Neigt sich das düstere Covid-Kapitel endlich dem Ende zu? Wird aus der Pandemie nun eine Endemie? In den vergangenen Tagen wurden Forderungen nach einer schnellen Aufhebung aller Massnahmen lauter. Wie die wissenschaftliche Taskforce des Bundesrates die Situation einschätzt und wie es in den nächsten Wochen weitergehen könnte – in drei möglichen Szenarien.
Die Schweiz überstand die «Superinfektionswoche», wie sie zuvor angekündigt wurde, glimpflich. Vergangene Woche wurde zwar mit beinahe 40'000 neuen Covid-Infektionen pro Tag der Fallzahl-Rekord geknackt, doch die Einweisungen in die Spitäler wegen Corona ging zurück.
Die wissenschaftliche Taskforce des Bundesrates gab sich vergangene Woche zurückhaltend optimistisch. Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim BAG sagte, trotz der hohen Fallzahlen stehe die Schweiz verglichen mit anderen Ländern gut da. Insbesondere die Spitäler seien gut aufgestellt.
Aufgrund dieser Entwicklung beschloss der Bundesrat am Mittwoch, die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie vorerst mal bis Ende März zu verlängern. Es gilt also weiterhin eine 2G oder 2Gplus-Regelung für gewisse Innenräume. Für Veranstaltungen draussen muss ab 300 Personen die 3G-Regel eingehalten werden. Zudem gibt es Einschränkungen für private Treffen, sofern ungeimpfte Personen dabei sind. Die Homeoffice-Pflicht gilt bis Ende Februar.
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An der Pressekonferenz sagte Gesundheitsminister Alain Berset, dass sich der Bundesrat bereits am 2. Februar zu einer weiteren Sitzung trifft, um eine Auslegeordnung zu machen. Was in den kommenden Wochen und Monaten passieren werde, sei schwierig vorauszusagen. Man werde die Lage immer wieder überdenken. «Wir müssen flexibel bleiben, um die Massnahmen allenfalls früher zu lockern», so Berset.
Folgt man den Erfahrungen der letzten Monate, wonach der Bundesrat stets auch Rücksicht aufs Gewerbe nahm, könnte bald ein sogenannter «Freedom Day» (Freiheitstag) folgen. Die Idee dazu wird am Dienstagmorgen vom Gewerbeverband präsentiert und fordert – vereinfacht gesagt – die Aufhebung aller Massnahmen im Februar.
Der «Freedom Day» ist an sich kein pandemisches Szenario, sondern ein Forderungskatalog, welcher sich auf die Ausbreitung des Virus auswirken könnte. Darin enthalten sind: die Aufhebung der Home-Office-Pflicht, der Zertifikatspflicht, der 2G-Regel sowie der Kapazitätsbeschränkungen.
Neben dem Gewerbeverband stecken Vertreterinnen und Vertreter der Gastro-Branche sowie einzelne bürgerliche Politikerinnen und Politiker hinter dem Vorschlag. Sie schliessen sich damit der Forderung von SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi an: Er forderte letzte Woche die Aufhebung aller Corona-Massnahmen bis in spätestens zwei Monaten.
Aeschis Begründung: «Die Omikron-Variante ist so ungefährlich, dass wir die Schutzmassnahmen bedenkenlos zurückfahren können.» Die Taskforce gibt Aeschi nur bedingt Recht: In ihrem aktuellen Bericht schreiben die Wissenschaftlerinnen, dass das Hospitalisierungsrisiko von doppelt geimpften Personen bei einer «Omikron»-Infektion zwar um 65 Prozent reduziert ist. Wer zusätzlich geboostert sei, hätte gar ein 81 Prozent niedrigeres Risiko.
Die grosse Unbekannte sei hier aber die starke Ausbreitung: «Omikron» gilt als Meister der Ansteckung und könnte zu einem rasanten Anstieg der Infektionszahlen führen, womit der kleine Anteil an schwer erkrankten Menschen in der Summe zu vielen Spitaleinweisungen führt. Epidemiologen betrachten deshalb genau, was in Dänemark passiert: Dort steigen seit geraumer Zeit wieder die Hospitalisierungen.
In mehreren Ländern ist eine neue Omikron-Untervariante aufgetaucht, BA.2 genannt. Berichten zufolge hat sich der neue Typ in Grossbritannien bereits grossflächig verbreitet. Auch in Dänemark und Schweden werde eine Häufung von Fällen beobachtet. Epidemiologen sind überrascht, wie schnell sich BA.2 ausbreitet. Sie gehen davon aus, dass diese leichter übertragbar ist als der ursprüngliche Omikron-Typ BA.1.
Wie schwer die Krankheitsverläufe nach einer Infektion mit der BA.2-Variante sind, können die Experten noch nicht genau sagen. Ersten Beobachtungen zufolge sieht es aber nicht danach aus, dass der Omikron-Untertyp gefährlicher ist. So sagt es der Virologe Tom Peacock vom Imperial College in London.
*Very* early observations from India and Denmark suggest there is no dramatic difference in severity compared to BA.1. This data should become more solid (one way or another) in the coming weeks.
— Tom Peacock (@PeacockFlu) January 19, 2022
Er vermutet, dass es bei der Wirksamkeit der Impfung keine grossen Unterschiede geben dürfte. Welchen Einfluss der Subtyp der Omikron-Variante auf den weiteren Verlauf der Pandemie haben wird, ist schwierig zu sagen. Peacock wagt eine vorsichtige Prognose und schreibt auf Twitter: «Wie besorgt sollten wir sein? Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob BA.2 einen wesentlichen Einfluss auf die aktuelle Omikron-Welle haben wird.»
Ausserdem gehört in eine Betrachtung der Situation immer auch Long Covid. Es bringt nichts wenn wir nur noch wenige in den Spitälern haben, dafür später die Long Covid Fälle explodieren…
Ich würde da doch gerne die Anzahl der Fälle in DK dazu sehen um diese besser mit der CH zu vergleichen.
Wenn man sich den Aritel zu BA.2 und DK liest, welcher ihr verlinkt habt, ist das ganze doch nicht so besorgniserregend wie in diesem Artikel hier. Also etwas aufgewärmt mit wenig Fleisch am Knochen und eine Prise Panik…. Note 3,5