Das neue Nato-Mitglied Schweden hat vorerst kein Interesse an der Stationierung von US-Atomwaffen auf seinem Staatsgebiet.
«Wir haben volles Verständnis für die Notwendigkeit aller Verteidigungsfähigkeiten der Nato, einschliesslich der Nuklearstrategie», erklärte der schwedische Regierungschef Ulf Kristersson am Montag bei einer Zeremonie zur Aufnahme Schwedens in die Nato in Brüssel.
Zugleich sehe man aber keine Notwendigkeit für Schweden, in Friedenszeiten Atomwaffen oder einen permanenten Nato-Stützpunkt auf schwedischem Boden zu beherbergen. Dies sei eine schwedische Entscheidung, die nach seinem Verständnis auch voll respektiert werde, ergänzte Kristersson.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, dass Schweden natürlich dennoch in die Verteidigungsplanungen der Nato einbezogen werde. Zudem verwies er darauf, dass bereits jetzt gemeinsam geübt werde.
Schweden war am vergangenen Donnerstag nach rund 200 Jahren militärischer Blockfreiheit der Nato beigetreten. Mit der Übergabe der Beitrittsurkunde in Washington wurde die Aufnahme des skandinavischen Landes in das Verteidigungsbündnis offiziell. Das Land hatte die Mitgliedschaft im Mai 2022 unter dem Eindruck des russischen Einmarsches in die Ukraine beantragt.
Mit dem Beitritt zur Nato könnte sich Schweden theoretisch auch darum bemühen, Teil des Konzepts der nuklearen Teilhabe zu werden. Dieses basiert auf in Europa stationierten US-Atomwaffen, an deren Einsatz über das Konzept der nuklearen Teilhabe auch Länder wie Deutschland beteiligt werden könnten.
Die deutsche Bundeswehr hält zum Beispiel Kampfflugzeuge vor, um im Ernstfall US-Atombomben einsetzen zu können. In Büchel in der Eifel sollen – offiziell nie bestätigt – etwa 20 thermonukleare B61-Gravitationsbomben der US-Streitkräfte lagern. Bislang können sie unter deutsche Tornados gehängt werden.
Weiterer Bestandteil sind die Atomwaffen, über die die europäischen Nato-Staaten Grossbritannien und Frankreich verfügen. Bei der nuklearen Teilhabe sind neben Deutschland auch Länder wie Belgien, Italien und die Niederlande mit dabei. (sda/dpa)