Bergsteiger und Abenteurer, aber auch Autor, Politiker, Museumsgründer und Filmemacher: Reinhold Messner, der mit waghalsigen Besteigungen höchster Berge bekannt wurde, hat sich rastlos immer neu erfunden. Er hat begeistert, verärgert, polarisiert. Nun wird er 75 Jahre alt.
Hier sind 10 verblüffende und zum Teil kaum bekannte Fakten und unvergessliche TV-Momente mit dem verrücktesten «Bergbauern» der Welt.
Spiegel Online berichtete Ende August über das Felsenhaus der Familie Messner. Ein fantastisches Bauprojekt, wobei man eher von einem Felsenhau-Projekt reden muss.
Am exponierten Standort auf rund 900 Metern Höhe, unterhalb seiner denkmalgeschützten Burg Juval im Südtirol, liess er eine blockförmige Grube in den Gneis des Bergrückens hauen, um das Privathaus darin zu versenken.
Für die Umsetzung zeichnet sein Lieblings-Architekt und Freund Werner Tscholl verantwortlich.
Die Fotos lohnen sich, versprochen!
Er habe auch wissenschaftliche Arbeit geleistet, erzählte Messner stolz und mit einem Augenzwinkern. So betätigte er sich in jüngeren Jahren als Yetiforscher und «enttarnte» den sagenumwobenen Schneemenschen als Bären.
1987 sprach Messner vor laufenden TV-Kameras mit Thomas Gottschalk in «Wetten dass» über seine angeblich Yeti-Sichtung während einer Himalaya-Expedition im Jahr davor. Er sei sich sicher, dass es das sagenumwobene Wesen gebe, es handle sich aber um ein Tier und keinen Menschen oder Affen-Menschen. Fotografieren konnte er den Yeti nicht – vor lauter Staunen habe er das vergessen.
Er hat als erster Mensch alle 14 Achttausender der Welt bestiegen. Er schaffte gemeinsam mit Peter Habeler erstmals den Mount Everest ohne Sauerstoff – und später sogar im Alleingang. Reinhold Messner hat Alpingeschichte geschrieben. Fans bewunderten seinen eisernen Willen, seinen grenzgängerischen Wagemut und seine unglaublichen Leistungen. Kritiker warfen ihm überhöhten Ehrgeiz und Egoismus vor.
Nach den kaum zu übertreffenden Erfolgen im Höhenbergsteigen suchte der Südtiroler neue Ziele. Er durchquerte die Antarktis, Grönland und die Wüste Gobi. Extreme prägten Messners Leben als Bergsteiger und Abenteurer.
«Für Reinhold ist Auflehnung ein Stück weit Inhalt», sagte der Psychoanalytiker Hansjörg Messner in dem halbdokumentarischen Film «Messner» über seinen berühmten Bruder und dessen rastlosen Drang nach Herausforderung.
Messner selbst sagt über sich:
Als das Älterwerden extremen körperlichen Höchstleistungen Grenzen setzte, verwirklichte Messner mit ähnlicher Durchsetzungskraft sein Museumsprojekt, das heute seine Tochter Magdalena weiterführt. Sechs verschiedene Standorte bilden ein Bergmuseum.
Unter anderem erzählt er im «Messner Mountain Museum» (MMM) Alpingeschichte, an einem Standort thematisiert er die Auseinandersetzung Mensch-Berg. Es geht auch um die Erschliessungsgeschichte der Dolomiten und ein Standort ist den Bergvölkern aus aller Welt gewidmet.
Messner bewirtschaftete auch Bergbauernhöfe; in Sulden am Ortler (Südtirol) züchtet er Yaks. Für die Grünen sass er fünf Jahre im EU-Parlament. Als Experte für Risikomanagement wurde er zu Vorträgen geladen. Mit Wirtschaftsbossen stieg er auf Berge, auch mit Angela Merkel ging er – gerade dieses Jahr wieder – wandern.
