Salvini will ukrainischen Flüchtlingen helfen – und wird vorgeführt
Der Chef der italienischen Lega, Matteo Salvini, wollte eigentlich eine Hilfsorganisation in die Ukraine begleiten. Der Rechtspopulist, der sonst eigentlich für seine migrationskritische Haltung bekannt ist, bekam allerdings von der Caritas wie auch dem Roten Kreuz eine Abfuhr. Sie hätten jeden Kontakt abgelehnt, schreibt die italienische Zeitung «Il Fatto Quotidiano».
Also organisierte Salvini eine Reise ins polnische Grenzgebiet, denn: «Diesen Frauen, Kindern, Müttern und Grossmüttern zu helfen, ist eine Pflicht für jeden von uns.» Die Mission des Lega-Chefs lief aber nicht nach seiner Vorstellung.
Als er am Bahnhof von Przemysl ankam, einer Stadt etwa zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und Ankunftsort für Tausende von Flüchtlingen, empfing ihn der dortige Bürgermeister Wojciech Bakun. Dieser bedankte sich zuerst für die Hilfe Italiens, nahm dann aber ein T-Shirt mit Putins Gesicht hervor, wandte sich an Salvini und sagte:
Salvini reagierte sichtlich verdutzt und meinte auf Englisch: «Sorry, wir sind hier, um Kindern zu helfen ...» Dann entfernte er sich von der Menge, während Demonstranten auf italienisch «Du Clown, schäm dich!» riefen.
Gemäss «Il Fatto Quotidiano» ging Salvini nicht auf die Provokationen ein und meinte, er sei dort, um «Hilfe und Frieden» zu bringen. Und fügte hinzu: «Wir sind nicht an der Polemik der italienischen oder polnischen Linken interessiert, wir sind hier, um den Kriegsflüchtlingen zu helfen.»
Dumm nur, dass es sich bei Bürgermeister Bakun nicht um einen linken Politiker handelt. Er ist nämlich Mitglied von Kukiz’15, einer rechtskonservativen Bewegung.
Aber wieso dieses T-Shirt?
Die Provokation mit dem Putin-T-Shirt kommt aber nicht von ungefähr. Salvini ist dafür bekannt, dass er sich in der Vergangenheit immer wieder als Putin-Fan darstellte. Dasselbe T-Shirt trug Salvini bei einem Russland-Besuch. Und auch auf Twitter fand Salvini immer wieder lobende Worte für den russischen Präsidenten.
Are you serious?
— Łukasz (@Milukasz85) March 8, 2022
Your friend Putin is responsible for this war. pic.twitter.com/yo5kM0Jchn
Salvini bezeichnete Putin auch schon als «einen der besten Staatsmänner». Kein Wunder also, dass er in Polen mit einer gehörigen Portion Misstrauen begrüsst worden ist.
Die Szene im Video:
(jaw)
