Höheres Alkohol-Mindestalter macht Jugendliche laut Studie schlauer und gesünder
Generell wird weniger Alkohol getrunken als früher. Und zwar in allen Altersgruppen. Im internationalen Vergleich ist der Alkoholkonsum unter europäischen Teenagern im internationalen Vergleich aber weiterhin hoch: Fast die Hälfte der 15- bis 16-Jährigen gibt in der Europäischen Schulbefragung an, im vergangenen Monat Alkohol konsumiert zu haben, und rund 30 Prozent berichten von exzessivem Trinken.
Problematisch ist somit eher das grosse Saufen am Wochenende. In der Schweiz konsumiert etwa jeder vierte 15- bis 19-Jährige mindestens einmal im Monat vier oder mehr Getränke auf einmal, wie Zahlen von Addiction Suisse und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zeigen.
Gerade wegen des exzessiven Trinkens hat Spanien in den letzten zwanzig Jahren die Alkoholgesetze verschärft. Diese Reformen umfassten in der Regel ein höheres Mindestalter für den Konsum, strengere Verkaufsregeln und neue Werbevorgaben. Nun hat Carmen Villa, Assistenzprofessorin am Department of Economics der Universität Zürich, untersucht, welche Auswirkungen das auf die spanische Jugend hat.
Rauschtrinken ging um 14 Prozent zurück
Die im «Journal of Health Economics» publizierte Studie mit Daten von 250'000 Schülerinnen und Schülern zeigt, «dass diese Änderungen des Mindestalters den Alkoholkonsum von Teenagern um 8 bis 17 Prozent reduziert haben, wobei die Auswirkungen auf den starken Alkoholkonsum stärker waren», schreiben die Studienautoren. Diese Effekte traten sowohl in den Selbstauskünften als auch in den Angaben zum Trinkverhalten von Freunden auf, was auf tatsächliche Verhaltensänderungen hindeute, wie Carmen Villa erklärt.
Der Rückgang von Rauschtrinken und Alkoholvergiftungen führte zudem zu erheblichen Bildungsgewinnen: Schülerinnen und Schüler erzielten bei den PISA-Prüfungen um 4 Prozent bessere Ergebnisse.
«Um ähnliche Fortschritte durch Unterrichtszeit zu erzielen, wären etwa 1,5 zusätzliche Wochenstunden erforderlich», schreiben die Forscherinnen. Diese Verbesserung deckt sich mit Erkenntnissen der medizinischen Fachliteratur. Demnach beeinträchtigt Alkohol die kognitive Entwicklung während der Adoleszenz – einer Lebensphase, in der das Gehirn besonders empfindlich auf Alkohol reagiert.
Auch die psychische Gesundheit verbesserte sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche Medikamente gegen Angstzustände und Schlaflosigkeit einnahmen, war um 10 Prozent geringer.
Diese Vorteile traten ohne Veränderungen anderer Verhaltensweisen ein. Die Jugendlichen wendeten gleich viel Zeit für Lernen, soziale Aktivitäten, Internetnutzung oder Sport auf. Ebenso ersetzten sie Alkohol nicht durch andere Substanzen wie Cannabis oder Zigaretten.
«Diese Ergebnisse sind wichtige politische Zeichen für europäische Länder, in denen Alkoholkonsum unter Jugendlichen nach wie vor weit verbreitet ist. Insbesondere in Ländern, in denen Alkoholkonsum ab 16 Jahren noch erlaubt ist», schreiben die Studienautorinnen. Das gilt somit auch für die Schweiz, wo 16-Jährige legal Bier oder Wein kaufen dürfen.
Angesichts der im Vergleich zu den teuren Bildungsmassnahmen, die ähnliche Ergebnisse erzielen könnten, seien diese Massnahmen ein kosteneffizienter Ansatz zur Verbesserung der kognitiven Ergebnisse von Jugendlichen. (aargauerzeitung.ch)
