In Argentinien ist eine Liste mit den Namen von 12'000 Nazis aufgetaucht, die ab den 1930er-Jahren in dem südamerikanischen Land gelebt haben sollen. Ein argentinischer Ermittler sei in einem alten Lagerhaus in Buenos Aires auf die Liste mit Sympathisanten des Hitler-Regimes gestossen.
Eine Grosszahl der Nazi-Sympathisanten zahlte demnach Geld auf eines oder mehrere Konten bei der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) ein, der heutigen Grossbank Credit Suisse mit Sitz in Zürich, wie das Simon-Wiesenthal-Zentrum am Dienstag mitteilte
«Wir glauben, dass sich auf diesen lange ruhenden Konten Geld befand, das den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus gestohlen worden war», hiess es. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum bat die Bank demnach schriftlich um einen Zugang zu ihren Archiven.
Viele der Menschen auf der Liste hatten nach Einschätzung des Zentrums Kontakt zu Unternehmen mit Verbindungen zum NS-Regime, die während des Zweiten Weltkriegs von den USA und Grossbritannien auf die Schwarze Liste gesetzt worden waren.
Zwischen 1997 und 1999 hatte eine Expertenkommission unter Leitung des früheren Fed-Chefs Paul Volcker die Geschäfte der SKA und weiterer rund 60 Schweizer Banken unter die Lupe genommen. Dabei ging es darum, Konten von Personen herauszufiltern, die mutmasslichen Holocaust-Opfern gehört haben dürften.
Die Untersuchung war laut Credit Suisse einzigartig in ihrer Art. Der Bericht sei das Ergebnis vertiefter Recherchen einer grossen Zahl von Spezialisten gewesen. Das habe es erlaubt, eine vollständige, umfassende Liste von Schweizer Konten zu erstellen, die Nazi-Opfern gehört haben dürften. Die Credit Suisse will aufgrund der neuesten Entdeckung dem Thema nochmals nachgehen.
Nach Angaben des Wiesenthal-Zentrums hat das Militärregime unter dem nazifreundlichen damaligen Präsidenten José Félix Uriburu und seinem Nachfolger Augustin Pedro Justo eine wachsende Zahl von Nazis nach Argentinien geholt. Im Jahre 1938 zählte der internationale Arm der Nazis im Argentinien insgesamt 1400 Personen.
Die nazifreundlichen argentinischen Gruppen versuchten später ihre Einträge zu beseitigen, indem sie Archive verbrannten. Der argentinische Untersuchungsbeamte Pedro Filipuzzi fand am früheren Sitz der Nazis in Buenos Aires zufällig eine Kopie der Liste mit den 12'000 Personen. Er informierte das Wiesenthal-Zentrum darüber.
Mehrere Dutzend NS-Kriegsverbrecher, darunter Josef Mengele und der für die Deportation von Juden in die Vernichtungslager der Nazis zuständige Adolf Eichmann, waren nach dem Zweiten Weltkrieg nach Argentinien geflüchtet und lebten dort teils unter falscher Identität.
(sda/afp)
Gestern wie heute scheint in diesem Land die Devise zu gelten: Das Fressen kommt vor der Moral.