Der Zugbauer Stadler darf nun doch 186 Doppelstockzüge an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) liefern. Nach einigen Unklarheiten zu der elektronischen Signatur von Stadler habe der Verwaltungsgerichtshof in Wien letztinstanzlich den Weg für den Auftrag freigemacht, teilten die Ostschweizer am Mittwoch mit.
Stadler kann somit einen weiteren Grossauftrag sichern: Insgesamt sollen am Standort in St. Margrethen vier-, fünf- und sechsteilige Doppelstocktriebzüge des Typs KISS für die ÖBB gebaut werden. Die Rahmenvereinbarung laufe über zehn Jahre und umfasse ein Gesamtvolumen von bis zu drei Milliarden Euro, heisst es weiter. Damit hat Stadler der ÖBB bis heute über 550 KISS verkauft.
Der letzte Auftrag stand allerdings auf der Kippe. Durch ein Gerichtsverfahren hat sich der Abschluss der Ausschreibung verzögert. Doch nun seien alle rechtliche Hürden beseitigt und der Weg sei frei für den Abruf der ersten Fahrzeuge, schreibt Stadler.
Im Herbst hatte im Ausschreibungsverfahren zum ÖBB-Auftrag das österreichische Bundesverwaltungsgericht einen Rekurs von Konkurrent Alstom wegen eines Formfehlers gutgeheissen und den Zuschlag an den Ostschweizer Zughersteller für nichtig erklärt. Die ÖBB sah sich in der Folge gezwungen, den bereits an Stadler erteilten Zuschlag zu widerrufen. Dagegen wehrte sich Stadler nun mit Erfolg.
Daneben ist ein weiterer Milliardenauftrag von Stadler wegen einer Alstom-Klage hängig. Die SBB hatte Anfang Oktober einen Auftrag über 2 Milliarden Franken an Stadler vergeben. Dafür sollten 286 Züge für die Ostschweizer Tochter Thurbo sowie für die Walliser Regionalps angeschafft werden. Von 2025 bis 2034 sollten sie das bestehende Rollmaterial ersetzen. Stadler Rail habe die Ausschreibungskriterien mit seiner Offerte am besten erfüllt und daher den Zuschlag erhalten, hatte die SBB erklärt.
Alstom sah dies anders und legte Rekurs ein. Das Verfahren sei nach wie vor hängig, sagte eine Stadler-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Neuigkeiten gebe es keine.
Im vergangenen August hatte Stadler-Verwaltungsratspräsident und -Konzernchef ad interim, Peter Spuhler, in einer Telefonkonferenz gesagt, dass Alstom praktisch bei allen Ausschreibungen, die das Unternehmen verliere, Einsprache einlege. Das sei ein Unding. Das führe zu Verzögerungen von zwei bis drei Jahren und verursache mehr Aufwand und Kosten.
(yam/sda/awp)
Erstinstanzlich hatte sich das Gericht inhaltlich nicht mit der Klage befasst, sondern einfach wegen der Unterschrift mal den Auftrag annuliert. Die Unterschrift war nicht Teil der Klageschrift und sogar Alstom war ob des Urteils damals überrascht.