Langsam, aber stetig arbeitet sich die Ukraine im Umland von Bachmut vor. Dies meldet heute das Institut for the Study of War. Luftaufnahmen beweisen, dass die ukrainische Armee im Norden, im Nordwesten und im Südwesten der zerstörten Stadt Fortschritte erzielen konnte. Ex-Wagner-Chef Prigoschin warnt schon seit längerem davor, dass die Ukraine die von Russland besetzte Stadt umzingeln und die dort stationierten Truppen einkreisen wird. Russische Militär-Blogger berichten von einer «schwierigen» Situation um die einstmals hart umkämpfte Stadt.
Die verlustreiche Besetzung von Bachmut, mehrheitlich durch Wagner-Söldner, stand am Ursprung des Konflikts zwischen dem damaligen Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und der russischen Militärführung, die in einem Putschversuch endete. Prigoschin ist heute in Russland Persona non grata. Seine Geschäfte und Besitztümer wurden beschlagnahmt. Sollte Bachmut zurück an die Ukraine fallen, wäre sein komplettes Werk ausradiert.
Ein Vergleich der besetzten Gebiete von heute und vor zwei Monaten zeigt, wie die ukrainischen Verteidiger ihre Besatzer bei Bachmut zwar langsam, aber stetig zurückdrängen. 60 Kilometer südlich von Bachmut, in der Stadt Makiivka einige Kilometer hinter der Front, gelang der Ukraine am Dienstag mit der Zerstörung eines Munitionslagers ein empfindlicher Schlag.
Spectacular drone footage of the Russian ammunition depot which got eliminated yesterday night. You can clearly see the missiles of MLRS and the amount of them is breathtaking.
— (((Tendar))) (@Tendar) July 5, 2023
To store so much ammunition in the center of Makiivka/Donetsk just paraphrases how little regard the… pic.twitter.com/kvWyq2sgGI
Drohnenaufnahmen zeigen eine riesige zerstörte Wohnüberbauung, die den Invasoren als Depot diente. Der Angriff mitten in der Nacht entzündete die Munition. Die gigantische Explosion war kilometerweit zu sehen.
Im benachbarten Yasynuvata bombardierte die Ukraine einen Bahnhof. Russlands setzt bei der Versorgung seiner Truppen traditionell stark auf die Eisenbahn. Mit Angriffen wie diesem versucht die Ukraine seit Beginn der Offensive, die russische Logistik zu treffen. Dies sei Teil der Strategie «starve, stretch, strike» (aushungern, dehnen/belasten, zuschlagen), welche die Ukraine laut dem britischen Chef des Verteidigungsstabes der Streitkräfte, Sir Tony Radakin, bei der Rückeroberung ihrer Gebiete anwendet. Radakin glaubt nicht, dass die ukrainische Offensive bereits voll in Gang ist. Es sei zudem unfair, die Qualität der Befreiungsaktion mit der Stoppuhr zu messen: «Auch wenn die Ukraine nur langsam vorwärtskommt, so hat sie doch in den letzten Wochen mehr Territorium zurückgewonnen, als Russland im gesamten letzten Jahr einnahm.» Russland sei zu schwach für eine erneute Gegenoffensive: «Der Krieg entwickelt sich langsam, aber stetig zugunsten der Ukrainer.»
(tog)
Und selbst wenn sie jetzt so langsam vorwärtskommt, spricht es dennoch für sich, dass die Ukraine in den letzten 2 Monaten mehr Gebiete erobert hat, als Russland in den vergangenen 12 Monaten.