Das israelische Restaurant Gila and Nancy hat seine für Freitag geplante Neueröffnung in Berlin abgesagt. Am Mittwoch teilte das Restaurant auf Instagram mit, dass die Eröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben werde. «Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine freudige Feier sein», heisst es in dem Post. Aber der «Sturm, der uns gerade umgibt», mache es schwer bis unmöglich, diese Freude zu spüren.
Zuvor hatten propalästinensische Aktivisten in sozialen Medien zu Protesten gegen das Restaurant aufgerufen, das bereits eine Filiale in Tel Aviv hat. Für Mittwochabend wurde eine Demonstration vor dem neuen Restaurant am Gendarmenmarkt angemeldet.
Trotz der verschobenen Eröffnung fand die Demonstration am Mittwochabend statt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin nahmen etwa 200 Menschen daran teil. Auch eine spontane Gegendemonstration von Unterstützenden des Restaurants mit etwa 50 Teilnehmern habe es gegeben. Beide seien friedlich und ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen. Im Vorfeld seien allerdings in der Nähe des Restaurants Schmierereien entdeckt worden. Unter anderem habe dort «Palinazis» und «Gila and Nancy supports Genocide» gestanden, so die Polizeisprecherin.
Die Vorwürfe der Aktivisten richten sich gegen Shahar Segal, einen der Inhaber des Restaurants. Dieser war laut Berichten des US-Mediums NPR bis vor kurzem für einige Wochen ehrenamtlich Sprecher der israelisch-US-amerikanischen Organisation Gaza Humanitarian Foundation, was auch in anderen Ländern zu Protesten vor seinen Restaurants führte. In Melbourne stürmten Protestierende ein Restaurant und zerstörten Scheiben.
Die GHF ist eine private Stiftung, die seit Mai 2025 im Gazastreifen Hilfslieferungen über sogenannte sichere Verteilzentren verteilt. Die Organisation steht international massiv in der Kritik. In der Nähe der Verteilzentren sollen immer wieder Menschen von der israelischen Armee erschossen werden.
Einen Monat nach Beginn der Arbeit der GHF ging das UN-Menschenrechtsbüro davon aus, dass mindestens 410 Palästinenser rund um die Zentren getötet worden waren. «Ärzte ohne Grenzen» wirft der GHF vor, Hilfsbedürftige in «Todesfallen» zu locken und spricht von «als humanitäre Hilfe getarnten Massakern». Die UN lehnt die Zusammenarbeit mit der GHF ab, weil sie ihr vorwirft, sich nach den Plänen der israelischen Armee zu richten und nicht neutral zu sein.
Als Segal Anfang Juli seine Arbeit bei der GHF beendete, postete er laut der «Times of Israel» auf Instagram, dass seine Arbeit «immer von dem Wunsch getragen» gewesen sei, «die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen». Im aktuellen Post von Gila und Nancy heisst es, dass der Krieg «in unserem Heimatland» schon lange hätte enden sollen, «durch Dialog und Mitgefühl». Man träume von einer sicheren Zukunft für alle Menschen, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Identität. Auf Anfrage der «Berliner Zeitung» wollte sich das Restaurant nicht weiter zu dem Sachverhalt äussern. Eine t-online-Anfrage blieb bisher unbeantwortet.