Eine britische Tochtergesellschaft des Rohstoffkonzerns Glencore wurde in Grossbritannien zu einer Busse von 182,9 Millionen Pfund (208,9 Mio Franken) verurteilt. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag. Dazu komme eine Beschlagnahmung in Höhe von weiteren 93,5 Millionen Pfund.
Grund für das Urteil sind laut der Nachrichtenagentur sieben Bestechungsdelikte im Zusammenhang mit Erdölgeschäften in Afrika. Demnach sollen Angestellte der britischen Tochtergesellschaft Privatjets benutzt haben, um Schmiergelder an Beamte in Westafrika zu überweisen.
«Vier Wochen nachdem der Südsudan die Unabhängigkeit vom Sudan erlangte im Jahr 2011, reiste eine Delegation von Glencore im Provatejet an – auf der Suche nach Erdöl», schreibt «Bloomberg». Sie hätten viel Bargeld dabei gehabt, um Bestechungsgelder auszahlen zu können.
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— Javier Blas (@JavierBlas) November 2, 2022
"A few months later, the assistant to the President of South Sudan visited Glencore executives in Zurich. A Glencore executive withdrew a further $275,000 from the company’s “cash desk” at its Swiss headquarters, and the next day [...] was offered an oil deal"
Javier Blas, Bloomberg-Journalist und Autor, zitiert auf Twitter aus dem Bericht: «Einige Monate später traf sich ein Stellvertreter des südsudanischen Präsidenten mit der Glencore-Geschäftsführung in Zürich.» Auch hier sei Schmiergeld im Spiel gewesen, um einen Erdöl-Deal abzuschliessen.
Die Firma Glencore Energy habe Bestechungsgelder in Millionenhöhe an Beamte bezahlt – oder zumindest die Zahlungen nicht verhindert, wie aus Aussagen des britischen «Serious Fraud Office» (SFO) während der Anhörung vor dem Gericht «Southwark Crown Court» hervorging.
Die britische Staatsanwältin Alexandra Healy hatte gesagt, die britische Tochtergesellschaft habe über einen Ölhändler der Westafrika-Abteilung ihrer Londoner Niederlassung Bestechungsgelder an Beamte der nationalen Öl- und Gasgesellschaft Kameruns gezahlt, um sich eine «günstige Behandlung» beim Verkauf von Rohöl zu sichern.
Glencore selbst äusserte sich in einem Comuniqué zum Urteil am Donnerstagnachmittag. Das Verhalten sei unentschuldbar und habe beim Konzern keinen Platz, wurde Verwaltungsratspräsident Kalidas Madhavpeddi zitiert. Glencore habe bei den Ermittlungen in hohem Masse kooperiert und ein umfassendes Programm zur Unternehmensreform eingeleitet, heisst es.
Die britische Tochtergesellschaft hatte sich im Juni laut dem Bericht bereits in sieben Fällen der Bestechung schuldig bekannt. Glencore erklärte im Mai ausserdem, dass der Konzern im Zusammenhang mit Vorwürfen der Bestechung und Marktmanipulation in den Vereinigten Staaten, Brasilien und Grossbritannien voraussichtlich bis zu 1,5 Milliarden Dollar zahlen werde. (adi/awp/sda)