Friede, Geschwisterlichkeit, Versöhnung und Dialog werde bestimmt die Linie des neugewählten Papstes Leo XIV. sein. Davon ist der Churer Bischof Joseph Bonnemain überzeugt, wie er am Freitagmorgen erklärte.
«Im Grunde ist das die Linie von Papst Franziskus», sagte Bonnemain gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Leo werde diese Linie aber mit einem anderen Stil verfolgen: Leise und unaufgeregt, besonnen und entspannt. «Das schafft auch Ruhe und Frieden», sagte der Bischof. Als Angehöriger des Augustiner-Ordens verfolge der Amerikaner eine Theologie der Liebe und des Herzens.
Innerhalb der katholischen Kirche zu vermitteln und Brücken zu bauen, werde wohl eines der ersten Anliegen von Leo sein. Zudem werde der neue Papst die Missbrauchs-Krise in der Kirche bestimmt konsequent anpacken, «wenn auch vielleicht nicht mit plakativen, äusseren Zeichen».
Bonnemain sieht den neuen Papst aus den Vereinigten Staaten nicht als Gegenspieler zu Trump und dessen Gefolge. «Er ist einer, der versucht, die problematische Entwicklung in den USA ein bisschen zu korrigieren», so der Bischof. Leo sei aber nicht an erster Stelle Amerikaner, sondern ein erfahrener Seelsorger und ein Missionar, der die Freude und Liebe des Evangeliums verkünden wolle.
Der St. Galler Bischof Markus Büchel zeigte sich auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erfreut über die Wahl von Robert Francis Prevost zum neuen Papst. Er habe ihn vor rund einem Jahr in Rom getroffen.
Büchel erklärte, er wünsche sich einen Papst, der integrativ wirke, der alle Menschen einschliesse, auf sie zugehe, ihnen zuhöre – einen Brückenbauer. Die ersten Worte von Papst Leo XIV. hätten diesen Wunsch erfüllt. «Dass er gestern auf der Loggia des Petersdoms mit ‘Friede sei mit Euch’ die Menschen in der ganzen Welt begrüsste, war sehr berührend und verbindend», so der St. Galler Bischof weiter.
Der Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, ist erfreut über die Geschwindigkeit der Wahl. «Es ist ein wunderschönes Zeichen der Einheit, der Gemeinschaft, nicht nur innerhalb des Kardinalskollegiums, sondern der gesamten Kirche», sagte er in einem Interview mit «Le Nouvelliste».
Der Walliser Prälat lobt die «universelle Dimension» Leos XIV., der einen Teil seines Dienstes in Lateinamerika ausübte. Die Wahl eines neuen nichteuropäischen Papstes mache Sinn. «Wir stehen nicht mehr im Zentrum der Kirche. Diese Entscheidung ermöglicht uns eine Öffnung gegenüber anderen Ländern und anderen Themen und bewahrt uns eine gewisse Demut», sagte Bischof Lovey.
Begeistert über den neuen Papst zeigte sich Alain de Raemy, Weihbischof der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg und Leiter ad interim der Diözese Lugano. «Ich habe ihn getroffen. Er ist ein sehr, sehr bescheidener, sehr diskreter und besonnener Mann, der zuhört, aber auch jemand, der sehr effizient und präzise ist», sagte er im Westschweizer Radio RTS.
Sein Weg sei der Weg des Dialogs, sagte de Raemy. Leo XIV. werde sich um die Begegnung bemühen. Es sei ihm aufgefallen, dass er das «Wir» mehr betone als seine Vorgänger: «Er ist alles andere als eine One-Man-Show». (dab/sda)