Bergbauer ist übrigens seine Berufsbezeichnung. Seit 30 Jahren steht das so in seinem Personalausweis.
Seit einigen Jahren widmet er sich nun mit seinem Sohn Simon dem Film, dreht dokumentarische Bergstreifen. Mit seinen diversen Projekten hielt er sich auch nach den Extremerfolgen seiner Bergsteiger- und Abenteurerlaufbahn in der Öffentlichkeit.
«Eine meiner Schlüsselfähigkeiten war, mich immer wieder neu zu erfinden, bei null anzufangen, neugierig zu bleiben», sagte er der Nachrichtenagentur DPA. «Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit gefunden habe, in der richtigen Lebensphase das Richtige zu tun. Hätte ich es umgekehrt gemacht, zum Beispiel zuerst Filmen, dann Klettern und Bergsteigen, wäre ich umgekommen oder gescheitert.»
Stets warnte Messner vor dem Massenansturm auf die Berge, forderte einen Erschliessungsstopp. Früher habe man ihm vorgehalten, er gönne anderen nicht die Besteigung des Mount Everest, sagt er. Erst nach einer Serie von Todesfällen in diesem Jahr und Fotos von Menschenschlangen, die auf dem Weg zum Gipfel wie Autos im Stau stehen, habe auch die Öffentlichkeit verstanden, welcher Wahnsinn sich dort abspiele.
Einmal platzte Messner der Kragen, das war 1988 am Matterhorn, wo er als Bergführer auf 4000 Metern Höhe, mitten im Fels, unverhofft auf einen Kiosk traf. Es handelte sich um einen TV-Streich von «Verstehen Sie Spass?»
Messner und seine Generation veränderten in den 1970er und 1980er Jahren das Bergsteigen. Messner kritisierte damals von nationalem Ehrgeiz getriebene «Gipfelsiege» – der Berg sei schliesslich kein Feind – und propagierte ein Bergsteigen nur für sich selbst.
Mit dem Verzicht auf Expeditionstross, Fixseile und Flaschensauerstoff prägten er und einige andere damals den Alpinstil. Messner erfand dabei mit Sologängen an Achttausendern neue Massstäbe. Und als Kommunikationstalent setzte er sich dann auch selbst in Szene.
Schrieb er früher am liebsten über seine eigenen Taten, so sucht er nun Alpingeschichten anderer, die er in Büchern oder Filmen dokumentarisch aufarbeitet. «Mich interessiert die menschliche Dimension. Ich nehme Geschichten, die passiert sind und versuche, sie eins zu eins auf die Leinwand oder ins Buch zu bringen.» Er bleibe so nah wie möglich an den tatsächlichen Ereignissen - «weil das Leben die besten Geschichten erzählt».
Gerade hat er mit «Der Eispapst: Die Akte Welzenbach» eine Dokumentation über die gescheiterte deutsche Nanga-Parbat-Expedition 1934 veröffentlicht.
Auch wenn er mit zahllosen Dokumenten hart an den Fakten bliebt: Sein uneingeschränkter Held ist unverkennbar Wilhelm Welzenbach. Er starb 1934 am Nanga Parbat, der auch für Messner zum «Schlüsselberg» wurde. 1970 kam dort bei der gemeinsamen Besteigung sein jüngerer Bruder Günther ums Leben.
Der Verlust prägte Messners Leben. Lange hatte er über den Hergang des Unglücks erbittert mit den Ex-Kameraden von damals gestritten, es gab Gerichtsprozesse. Zuletzt hörte man darüber kaum noch etwas von ihm.
Messner scheint tatsächlich ruhiger geworden. Er sagt jedenfalls:
Messner, der unter anderem auf Schloss Juval in Südtirol lebt, hatte im August die Trennung von seiner Frau Sabine Stehle bekannt gegeben, mit der er drei Kinder hat.
(dsc/sda/dpa)
was in Italien perfekt funktioniert."
Reinhold Messner