Auf einem Instagram-Post auf dem offiziellen Kanal der ukrainischen Bodentruppen ist ein Aufklärungsfahrzeug der (ehemals Schweizer) Firma GDELS-MOWAG zu sehen. Die Bildunterschrift: «Avdiivka und Kramatorsk, 18. März 2023.» Auch die Schweizer Armee verwendet das Fahrzeug des Typs Eagle. Wie ist es in die Ukraine gekommen?
Der Eagle ist ein gepanzertes Aufklärungs- und Einsatzfahrzeug. Davon gibt es mittlerweile sechs Varianten (I, II, III, IV 4x4, IV 6x6, V 4x4). Die Schweizer Armee hatte 1993 145 Stück des Eagle I beschafft, vier Jahre später folgten 175 Eagle II. Im Jahr 2000 wurden 120 Eagle III bestellt, allerdings nicht für die Aufklärung, sondern umgerüstet für Schiesskommandanten der Artillerie.
Zudem verfügt die Schweizer Armee über fünf Stück des Eagle IV in Spezialausrüstung, welche im Rahmen der KFOR-Friedensmission im Kosovo eingesetzt werden. 2019 hat die Armee 100 Stück des neusten Modells (Eagle V) bestellt, auf welchem das neue Aufklärungssystem TASYS installiert ist. Die Einführung ist bis spätestens Ende 2025 vorgesehen.
Die Eagles werden in der Schweizer Armee mehrheitlich von der mechanisierten Aufklärung gebraucht. Mit dem Periskop und der Wärmebildkamera kann die Besatzung auf grosse Distanz beobachten. Die Aufklärungs-Eagles sind zusätzlich mit Nebelwerfern und einem 7,6-mm-Maschinengewehr bewaffnet. In der Schiesskommandanten-Version fehlt das MG, dafür ist ein besseres Beobachtungsgerät verbaut.
Das Fahrzeug wurde traditionsgemäss von der Schweizer Mowag (Motorwagen AG) in Kreuzlingen TG hergestellt. 1999 wurde die Mowag an General Motors Canada verkauft, und 2003 ging sie weiter an die GDELS (General Dynamic European Land Systems), den europäischen Arm der amerikanischen General Defense. Seither heisst die Mowag nun GDELS-MOWAG. Auch heute noch gehen in Kreuzlingen Eagles vom Fliessband, aber eben nicht nur in Kreuzlingen.
So werden die neueren Modelle teils direkt vor Ort im Käuferland produziert. Die Eagle IV der deutschen Bundeswehr werden beispielsweise im Werk der GDELS-Germany in Kaiserslautern hergestellt.
Es lässt sich nicht eindeutig feststellen, um welches Modell es sich im Bild handelt, es scheint aber ein Eagle des Typs I, II oder III zu sein. Diese unterscheiden sich äusserlich kaum voneinander, die Unterschiede liegen etwa im Unterbau, dem Schutz gegen ABC-Bedrohungen (Atomar, Biologisch, Chemisch) oder dem verwendeten Glas. Die neuen Modelle (IV oder V) sind deutlich grösser und basieren nicht auf einem Hummer-Chassis, sondern demjenigen des Schweizer Duros.
Auf dem Bild sieht es so aus, als sei der Turm entfernt worden. Das Fahrzeug könnte also unbewaffnet sein.
Abschliessend lässt sich das nicht sagen, weil eben nicht ganz klar ist, um welches Modell es sich handelt. Die Auswahl ist aber beschränkt: Nur die dänische Armee hat (neben der Schweiz) den Eagle I gekauft, die Modelle II und III werden nur von der Schweiz verwendet.
Das heisst aber nicht unbedingt, dass es sich beim Fahrzeug im Bild um ein dänisches Modell handelt. Das dänische Verteidigungsministerium hat bislang noch nicht auf eine Anfrage von watson reagiert.
Abklärungen des SECO haben ergeben, dass Dänemark die Schweiz im Dezember 2012 um einer Genehmigung für die Wiederausfuhr von 27 Fahrzeugen ersuchte. Geplant war ein Verkauf an ein deutsches Privatunternehmen. Im April 2013 erteilte die Schweiz die Genehmigung. Vertreter der dänischen Behörden haben dem SECO gegenüber bestätigt, dass Dänemark keine Eagle I ohne Zustimmung der Schweiz weitergegeben haben.*
Ein Blick auf die Fenster erhärtet aber den Verdacht eines dänischen Eagles: Die Scheibe der Hintertür ist auf dem Ukraine-Bild kleiner als die der Vordertür – analog zu gewissen Ausführungen der Dänen.
Falls es sich tatsächlich um einen Eagle aus Dänemark handeln sollte, heisst das nicht zwingend, dass damit gegen das Kriegsmaterialgesetz verstossen worden ist. Es komme darauf an, was genau zum Zeitpunkt des Kaufs vertraglich festgelegt worden war, sagt Fabian Maienfisch, stellvertretender Leiter Kommunikation des SECO.
Es gebe Fälle, in denen eine Weitergabe erlaubt sei – so zum Beispiel bei Museumsfahrzeugen, die «entmilitarisiert» seien. Ob es sich nun um einen solchen Spezialfall handelt, kann Maienfisch noch nicht sagen: «Das SECO nimmt diese Meldung sehr ernst. Wir werden so rasch wie möglich alle nötigen Abklärungen treffen und die Sachlage begutachten. Weiter können wir uns dazu aktuell nicht äussern.»
Ohne Chassisnummer sei eine abschliessende Rekonstruktion der Herkunft des Fahrzeugs nicht möglich. Diese liegt bislang aber nicht vor.*
GDELS betont, dass man sämtliche gesetzlichen Ausfuhr- bzw. Exportrichtlinien ihrer Heimatländer wie auch ihrer Kunden beachte und einhalte. Marc-Aurel Bischoff, Senior Director Corporate Communications, schreibt auf Anfrage von watson: «Uns liegen zu dem von Ihnen eingewendeten Sachverhalt keine gesicherten Erkenntnisse vor. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns grundsätzlich an Spekulationen nicht beteiligen.»
Wie kann man so ein Ge%$$% machen, weil ein Fahrzeug von uns gesichtet wurde.
Wir würden besser eine Grundsatzdiskussion führen, was der Zweck der Schweiz ist.