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Carola Rackete im SRF «Club»: Das waren die 3 wichtigsten Aussagen

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Carola Rackete im SRF «Club» – die 3 wichtigsten Aussagen

Carola Rackete erlangte über Nacht Bekanntheit, weil sie das Rettungsschiff «Sea-Watch 3» mit 53 Flüchtlingen an Bord trotz Verbot in den Hafen von Lampedusa steuerte. Jetzt äusserte sie sich im SRF-«Club» zum Thema soziale Gerechtigkeit.
13.11.2019, 03:5613.11.2019, 09:39
Milan Marquard
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Im Juni 2019 irrte das Flüchtlingsschiff «Sea-Watch 3» im Mittelmeer umher. An Board befanden sich 53 Flüchtlinge, die von der Besatzung aus dem Mittelmeer gerettet wurden. Darunter befanden sich auch Kinder. Das Problem: Kein Land wollte das Schiff in einen Hafen einlaufen lassen – und das Ärzteteam an Board war über den Gesundheitszustand der Flüchtlinge besorgt. Die Kapitänin – die deutsche Carola Rackete – entschied sich dafür, im Hafen von Lampedusa anzulegen.

Carola Rackete war Gast im SRF-«Club».
Carola Rackete war Gast im SRF-«Club».screenshot: srf

Die italienische Regierung hatte jedoch ausdrücklich verboten, dass das Boot auf italienischem Grund anlegen darf. Aus diesem Grund wurde Rackete direkt nach Ankunft verhaftet und unter Hausarrest gestellt. Derzeit läuft gegen die 31-Jährige ein Verfahren. Der Vorwurf: Sie soll Beihilfe zur illegalen Einwanderung geleistet haben.

Die Aktion bescherte der jungen Frau sehr grosse Aufmerksamkeit. Die Stimmung war jedoch gespalten – auf der einen Seite erhielt sie Zuspruch und Solidarität, von der anderen Seite schwappte ihr Hass und Unmut entgegen.

Am Dienstagabend trat die Deutsche im SRF-«Club» zum Thema soziale Gerechtigkeit auf und liess durchblicken, dass sie bereit ist, für ihre Anliegen zu kämpfen. Hier sind ihre drei wichtigsten Aussagen:

Die Klimakrise führt zu mehr Migration

Rackete sagte, dass die Klima- und die Flüchtlingskrise «selbstverständlich» zusammenhängen. Als Beispiel nennt sie die weltweit zunehmenden Dürren, die dazu führen, dass Menschen in gewissen Regionen sich nicht mehr selbst ernähren können, was sie zur Flucht zwingt. Bis 2050 sollen ausserdem rund 25 Prozent der Weltbevölkerung nicht mehr ausreichend Zugang zu Wasser haben – das wird unweigerlich zu Konflikten führen, so die 31-Jährige.

Ein weiteres Problem sei, dass es die Leute besonders hart trifft, die heute bereits von Armut betroffen sind. «Wenn zum Beispiel ein Tropensturm ein Haus zerstört, haben diese Menschen keine Rücklagen, um Reparaturen vorzunehmen.» Diese Menschen werden folglich noch ärmer und ihre Existenz wird zunehmend bedroht.

«Wir sollten auf die Wissenschaftler hören, die uns sagen, dass es so nicht weitergehen kann.»

Das schlimme sei, dass der reichste Teil der Bevölkerung hauptverantwortlich für den Klimawandel sei, jedoch nicht leidtragend. Davon betroffen ist nämlich genau der ärmste Teil der Weltbevölkerung. Dieser ist in der Folge gezwungen zu fliehen, wir als reiche Industrienationen sind jedoch nicht bereit, diese Flüchtlinge aufzunehmen. Das ist in sich schon paradox. Rackete ist daher der Ansicht, dass die westliche Welt Klimaflüchtlinge aufnehmen muss.

