Die US-Regierung hat am Donnerstag angekündigt, dass Schritte eingeleitet würden, damit die Elite-Universität Harvard keine ausländischen Studierenden mehr aufnehmen darf. Jene, die bereits an der Uni studieren und den Anforderungen der Regierung entsprechen, müssen eine neue Hochschule suchen, die ein entsprechendes Zertifikat (SEVP) haben. Ansonsten droht der Entzug der Aufenthaltsbewilligung. Für Harvard hätte das gravierende Folgen: Rund 27 Prozent oder knapp 6800 der Studentinnen und Studenten sind aus dem Ausland.
Laut dem Heimatschutzministerium hat Harvard 72 Stunden Zeit, um zu reagieren. Die Hochschule soll so gezwungen werden, Informationen über die Studierenden an die Regierung preiszugeben, die in den letzten Jahren an «illegalen», «gefährlichen» oder «bedrohlichen» Aktivitäten teilnahmen, zum Beispiel an Protesten oder wegen Verstössen gegen Visa-Bestimmungen. Dagegen hat sie sich bisher geweigert.
Ein Sprecher der Universität im Bundesstaat Massachusetts bezeichnete das Vorgehen der Regierung in einer E-Mail als «rechtswidrig». Es war von einer «Vergeltungsmassnahme» die Rede, die Harvard und den Vereinigten Staaten «ernsthaften Schaden» zufüge und den akademischen Auftrag der Hochschule sowie ihre Forschung untergrabe. «Wir setzen alles daran, Harvards Fähigkeit zu bewahren, internationale Studierende und Wissenschaftler aus mehr als 140 Ländern aufzunehmen», hiess es darin weiter.
Der Entscheid könnte nicht nur Harvard schaden, sondern der ganzen Hochschullandschaft in den USA, befürchten viele. Professoren machen sich Sorgen, dass Forschungslabore plötzlich leer blieben. Hinzu kommen finanzielle Sorgen. Denn da ausländische Studierende kein Anrecht auf staatliche Unterstützung haben, bezahlen sie die Gebühren in der Regel selbst. Ihre Gebühren sind zudem meist höher als jene inländischer Studierenden. Das bringt der Uni Geld ein.
Die Studierenden selbst wissen nun nicht, wie es für sie weitergeht. Abdullah Shahid Sial, Co-Präsident der Studentenschaft, erklärt gegenüber CNN: «Internationale Studierende repräsentieren die besten der besten ihres eigenen Landes und es ist traurig zu sehen, dass sie auf so eine unmenschliche und respektlose Art behandelt werden.»
Karl Molden aus Österreich erklärt gegenüber dem Portal, dass die ausländischen Studierenden nervös seien. «Viele von uns haben ihr ganzes Leben dafür gearbeitet, an eine Universität wie Harvard zu kommen.» Er wirft der Regierung vor, dass internationale Studierende «als Spielball in diesem grösseren Kampf zwischen Demokratie und autoritärem System» benutzt würden.
Jason Furman, Wirtschaftsprofessor in Harvard, erklärt, der Entscheid sei «in jeder Hinsicht schrecklich». «Es ist unmöglich, sich Harvard ohne unsere tollen ausländischen Studierenden vorzustellen. Sie sind ein grosser Gewinn für alle hier, für die Innovation und die Vereinigten Staaten generell.»
Noch ist unklar, wie Harvard genau auf die Entscheidung reagieren wird. Beim Sender Fox News verteidigte Heimatschutzministerin Kristi Noem das Vorgehen der Regierung gegen Harvard. Die Hochschule habe «mehrfach die Gelegenheit» gehabt, Informationen über kriminelle Aktivitäten ausländischer Studierender zu übermitteln, sich jedoch geweigert.
«Studierende aus dem Ausland, die (…) nicht an diesen kriminellen Aktivitäten beteiligt sind, werden sich eine andere Universität suchen müssen», sagte Noem und warf Harvard vor, nicht nur Proteste, sondern auch «gewalttätige Proteste» auf dem Campus zugelassen zu haben. Bei X hatte sie die Universitätsverwaltung davor beschuldigt, Gewalt und Antisemitismus zu dulden und zudem auch eine «Kooperation mit der Kommunistischen Partei Chinas» auf dem Campus begünstigt zu haben. Die neue Massnahme sei «eine Warnung an alle anderen Universitäten, endlich für Ordnung zu sorgen», so Noem. (vro/sda)