Italiens Schulen bekommen eine Männerquote: Weil es derzeit viel mehr Rektorinnen als Rektoren gibt, werden vom neuen Schuljahr an bei gleicher Qualifikation männliche Bewerber bevorzugt, wenn Leitungsposten zu vergeben sind.
Mit einem entsprechenden Erlass will die Rechtsregierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni nach Angaben vom Donnerstag für ein besseres Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern sorgen.
In Italien ist das Unterrichten von Kindern traditionell eher ein Frauenberuf: Schon im 19. Jahrhundert gab es mehr Lehrerinnen als Lehrer, wie die Zeitung «Corriere della Sera» berichtete. Heute liegt der Frauenanteil bei 83 Prozent, an Grundschulen sogar bei 95 Prozent. Bei den Chefposten allerdings waren Männer früher in der Mehrheit – auch dieses Verhältnis hat sich inzwischen umgekehrt.
Die Männerquote soll nun in Regionen zum Tragen kommen, wo der Abstand zwischen den Geschlechtern mehr als 30 Prozentpunkte beträgt, also fast überall. Konkret geht es dabei in der nächsten Bewerbungsrunde um knapp 600 Stellen.
In der Schweiz sieht die Situation im Lehrberuf ähnlich aus. Auf der Primarstufe 1–2 sind 95 Prozent der Lehrpersonen weiblich. Das zeigen Zahlen des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahr 2021. Aber: Mit höherer Schulstufe nimmt der Anteil Lehrerinnen merklich ab. Auf Sekundarstufe I waren 2021 44 Prozent der Lehrposten von Männern besetzt, jedoch mit abnehmender Tendenz.
Auf der Sekundarstufe II, also zum Beispiel an Gymnasien, ist das Geschlechterverhältnis bei den Lehrpersonen ausgeglichen. Bei den Professuren an universitären Hochschulen sind die Männer in der grossen Mehrheit – dort waren 2019/2020 nur 25 Prozent aller Professuren von Frauen besetzt. Tendenz zunehmend.
Die Tendenz des abnehmenden Frauenanteils in den höheren Schulstufen ist zwar auch bei den Schulleitungen zu beobachten. Dort sind die Frauen aber nur in den Schulleitungen der Primarschulen in der Mehrheit. Auf der Sekundarstufe I sind die männlichen Schulleitungen allerdings übervertreten – bei knapp mehr weiblichen Lehrpersonen auf derselben Stufe. Das zeigt der Bildungsbericht 2023 auf.
(hah/sda/dpa)