International
Deutschland

Proteste gegen israelisches Restaurant in Berlin – Eröffnung verschoben

Proteste gegen israelisches Restaurant in Berlin – Eröffnung verschoben

Ein israelischer Gastronom will in Berlin ein Restaurant eröffnen. Wegen seiner Arbeit bei einer umstrittenen Organisation führt das zu Protesten. Die Eröffnung ist verschoben.
17.07.2025, 17:2317.07.2025, 17:23
Yannick von Eisenhart Rothe / t-online
Mehr «International»
Ein Artikel von
t-online

Das israelische Restaurant Gila and Nancy hat seine für Freitag geplante Neueröffnung in Berlin abgesagt. Am Mittwoch teilte das Restaurant auf Instagram mit, dass die Eröffnung auf unbestimmte Zeit verschoben werde. «Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine freudige Feier sein», heisst es in dem Post. Aber der «Sturm, der uns gerade umgibt», mache es schwer bis unmöglich, diese Freude zu spüren.

Zuvor hatten propalästinensische Aktivisten in sozialen Medien zu Protesten gegen das Restaurant aufgerufen, das bereits eine Filiale in Tel Aviv hat. Für Mittwochabend wurde eine Demonstration vor dem neuen Restaurant am Gendarmenmarkt angemeldet.

Trotz der verschobenen Eröffnung fand die Demonstration am Mittwochabend statt. Nach Angaben einer Polizeisprecherin nahmen etwa 200 Menschen daran teil. Auch eine spontane Gegendemonstration von Unterstützenden des Restaurants mit etwa 50 Teilnehmern habe es gegeben. Beide seien friedlich und ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen. Im Vorfeld seien allerdings in der Nähe des Restaurants Schmierereien entdeckt worden. Unter anderem habe dort «Palinazis» und «Gila and Nancy supports Genocide» gestanden, so die Polizeisprecherin.

Der Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte. In der Bildmitte hinter dem Straßencafà der Deutsche Dom, rechts das Konzerthaus. *** The Gendarmenmarkt in Berlin Mitte In the center of the picture behind the str ...
Blick auf den Berliner Gendarmenmarkt (Symbolbild): Hier soll bald das Restaurant Gila and Nancy eröffnen.Bild: www.imago-images.de

Inhaber arbeitete als Sprecher für umstrittene Organisation

Die Vorwürfe der Aktivisten richten sich gegen Shahar Segal, einen der Inhaber des Restaurants. Dieser war laut Berichten des US-Mediums NPR bis vor kurzem für einige Wochen ehrenamtlich Sprecher der israelisch-US-amerikanischen Organisation Gaza Humanitarian Foundation, was auch in anderen Ländern zu Protesten vor seinen Restaurants führte. In Melbourne stürmten Protestierende ein Restaurant und zerstörten Scheiben.

Die GHF ist eine private Stiftung, die seit Mai 2025 im Gazastreifen Hilfslieferungen über sogenannte sichere Verteilzentren verteilt. Die Organisation steht international massiv in der Kritik. In der Nähe der Verteilzentren sollen immer wieder Menschen von der israelischen Armee erschossen werden.

«Als humanitäre Hilfe getarnte Massaker»

Einen Monat nach Beginn der Arbeit der GHF ging das UN-Menschenrechtsbüro davon aus, dass mindestens 410 Palästinenser rund um die Zentren getötet worden waren. «Ärzte ohne Grenzen» wirft der GHF vor, Hilfsbedürftige in «Todesfallen» zu locken und spricht von «als humanitäre Hilfe getarnten Massakern». Die UN lehnt die Zusammenarbeit mit der GHF ab, weil sie ihr vorwirft, sich nach den Plänen der israelischen Armee zu richten und nicht neutral zu sein.

Als Segal Anfang Juli seine Arbeit bei der GHF beendete, postete er laut der «Times of Israel» auf Instagram, dass seine Arbeit «immer von dem Wunsch getragen» gewesen sei, «die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen». Im aktuellen Post von Gila und Nancy heisst es, dass der Krieg «in unserem Heimatland» schon lange hätte enden sollen, «durch Dialog und Mitgefühl». Man träume von einer sicheren Zukunft für alle Menschen, unabhängig von Nationalität, Geschlecht oder Identität. Auf Anfrage der «Berliner Zeitung» wollte sich das Restaurant nicht weiter zu dem Sachverhalt äussern. Eine t-online-Anfrage blieb bisher unbeantwortet.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Rückblick auf das Jahr nach dem 7. Oktober
1 / 32
Rückblick auf das Jahr nach dem 7. Oktober
7. OktoberIm Morgengrauen des jüdischen Feiertags Simchat Tora startet die islamistische Terrororganisation Hamas einen Grossangriff auf das umliegende Gebiet in Israel. Mehrere Tausend Raketen werden aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert. Mehrere tausend Terroristen überwinden die Grenzbefestigungen und töten an einem Musikfestival und in mehreren Ortschaften wahllos Soldaten und vor allem Zivilisten. Bild: Ein Zimmer in einem Haus im Kibbuz Kfar Aza nach dem Angriff der Hamas. ... Mehr lesen
quelle: keystone / abir sultan
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Macron kritisiert israelisches Vorgehen in Gaza scharf
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
17 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
foggwulf
17.07.2025 20:44registriert November 2024
Also der Besitzer wollte den Palästinensern helfen, indem er diese Organisation unterstützte. Als er bemerkte, dass da viel schief lief, legte er als Protest sein Amt nieder. Und jetzt wirft man ihm Genozid vor? Verstehe ich nicht.
4312
Melden
Zum Kommentar
avatar
Grohenloh
17.07.2025 21:22registriert August 2018
Und all die gesichert Terrororganisationen-Unterstützer, Falschinformationen-Verbreiter und Patriarchat-Forderer dürfen weiter frei herumlaufen, demonstrieren und Deutschland unsicher machen? Absurd!
5021
Melden
Zum Kommentar
avatar
Fettsack
17.07.2025 19:00registriert Oktober 2024
Erschreckend dass der Pöbel sich mittlerweile das Recht nimmt, zu entscheiden wer, wo und wann ein Restaurant zu eröffnen hat! Das man diese Demokratiefeinde auch noch Aktivisten nennt, ist ein Hohn für jeden der sich für etwas einsetzt, ohne gleich die Existenz des anderen in frage zu stellen.
4722
Melden
Zum Kommentar
17
Schweizer Armee rüstet auf und kauft Flugabwehrsystem aus Deutschland
Die Schweiz beschafft fünf Iris-T SLM Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der deutschen Bundeswehr und die Herstellerin Diehl Defence haben für die Schweiz den Vertrag unterzeichnet.
Zur Story