In der dänischen Hauptstadt sitzen zwei schwedische Teenager, 16 und 19, in Untersuchungshaft. Sie sollen nachts um 3 Uhr am Mittwoch mit fünf Handgranaten die israelische Botschaft in Kopenhagen angegriffen haben. Oder zumindest haben sie es versucht: Es kam zu zwei Explosionen auf der Dachterrasse eines Nachbarhauses der streng bewachten Botschaft, die anderen Granaten fand die Polizei in der Nähe. Laut Angaben aus Sicherheitskreisen führt die Spur dieses Angriffs bis nach Teheran.
Die schwedischen Staatsanwaltschaft erklärte am Freitag, es gebe eine «Verbindung» zwischen den Explosionen in Kopenhagen und den Schüssen, die neun Stunden vorher auf die israelische Botschaft in Stockholm abgefeuert wurden. Schwedische Medien berichteten unter Berufung auf Polizeiquellen, dass einer der Teenager beiden Tatorten zugeordnet werden könne. Er soll von Stockholm direkt mit dem Zug nach Kopenhagen gereist sein, eine Zugfahrt von knapp sechs Stunden.
Und: die Täter sollen eine Verbindung zur berüchtigten kriminellen Bande namens Foxtrot haben, die als eine der mächtigsten im schwedischen Drogenhandel gilt und in den letzten zwei Jahren in diverse tödliche Konflikte zwischen rivalisierenden Banden verwickelt war, teilweise auch in Dänemark.
Dass Foxtrot, die ein Fuchs als Symbol benutzt, auch einen direkten Bezug zum iranischen Regime aufweist, liegt am Boss der Gang. Der international gesuchte Rawa Majid, genannt «kurdischer Fuchs», kam als Baby kurdischer Eltern nach Schweden, wuchs in Uppsala auf, verliess das Land aber nach einer langen kriminellen Karriere vor einigen Jahren.
Der heute 38-Jährige tauchte in der Türkei unter, wo er unbehelligt eine zentrale Figur im schwedischen Drogenhandel blieb. Durch Investitionen in Immobilien erhielt er auch den türkischen Pass. Gemäss schwedischen Medien hielten er und seine Familie sich danach längere Zeit im irakischen Teil von Kurdistan auf, doch wurde Majid bei einem Grenzübertritt nach Iran mit falschen Ausweisen verhaftet.
Er war einige Zeit im Gefängnis, bewegt sich heute aber frei in der Region Kurdistan, sowohl im Irak wie im Iran – und das hat einen besonderen Grund, wie der israelische Geheimdienst Mossad publik machte: Majid hatte die Wahl zwischen Gefängnis oder Kollaboration mit dem iranischen Regime. Er wählte das Zweite.
Nun setzt der 38-Jährige sein Bandennetzwerk auch für Terror gegen jüdische Ziele in Europa ein. Laut dem Mossad erstmals im Januar bei einer – misslungenen – Attacke mit Handgranaten gegen die israelische Botschaft in Stockholm, und also diese Woche erneut in Schweden und Dänemark.
Doch der Iran setzt nicht nur auf Foxtrot, sondern engagiert auch eine zweite schwedische Gang, wohl gegen gute Bezahlung. Diese soll für in der Nähe der israelischen Botschaft in Stockholm im Mai abgefeuerte Schüsse verantwortlich gewesen sei. Zudem vereitelte die Polizei weitere Attentate auf die Botschaft, als sie zwei Teenager mit scharfen Waffen stoppte.
Die schwedische Sicherheitspolizei Säpo bestätigt, dass der Iran einheimische Gangs als verlängerter Arm für Terrorhandlungen engagiert, will aber nicht in die Details gehen. Eine enge Kooperation mit dem Mossad steht jedoch ausser Frage.
Der Bandenexperte Diamant Salihu erklärte im Fernsehsender SVT, die in Stockholm und Kopenhagen verhafteten Teenager fürchteten wohl «nicht in erster Linie die dänische und schwedische Polizei, sondern den israelischen Geheimdienst». (aargauerzeitung.ch)