Der Bundesrat will das Neubauverbot für AKWs in der Schweiz wieder aufheben. Doch ein neuer Bericht, der «World Nuclear Industry Status Report», zeigt, dass sich international die Begeisterung für Kernenergie in Grenzen hält.
So wurden 2023 weltweit fünf Atomkraftwerke in Betrieb genommen – im gleichen Zeitraum wurden fünf andere AKWs abgeschaltet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen Ausgleich, denn die Kapazität ging dabei leicht zurück. Konkret: Die fünf stillgelegten hatten eine Leistung von sechs Gigawatt, die fünf neuen hingegen nur fünf Gigawatt.
Der World Nuclear Industry Status Report ist eine Studie, die den Stand der Kernenergie weltweit kritisch beleuchtet. Herausgeber des Berichts ist der Atom- und Energiepolitik-Analyst Mycle Schneider. Er kommentiert den Stand der Kernenerige weltweit:
Die Branche bestätigt die Zahlen des Berichts, ist jedoch optimistischer, wie SRF berichtet. Stefan Diepenbrock vom Nuklearforum Schweiz sagt dazu, es habe im vergangenen Jahr eine «noch nie dagewesene Anzahl an Bekenntnissen und konkreten Absichtserklärungen» von vielen Ländern gegeben, die den Ausbau der Kernenergie vorantreiben wollten.
Zu Verzögerungen komme es laut Diepenbrock vor allem in Europa. Als möglichen Grund nannte er etwa regulatorische Anforderungen während des Baus, die sich ändern könnten. Es gebe auch einen «Mangel an Erfahrung», da viele Länder seit Jahrzehnten keine neuen AKWs mehr gebaut hatten. Diepenbrock gibt sich überzeugt, dass sich das in den kommenden Jahren ändern werde.
Wie der «World Nuclear Industry Status Report» bestätigt, kann die Bedeutung Russlands für AKW-Betreiber weltweit kaum überschätzt werden.
Als Kernbrennstoff wird in den meisten betriebenen Kernkraftwerken angereichertes Uran in Form seines Oxids eingesetzt. Und dieses bezieht die Schweiz grösstenteils von der Föderalen Agentur für Atomenergie Russlands (Rosatom). Die Hälfte des Brennmaterials für das KKW Leibstadt und das gesamte Material für das KKW Beznau stammt aus Russland. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine steht Axpo, die Betreiberin der beiden Anlagen, allerdings in der Kritik, die Zusammenarbeit mit Rosatom fortzusetzen. Axpo erklärte, sie werde die Verträge für Beznau (bis 2030) und Leibstadt (bis 2025) einhalten, die Zusammenarbeit danach aber nicht verlängern.
Und auch in Ägypten hat Russland in Punkto Kernkraft die Hände im Spiel. Dort wurden während des Ukraine-Kriegs vier Kernkraftwerke nach russischer Bauart gebaut. Und auch auch in Bangladesh und der Türkei führt die russische Atomindustrie Kernreaktor-Projekte durch. Die Auswirkungen davon bleiben abzuwarten.
Das ist die Realität. Und jetzt kann sich jeder selber denken, warum die putintreue SVP unter Ölbert Rösti plötzlich Himmel und Hölle in Bewegung setzt, dass wir möglichst lange in der Atomenergie bleiben. Weil Atomenergie heisst Abhängigkeit von Russland.