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Köppel im Maischberger-Talk: «Aber was ist mit der Solidarität gegenüber den Menschen, die schon hier sind?» (Und alle so: «Aaach!»)

Der Maischberger-Talk zur Flüchtlingskrise mit (v.l.n.r.) Rolf-Dieter Krause (ARD-Studioleiter Brüssel), Wolfgang Brosbach (CDU-Bundestagsabgeordneter), Moderatorin Sandra Maischberger, Bundestags-Viz ...
Der Maischberger-Talk zur Flüchtlingskrise mit (v.l.n.r.) Rolf-Dieter Krause (ARD-Studioleiter Brüssel), Wolfgang Brosbach (CDU-Bundestagsabgeordneter), Moderatorin Sandra Maischberger, Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth, Roger Köppel und Fernsehmoderator Michel Friedmann.
Bild: ard/screenshot watson

Köppel im Maischberger-Talk: «Aber was ist mit der Solidarität gegenüber den Menschen, die schon hier sind?» (Und alle so: «Aaach!»)

ARD hat einmal mehr Roger Köppel zum Maischberger-Talk eingeladen. Der SVP-Nationalratskandidat hatte nicht viel Redezeit. Vielleicht beschränkte er sich deshalb auf die immer gleichen zwei Floskeln.
09.09.2015, 04:0510.09.2015, 05:53
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Zum Maischberger-Talk «Nationale Egotrips statt Flüchtlingshilfe: Zerbricht die EU?» hatte der deutsche Sender ARD sinnigerweise einen Schweizer eingeladen: Roger Köppel diskutierte an diesem Dienstagabend mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach, der Grünen Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth, Rolf-Dieter Krause (ARD-Studioleiter Brüssel) und Fernsehmoderator und Rechtsanwalt Michel Friedmann über die Flüchtlingskrise.

Während Maischbergers Gäste relativ gemässigt 70 Minuten lang über Rolle und Verantwortung Deutschlands, die gerechte Verteilung der Flüchtlinge auf die EU-Länder, die Verweigerung der osteuropäischen Staaten und die Sicherung von Grenzen diskutierten, versuchte Köppel in seinen wenigen Redeminuten immer wieder, seine Rhetorikmaschine anzuwerfen und typische Scharfmacher-Phrasen zu platzieren.

Doch das funktionierte nicht wirklich. Köppel – von der ARD als Journalist, nicht als SVP-Nationalratskandidat vorgestellt – erhielt erstaunlich wenig Resonanz. Auf einen Ringkampf mit dem Schweizer Underdog liess sich eigentlich nur «Ich-bin-Anwalt»-Friedmann ein. Sonst schien grundsätzlich niemand grossen Wert auf Köppels Einwände zu legen.

Deshalb hier, als Entschädigung für den übersehenen Roger Köppel, alle Rhetorik-Würfe Köppels im Überblick:

1. Die «Das wird man ja wohl noch sagen dürfen»-Floskel

Köppel: «Ich höre in dieser Diskussion sehr polemische Begriffe. Sind denn alle Ungarn, alle Asylkritiker Rechtsextreme, Rassisten? Da machen Sie es sich vermutlich etwas einfach.»

Die Reaktion (Friedmann): «Ich rede nicht von den Ungarn.»

Hahnenkampf: Friedmann (r.) und Köppel.
Hahnenkampf: Friedmann (r.) und Köppel.
bild: ard

2. Die «Die Menschen haben Angst»-Floskel

Köppel: «Es gibt da draussen in Europa sehr viele ernsthafte Menschen, die ihre Steuern bezahlen, arbeiten, die haben Angst um ihren Job. Die fragen sich, was haben wird da losgetreten.»

Friedmann: «Es gibt keine Legitimation für Rassismus.»

3. Die «Die Menschen haben Angst»-Floskel

Köppel: «Die Talkshow-Intellektuellen sagen: ‹Wir können das alles aufnehmen!› Habe ich Sie richtig verstanden, sind diese Leute, die das kritisieren, alles Rassisten?»

Friedmann: «Über Unbehagen muss man den Menschen zugewandt sprechen. Das bedeutet nicht, Ängste zu schüren.»

4. Die «Die Menschen haben Angst»-Floskel

Köppel: «Wir haben Solidaritätspflichten, keine Frage. Aber was komplett ausgeblendet ist, ist die Solidarität mit den Menschen, die bereits hier sind. (...) Ich artikuliere hier einfach weit verbreitete Sorgen.»

Und alle so: «Ach!»

5. Die «Das wird man ja wohl noch sagen dürfen»-Floskel

Köppel: «Wenn ich da zuhöre (...): Jeder, der hier ein kritisches Wort sagt, ist ein Rassist.»

6. Die «Die Menschen haben Angst»-Floskel

Köppel: «Das sind berechtigte Ängste! Wenn wir diese ausblenden, werden wir die Probleme nicht lösen. (...) Sie blenden das aus.»

6. Bonus: Die «Und was machen die anderen?»-Floskel

Köppel: «Wir können nicht ganz Syrien in Europa aufnehmen. Was machen denn die afrikanischen und arabischen Staaten?»

Schützenhilfe erhielt Köppel nur einmal von Talk-Tourist Bosbach, der die Sorgen der Menschen ebenfalls ernst nehmen wollte. Zu Köppels Vorschlag, die Grenzen dichtzumachen und den «Todeskanal Mittelmeer» zu schliessen, gab es eigentlich nur etwas zu sagen: «Wir können nicht verhindern, dass wieder Leichen an unsere Strände gespült werden, auch wenn wir das nicht wollen» (Krause).

Derweil: Twitter-Schlacht!

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39 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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dracului
09.09.2015 07:55registriert November 2014
Mir fehlte eine Auseiandersetzung mit den Ursachen der Situation. Mehrere Jahre schauten wir zudem tatenlos dem Bürgerkrieg zu. Wenn wir dann aber die Konsequenz des Nichtstuns konfrontiert werden, gilt es plötzlich die nationalen und europäischen Werte zu verteidigen. Köppel denkt nur bis zur Grenze seiner eigenen Nase und ist damit in guter Gesellschaft. Weitblick ist bei Politikern sowieso höchstens auf maximal 4 Jahre begrenzt.
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_kokolorix
09.09.2015 07:33registriert Januar 2015
Zitat: Köppel ist ein klarer Denker und Redner.

selten so gelacht. wer fordert das "mittelmeer zu schliessen", sollte auf seine geistige gesundheit untersucht werden.

die grenze zur ddr war ja ziemlich dicht. trotzdem sind die menschen in den westen geflohen. und die zustände in der ddr waren längst nicht so dramatisch wie sie heute in syrien oder eritrea sind.

eine vergleichbare grenzschutzanlage um ganz europa zu errichten ist wohl kaum denk- und finanzierbar.
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Roger Gruber
09.09.2015 13:43registriert Februar 2015
Wer den Beitrag gesehen hat, weiss, dass die Darstellung des (anonymen??) Autors von watson so gar nicht stimmt. Köppel erhielt sehr viel Zuspruch, einzig Maischberger und Roth hielten dagegen und wurden von allen Teilnehmern richtiggehend an die Wand argumentiert. Roth war richtig peinlich mit ihrem Gekeife, sogar Maischberger musste sich fremdschämen für deren Rundumschläge. Am besten selber anschauen:
http://www.ardmediathek.de/tv/Menschen-bei-Maischberger

Ob dieser Post jetzt wohl durchkommt? Der erste blieb in der Zensur hängen. Ganz übel, watson...
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