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Südamerika

45 Grad im Winter – hier schlägt El Niño brutal zu

45 Grad im Winter – hier schlägt El Niño brutal zu

Die Klimakrise, El Niño und ein hartnäckiges Hochdruckgebiet: In Südamerika sorgt eine fatale Kombination für extreme Temperaturen.
26.08.2023, 21:04
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Ein Artikel von
t-online

Weit über 40 Grad – und das mitten im Winter. Eine extreme Hitzewelle hat Südamerika im Griff. Die Rekorde fallen, angetrieben von der menschengemachten Erderhitzung und dem natürlichen Wetterphänomen El Niño. Die Temperaturen liegen zehn bis zwanzig Grad über dem, was für diese Jahreszeit normal wäre.

Am Mittwoch erreichten die Temperaturen in Villamontes in Bolivien 45 Grad – dem Wetterhistoriker und Klimatologe Maximiliano Herrera zufolge die höchste je auf der Südhalbkugel gemessene Wintertemperatur und die zweithöchste global. «Die Geschichte der Klimatologie wird neu geschrieben», postete er auf X (vormals Twitter).

Die Stadt Nueva Asuncion in Paraguay meldete ebenfalls am Mittwoch 41.9 Grad – ein neuer Augustrekord für das Land.

Asuncion
In Paraguay herrscht brütende Hitze.Bild: Shutterstock

Auch in Brasilien wurden Rekordtemperaturen von fast 42 Grad erreicht. 19 von 26 Bundesstaaten sind von der Hitzewelle betroffen, gab das Nationale Meteorologische Institut am Donnerstag bekannt. In vier Hauptstädten wurden am Mittwoch die bislang höchsten Temperaturen des Jahres gemessen. Cuiabá im Westen erreichte 41.8 Grad, in Rio de Janeiro wurden 41 Grad gemeldet – Augustrekorde für beide Städte.

Die Winterhitze auf dem Kontinent hält – mit einer Atempause Mitte des Monats – bereits seit einigen Wochen an. Der Juli war nach Angaben der Nasa und des europäischen Klimawandeldienstes Copernicus bereits der heisseste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen.

«Obwohl wir uns im Winter befinden, durchlebt Chile eine eigene kleine Hölle.»

Im Norden Chiles wurden am 2. August in der Stadt Vicuña in der Region Coquimbo 38.7 Grad gemessen. Für einen Augusttag normal wären hier 18 Grad. «Die Anden erleben nun ihre eigene thermische Tortur», schrieb die chilenische Zeitung «La Tercera» damals. «Obwohl wir uns im Winter befinden, durchlebt Chile eine eigene kleine Hölle.»

Die Hitze hat unterschiedliche Ursachen. Die Klimakrise lässt Hitzewellen heftiger und häufiger auftreten. Ein hartnäckiges Hochdruckgebiet hielt sich ungewöhnlich lange östlich der Anden und brachte Hitze aus Äquatornähe in die Region. Zudem sorgte der hohe Luftdruck für weniger Wolken, sodass sich Luft und Boden durch die Sonne stärker aufheizen konnten.

Dazu kommt das natürliche Wetterphänomen El Niño. Dabei kehren sich Strömungen im Pazifischen Ozean um, wärmeres Wasser erreicht den östlichen tropischen Pazifik. Infolgedessen verändern sich auch die Luftströmungen – höherer Luftdruck und höhere Wintertemperaturen in Südamerika sind charakteristisch für El-Niño-Jahre.

Auch in anderen Teilen der Erde herrschen aktuell massive Hitzewellen: Südwesteuropa schwitzt ebenfalls bei Temperaturen von deutlich über 40 Grad. Am Mittwoch wurden in Salindres, Frankreich, 44 Grad gemeldet. Selbst nachts sanken die Temperaturen im Süden des deutschen Nachbarlandes zuletzt teilweise nicht unter 30 Grad – die heissen Nächte sind für die Gesundheit besonders belastend. Auch in Spanien und Portugal stiegen die Temperaturen auf über 40 Grad.

Über 50 Grad

In Nordafrika und dem Mittleren Osten liegen die Temperaturen sogar noch höher. Aus dem Irak wurden am Donnerstag 52 Grad gemeldet, aus Agadir in Marokko 48.1 Grad. Am Freitag stieg das Thermometer in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf 50.3 Grad.

Eine weitere Hitzeglocke sitzt über Ostasien. In Teilen Japans wurden Schulen und Geschäfte geschlossen, während die Wetterdienste neue Rekordtemperaturen meldeten. Allein am Freitag seien 35 Rekorde gefallen, schrieb Herrera auf X.

Auch in den USA herrscht erneut eine extreme Hitzewelle. Am Mittwoch meldete New Orleans mit 39 Grad die höchste Temperatur seit Aufzeichnungsbeginn. Dazu kommt eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit: Ebenfalls am Mittwoch betrug die gefühlte Temperatur in Chicago 47 Grad – der zweithöchste je verzeichnete Wert. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich der Körper durch Schwitzen schlechter abkühlen – so werden Hitzeschläge wahrscheinlicher.

Chicago
47 Grad in Chicago, man kann es sich kaum vorstellen.Bild: Shutterstock

Verwendete Quellen:

  • washingtonpost.com: "Heat records are being smashed in multiple parts of the globe"
  • theguardian.com: "‘Winter is disappearing’: South America hit by ‘brutal’ unseasonal heatwave"
  • theconversation.com: "One of 2023’s most extreme heatwaves is happening in the middle of winter"
  • euronews.com: "Winter heatwave: Another South American country is sweltering in record temperatures"
  • earthobservatory.nasa.gov: "Heat Dome Descends on Central U.S."
  • twitter.com: Profil von Maximiliano Herrera (Extreme Temperatures Around The World)

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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RicoH
26.08.2023 21:23registriert Mai 2019
Temperaturen um die 50 Grad. Will ich mir nicht vorstellen, wie es bei uns wäre. Ich tropfe bereits bei Temperaturen ab 35 Grad.
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Nirantali
26.08.2023 23:26registriert Juli 2020
Boah 52°C ne also bei mir ist jetzt alles durchnässt bei 32°C das Bett ist quasi ein Wasserbett, die Stube eine Sauna und nur schon beim ruhig hocken läuft der Schweiss den Rücken runter.

Also wenn es nächstes Jahr auch wieder so wird, dann muss ich mir wohl oder übel ein gutes Split Klimagerät besorgen, kostet dann so um die 2000.- aber dann ist wenigstens nicht alles durchnässt und ich kann wieder normal schlafen.

Ich leide ja schnell mal bei Hitze, aber dieser Sommer war echt nicht mehr normal. Hatte bisher noch nie das Problem das sich das Bett über Nacht in ein Wasserbett verwandelt. 🥵
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desarts
27.08.2023 00:22registriert August 2022
40 Grad

Das hatten wir ja fast, aber bei uns ist Sommer 🤔
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