 40 000 Menschen aus ihren Dörfern und Siedlungen fliehen.

Zur Story