Seit Beginn des Krieges ist der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nur selten in der Öffentlichkeit zu sehen. Der 44-Jährige gilt als eines der Hauptziele der russischen Armee, weshalb er sich meist in einem Bunker in Kiew befindet. An die Bevölkerung richtet er sich per Videobotschaften.
Nun könnte Selenskyj aber schon bald seine erste Auslandreise seit Beginn des Krieges antreten – in die Schweiz. Der ukrainische Präsident gehört zu den Eingeladenen der Ukraine-Konferenz vom 4. und 5. Juli in Lugano, wo er den Anlass gemeinsam mit dem Schweizer Bundespräsidenten Ignazio Cassis eröffnen soll.
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Definitiv ist Sejenskyjs Teilnahme nicht – diese hängt wohl vom weiteren Kriegsverlauf ab. Der Bund geht allerdings davon aus, dass der ukrainische Präsident tatsächlich vor Ort sein wird. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, sollen bereits jetzt akribische Vorbereitungen laufen. Die Konferenz soll so wichtige Sicherheitsmassnahmen erfordern wie kaum ein anderer Anlass in der Schweiz seit Beginn des zweiten Weltkriegs. Die Planungen sollen deshalb grösstenteils geheim gehalten werden.
Dass im Juli im Tessin eine Ukraine-Konferenz stattfinden soll, war bereits vor Beginn des Krieges klar. Geplant war damals eine Reformkonferenz. Die Invasion Russlands hat nun die Pläne verändert. «Eine solche Konferenz ist nicht mehr vorstellbar», hatte das Schweizer Aussendepartement bereits Ende März kommuniziert. Geplant ist nun stattdessen eine Geber- und Wiederaufbaukonferenz.
Wie der «Tagesanzeiger» weiter berichtet, könnte die Konferenz zudem hochkarätiger besetzt sein als ursprünglich geplant. So verriet der Tessiner Sicherheitsdirektor Norman Gobbi, dass die Teilnahme weiterer Staatschefs aus dem Westen zur Diskussion stehe. Konkret nennt er dabei Italiens Ministerpräsidenten Mario Draghi, den französischen Präsidenten Emmanuel Macron sowie den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz. Bereits letzte Woche hatte Ignazio Cassis zudem angekündet, dass der britische Premierminister Boris Johnson nach Lugano kommen könnte.
«Für Lugano, für den Kanton Tessin und für die Schweiz ist es eine Ehre, aber auch eine grosse Herausforderung, eine solche internationale Konferenz zu beherbergen», so Regierungsrat Gobbi gegenüber dem «Tagesanzeiger». Man habe nach der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels zwar Erfahrungen mit Staatschefs im Tessin und mit einer hohen Sicherheitsstufe – «allerdings unter friedlichen Vorzeichen. Jetzt, mit dem Krieg in der Ukraine, ist die Lage viel angespannter.» Bei der Eröffnung des Tunnels im Jahr 2016 standen etwa 2000 Armeeangehörige im Einsatz. (dab)