Manager sollten zur Rechenschaft gezogen werden

«Es geht vereinfacht gesagt um das Verursacherprinzip. Das wird schon kleinen Kindern gelehrt: Wenn du etwas kaputt machst, musst du es reparieren oder irgendwie deine Schuld begleichen. Und so muss es auch international sein.» Unternehmen wie Exxon oder Shell wussten schon lange, dass sie das Klima negativ belasten. Um die Folgen kümmerten sie sich jedoch nicht. Daher sollten die Menschen, die solche Unternehmen leiten auch zur Rechenschaft gezogen werden können.

Rackete spricht sich dafür aus, dass Unternehmensleiter zur Rechenschaft gezogen werden können.
Rackete spricht sich dafür aus, dass Unternehmensleiter zur Rechenschaft gezogen werden können.screenshot: srf

Es muss ein radikaler Systemwechsel stattfinden

Problematisch ist gemäss Rackete die Art und Weise, wie wir derzeit wirtschaften. «Wir zerstören das Erdklima und das Ökosystem, das heisst, wir müssen generell umdenken: Wie wirtschaften wir innerhalb der planetarischen Grenzen?» Es gebe klare Grenzen unseres Planeten und wir seien angehalten, unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zu ändern. «Wir dürfen nicht mehr verbrauchen, als das, was es auf dem Planeten gibt. Da kommen wir auch mit nationaler Gesetzgebung nicht weiter.»

«Wir zerstören unsere Lebensgrundlage.»

Rackete meint konkret, dass man weg von einem wachstumsbasierten Wirtschaftssystem muss. Es werde mehr verbraucht, als der Planet hergibt, um dieses System am Laufen zu lassen. Was sich viele nicht überlegen, sei, dass «wir damit unsere Lebensgrundlage als Menschen auf diesem Planeten zerstören.»

Carola Rackete ist derzeit in Zürich, weil sie ihr neues Buch «Handeln statt Hoffen. Aufruf an die letzte Generation» vorstellt. Der Titel soll keine Weltuntergangs-Panik schüren, sondern ist ein Aufruf an die letzte Generation, die noch gegen die Klimakrise handeln kann.

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Sea Watch 3 und Carola Rackete
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Sea Watch 3 und Carola Rackete
Carola Rackete, Kapitänin der Sea-Watch 3.
quelle: epa / till m. egen/sea-watch handout
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Kapitänin der Sea-Watch 3 verhaftet
Video: srf
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285 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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troop5444
13.11.2019 06:44registriert März 2016
Ich habe den Club gestern gesehen und es amüsiert mich, dass watson hier ausschliesslich Rackete's Standpunkte aufnimmt.

Man kann es ihr lassen, sie handelt nach ihren Überzeugungen. In der Runde hat sie aber nur mit Schlagwörtern gelangweilt, genauso wie Mattea Meyer. Rethorisches Leichtgewicht.
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G. Nötzli
13.11.2019 07:16registriert Juni 2015
Ich würde mal behaupten, dass die EU-Agrarsubventionen einer der Hauptfaktoren bei der Migration ist.
Diese haben direkte Auswirkungen auf schon schwächer aufgestellte afrikanische Volkswirtschaften und sind gleichzeitig auch verheerend in Ansicht der Ökobilanz...

Agrarsubventionen machen auch den Grossteil des EU-Budgets aus. Allerdings wird dazu viel zu wenig informiert.
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frnrsch
13.11.2019 07:59registriert Februar 2017
Es ist unglaublich dass in der heutigen Zeit soviele uninformiert sind. Sie schipperte 14 Tage umher (mit den anscheinend schwer verletzten) teilweise vor Anker. Die Familien und Kranken hatte Italien schon in Sicherheit gebracht. Der EGH (Europäische Gerichtshof) hat ihr legitim die Einreise verboten, Sie hatte geklagt und wurde abgewiesen. Dennoch fuhr sie in Italien ein und rammte dazu noch ein Polizeiboot. Lybien hatte die Aufnahme angeboten sogar unter internationsler Aufsicht, auch Marokko und Tunesien (Urlaubsländer von vielen Europäern) hatten die Aufnahme auch angeboten. Seltsam.
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