Der Sommer ist da, die Koffer sind gepackt und der Flug oder Zug nach Süden wartet. Für viele beginnt jetzt die schönste Zeit des Jahres. Doch was für Touristen pure Erholung bedeutet, ist für viele Städte längst zur Belastung geworden.
Massentourismus, Übertourismus, Overtourism – was nach sperrigen Fachbegriffen klingt, ist für Einheimische von Österreich bis Griechenland, von Venedig bis Barcelona tägliche Realität: überfüllte Gassen, steigende Mieten, Dauerlärm und das Gefühl, die eigene Stadt nicht mehr wiederzuerkennen.
Immer mehr Städte sagen: Es reicht. Sie setzen auf Besucherobergrenzen, neue Tourismussteuern oder Benimmregeln, um den Wildwuchs im Zaum zu halten.
Denn so sehr die Tourismuswirtschaft brummt – das soziale Klima kippt vielerorts. Touristen von heute sollen daher nicht mehr einfach nur zahlen und Party machen, sondern sich auch benehmen. Das findet man zumindest in Málaga.
Die andalusische Küstenstadt Málaga greift schon länger härter gegen Massentourismus durch. Um die Auswirkungen kontrollieren zu können, startet die Stadt eine Sensibilisierungskampagne für Touristen – mit einer Art Besucher-Knigge für gutes Benehmen.
Die Stadt setzt auf Erziehung durch Aufklärung. Laut Euronews wird eine Liste von zehn Benimmregeln auf Bussen, Plakatwänden und auf Social Media beworben. So sollen Feriengäste daran erinnert werden, sich rücksichtsvoll zu verhalten.
Dazu gehören demnach Basics wie: Nicht halb nackt durch die Innenstadt laufen, Abfall nicht einfach liegen lassen oder sich nachts auf öffentlichen Plätzen benehmen, als wären es die eigenen vier Wände.
Heisst: Weder grölen noch laut Musik hören. Öffentliche Plätze sind keine Clubterrassen, und die Strasse ist kein stilles Örtchen – das möchte die Stadt den Besucherinnen und Besuchern klarmachen.
In Fussgängerzonen sind Roller und Bikes zudem verboten. Bereits 2024 hatte die Stadt die Daumenschrauben angezogen: Wer sich danebenbenimmt, zahlt. Bis zu 750 Euro Bussgeld kann man laut Euronews für Littering, übermässigen Lärm oder Trunkenheit aufgebrummt bekommen. Ein teures Souvenir.
Ziel ist es, die Lebensqualität der Einwohner zu schützen – ohne den Tourismus abzuwürgen, der für die Stadt eine der wichtigsten Einnahmequellen ist. Málaga steht dabei nicht allein da.
Die Kampagne reiht sich ein in diejenigen anderer spanischer Städte, die mit kreativen oder strengen Massnahmen versuchen, den Massentourismus in den Griff zu bekommen.
Ob Málaga, Barcelona oder Mallorca: Der Wind dreht sich. Die Message ist klar – benimm dich oder bleib besser gleich zu Hause. Vergangenes Jahr machten Bewohner Málagas bereits ihrem Ärger Luft und klebten in der Stadt Sticker mit Aufschriften wie «Dies war einmal mein Zuhause» oder «Geht nach Hause» auf.
Neben Bussgeldern und Aufkleber-Botschaften gibt es nun also höfliche Hinweise mit erhobenem Zeigefinger. Ob das hilft, werden die nächsten Wochen zeigen.