Neil Young hat die Nase voll von Fehlinformationen zu Corona und zur Impfung. Insbesondere ein Podcast auf Spotify ist dem kanadischen Musiker ein Dorn im Auge: die «Joe Rogan Experience».
Am Montag wandte er sich in einem offenen Brief an sein Management und sein Plattenlabel, um die Sache anzusprechen – und Konsequenzen zu ziehen. Im Brief, der mittlerweile nicht mehr online ist, schrieb er:
Mit etwa 11 Millionen Zuhörenden pro Episode sei der Podcast, der nur auf Spotify zu verfügbar sei, einer der grössten Podcasts weltweit und habe enormen Einfluss, so Young weiter.
Youngs Problem: Joe Rogans Podcast ist bekannt dafür, Falschmeldungen über die Corona-Pandemie zu verbreiten. So rief Rogan in der Vergangenheit seine Fans einige Male auf, sich nicht impfen zu lassen und empfahl das Entwurmungsmittel Ivermectin für die Corona-Behandlung.
Zudem lud er den umstrittenen Virologen Dr. Robert Malone in seine Show ein. Dieser machte unter anderem negative Schlagzeilen, als er die Massnahmen während der Pandemie mit dem Holocaust verglichen hatte.
Auch eine Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen hat sich in einem offenen Brief an Spotify gewandt. Ihnen ist ebenfalls vor allem die spezifische Episode mit Dr. Robert Malone negativ aufgefallen. Sie schreiben:
Neil Young verknüpfte seinen offenen Brief mit einem Ultimatum: Spotify könne entweder Rogan oder Young haben. Aber nicht beide.
Gegenüber dem Wall Street Journal gibt Spotify Auskunft über sein Vorgehen:
Man halte sich an detaillierte Inhaltsrichtlinien und habe seit Beginn der Pandemie über 20'000 Podcast-Episoden mit Bezug zu Covid-19 entfernt.
Dennoch: Auf Youngs Forderung und Ultimatum gingen sie nicht ein. Seinem Wunsch, seine Musik zu entfernen, kamen sie allerdings nach. Der Prozess werde bloss einige Stunden dauern, informiert der Sprecher von Spotify. So war dann Neil Youngs Musik am Mittwoch komplett von der Plattform verschwunden. Man bedauere Neils Entscheidung, hoffe aber, ihn bald wieder begrüssen zu dürfen, so der Sprecher weiter.
Die Wut auf Twitter ist gross. Tausende von Usern erklären unter dem Hashtag #byebyespotify, dass sie die Streaming-App von ihren Geräten gelöscht hätten.
I sent Spotify a twitter tonight saying they made the WRONG decision, and then i deleted Spotify from all my devices. Again, to @SpotifyUSA @Spotify @spotifyartists, you're history to me! Bye, bye Spotify!!!!!!!!!!
— Joanie144 (@Joan4RealNYC) January 27, 2022
Spotify stelle sich mit seinem Entscheid auf die falsche Seite, so der Tenor der Twitter-User.
I just deleted Spotify @Spotify so pay attention boycotts work because money talks 💰 pic.twitter.com/ORnLfRxjSw
— Veritas ♀️️ real truth.... (@MarieYo82338162) January 27, 2022
Doch nicht nur auf Twitter machten die Menschen ihrem Ärger Luft: Viele kontaktierten Spotify auch direkt über den Live-Chat des Kundenservices. Die Nachrichtenflut ist derzeit sogar so gross, dass Spotify in einer Infobox auf längere Antwort-Wartezeiten hinweisen muss.
Einige User gelangten zum Live-Chat und erhielten sogar eine Antwort – allerdings eine ernüchternde, wie dieser Screenshot zeigt:
I did get through to live customer support!! Here's what happened: pic.twitter.com/lzSU4VL5al
— Lee Collins (@tsankawi) January 28, 2022
Der User schreibt:
Spotifys Antwort:
Weitere User berichten von derselben Erfahrung. Der Chat werde unmittelbar nach der Anfrage geschlossen, ohne weiter darauf einzugehen.
In einem am Dienstag veröffentlichten Statement bedankt sich Neil Young bei allen, die ihn in seiner Entscheidung unterstützt hätten. Er habe noch nie so viel Liebe von so vielen Menschen gespürt.
Er hoffe, dass sich noch andere Künstlerinnen und Künstler, sowie Plattenfirmen von Spotify distanzieren, um damit keine tödlichen Falschinformationen zu unterstützen. (saw)
giandalf the grey
Daniela Svoboda
ReMoo