Es sei eine «bsoffne Gschicht» gewesen, sagte der unterdessen zurückgetretene Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache über das Skandalvideo aus Ibiza. Wenn einer über den Durst getrunken hat, so ist er für die Burgenländer aududlt.
Auf dem Video spricht HC Strache mit der vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte über ein mögliches Geschäft: Wenn die Frau der FPÖ verdeckte Parteispenden und wohlwollende Berichterstattung in der «Kronen Zeitung» verschafft, revanchiert sich die Partei mit Staatsaufträgen an ihre Firmen. Wenn einer solche schlitzohrigen Ideen hat, so nennen ihn die Wiener einen Beidlpracker.
Am Montag gab Straches Nachfolger an der FPÖ-Spitze, Norbert Hofer, eine Pressekonferenz. Hofer bedankte sich bei Migranten, die in Österreich «Unglaubliches leisten». Die FPÖ setzte in der Vergangenheit auf Slogans wie «Daham statt Islam» und «Mehr Mut für unser Wiener Blut – Zu viel Fremdes tut niemandem gut». Hofer liess die anwesenden Medienschaffenden wissen, dass er ihre Arbeit «sehr schätze», und bezeichnete sie als «wichtiger Teil des Gleichgewichts» im Land. Erst im April hatte FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky den ORF aufgefordert, Star-Moderator Armin Wolf wegen eines kritischen Interviews rauszuwerfen. Bei wem Worte und Taten dermassen weit auseinander klaffen wie bei Norbert Hofer, den nennt man in Wien einen Safnsiada.
Mit dem langjährigen Generalsekretär Herbert Kickl übernahm ein FPÖ-Hardliner 2017 in der Regierung Kurz das Innenministerium. Kickl inszenierte sich als Kämpfer gegen die illegale Einwanderung. Unter anderem drohte er damit, am Brennerpass Grenzkontrollen einzuführen, und liess sich von Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban zwei Polizeipferde schenken. Vor wenigen Tagen erst sorgte er für Kopfschütteln, als er in einer uniformähnlichen Jacke an einer Kabinettssitzung teilnahm – angeblich, weil er danach zu einer Katastrophenschutz-Übung weiterreiste. Dort allerdings war er dann im Anzug zu sehen. Wer sich wie Kickl gerne wichtig macht, den nennen die Wiener einen Aufpudler.
Bundeskanzler Sebastian Kurz von der konservativen ÖVP droht nächste Woche die Abwahl per Misstrauensvotum. Seit der Publikation des Strache-Skandalvideos versucht er, sich von seinem Koalitionspartner FPÖ zu distanzieren. Er zeigte sich enttäuscht und beklagte sich über die vielen rassistischen Ausfälle von FPÖ-Funktionären, die er während seiner Regierungszeit zu erdulden hatte: «Das ist oftmals schwer gewesen.» Die «Bild»-Zeitung fragte Kurz, warum er sich trotz zahlreichen Warnungen auf eine Zusammenarbeit mit der FPÖ eingelassen habe: «Man kann im Vorhinein nicht in andere Personen hineinschauen», so die Begründung des Kanzlers. Wer sich auf diese Weise aus der Affäre zu ziehen versucht, den betitelt man in Wien als Drahdiwaberl.
Die watson-Redaktion hat folgende Nachricht eines in Zürich wohnhaften österreichischen Bürgers (und watson-Lesers) erreicht, der sich zur aktuellen Situation äussert. Was das genau heisst, können wir allerdings auch nicht mit Sicherheit sagen.
Was, wenn die Macher in den letzten 18 Monaten noch andere Politiker auf die selbe Art reingelegt haben, und deshalb gewartet haben?