Die Meinungsbildung zu den unterschiedlichen Präsidentschaftskandidaten in Frankreich soll fair ablaufen. Dafür haben 250 Journalisten von 37 französischen Newsorganisationen das Faktchecking-Portal «CrossCheck» ins Leben gerufen. Mit an Bord sind unter anderen die Nachrichtenagentur AFP, «Le Monde», Google und Facebook.
Seit Dienstag ist die Plattform online abrufbar. Gepostet werden Artikel von diversen Online-Medien, die Fake News von Social-Media-Plattformen entlarven. Damit ein Artikel erscheint, muss er von mindestens zwei Organisationen verifiziert werden.
Bisher hatten nur vereinzelte Medien «Factcheckers», die sich explizit dem Kampf gegen Fake News verschrieben haben, nun will man in Frankreich dem Problem der immer grösser werdenden Flut von Falschmeldungen im Internet gemeinsam habhaft werden. «Ein Medium alleine schafft es nicht, alles was Online geteilt wird, zu überprüfen», sagt Adrien Sénécat, ein Faktenchecker von «Le Monde» zu «Radio France Internationale».
Nutzer von «CrossCheck» können online ebenfalls Artikel zur Überprüfung vorschlagen. Die Ergebnisse des Faktenchecks werden dann auf der Seite publiziert und können von dort aus auf Social Media geteilt werden. Dadurch sollen solche Fehlinformationen verhindert werden:
@Jennisarge This could happen during the French elections. Let's have newsrooms collaborate and get fake info out of the way! #niscpo pic.twitter.com/865hpDxFO7
— UDRESCU Maria (@UdrescuMaria) 6. Februar 2017
Bereits einen Tag nach dem Start des Projektes wurden einige Falschmeldungen aus dem Internet bearbeitet. Darunter ein Foto, das den US-Botschafter in Russland bei einer Anti-Putin-Demonstration zeigen soll.
Das Foto wurde von einem französischen Parlamentarier, Thierry Mariani, retweeted. Mariani schrieb in seinem Tweet: «Wenn ein russischer Botschafter dasselbe in Frankreich tun würde, wäre es ein Skandal. Aber die USA dürfen ja tun, was sie wollen.»
.@ThierryMARIANI Et ça ne vous gêne pas trop de publier un blog de propagande... avec un pur montage photo ! #ToujoursLesMêmesMéthodes pic.twitter.com/Tw52NQcboc
— Olivier Biffaud (@bif_o) 28. Februar 2017
Nun stellt sich aber heraus, dass es sich bei dem Bild um eine Fotomontage handelt. Mariani, der wegen seiner Pro-Russland-Haltung in Frankreich nicht unumstritten ist, hat sich später auf Twitter entschuldigt und den Tweet gelöscht.
Mea Culpa 😂😂😂pour la reprise d'un tweet qui était un photomontage et que j'avais retewté https://t.co/tgkO2hL7A2
— Thierry MARIANI ن (@ThierryMARIANI) 28. Februar 2017
Doch «CrossCheck» soll nicht nur Propaganda der einen Seite aufdecken, sondern sich allen Falschmeldungen annehmen. So wurde bereits ein vermeintlicher Tweet von Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen als gefälscht entlarvt.
Oui Marine, elle est Russe. Comme n'importe quelle paysanne Russe, Masha porte un foulard. Et toi tu es inculte. Normal.#NantesMLP #NTMleFN pic.twitter.com/pvWO33gjgl
— NTM le FN (@NTM_FN) 26. Februar 2017
Tatsächlich hat sich die Vorsitzende des rechtspopulistischen Front National nie auf Twitter über das Kopftuch der Zeichentrick-Figur Masha aufgeregt. (leo)