Zwei Monate nach dem Auftreten des Mers-Virus in Südkorea hat die Regierung das Ende der tödlichen Epidemie verkündet. Nach Abwägung verschiedener Umstände kamen die Mediziner und die Regierung zu dem Schluss, dass die Leute sich keine Sorgen mehr machen müssen.
«Ich rufe die Öffentlichkeit auf, alle Bedenken wegen Mers abzuschütteln und ihre normalen täglichen Tätigkeiten aufzunehmen, einschliesslich der Wirtschafts-, Kultur-, Freizeit- und Schulaktivitäten», sagte Ministerpräsident Hwang Kyo Ahn bei einem Treffen mit Regierungsvertretern am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Yonhap.
Zum Höhepunkt der Epidemie waren tausende Schulen geschlossen worden, da Eltern ihre Kinder aus Angst vor Ansteckung nicht zum Unterricht lassen wollten. Seit dem Ausbruch des Virus am 20. Mai erlagen in Südkorea 36 Menschen der Krankheit, 186 weitere erkrankten daran.
Es war der bislang schwerste Mers-Ausbruch ausserhalb Saudi-Arabiens, wo das Virus bislang vor allem auftrat. Das Mers-Virus ist ein seit dem Jahr 2012 bekannter neuer Stamm aus der Gruppe der Coronaviren.
Die südkoreanische Wirtschaft erlitt durch die Folgen der Epidemie schwere Verluste. Einkaufszentren, Restaurants und Kinos verzeichneten seit den ersten Fällen deutliche Umsatzrückgänge, da die Menschen grössere Menschenansammlungen mieden. Auch die Tourismusbranche wurde hart getroffen. So ging die Zahl der ausländischen Besucher im Juni um mehr als 40 Prozent zurück.
Die Regierung legte ein milliardenschweres Konjunkturprogramm auf, um die unter der Epidemie leidende Wirtschaft anzukurbeln. Die Zentralbank korrigierte kürzlich zum dritten Mal dieses Jahr die Wachstumsprognose nach unten. Der Zentralbank-Gouverneur Lee Ju Yeol warnte, dass die wirtschaftlichen Auswirkungen der Epidemie noch den ganzen August andauern würden, obwohl seit dem 4. Juli keine Neuinfektion mehr registriert wurde.
Die Regierung in Seoul war zunächst für ihre Reaktion auf die Epidemie kritisiert worden, erliess dann aber umfassende Quarantäneregeln, woraufhin fast 17'000 Menschen in ihren Häusern unter Quarantäne gestellt wurden. Dies erlaubte, eine Ausbreitung des Virus ausserhalb von Spitälern zu verhindern.
Die Erkrankung geht häufig mit grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit einher. Bei schweren Verläufen kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, auch Nierenversagen ist möglich. Weder gibt es bisher einen Impfstoff, noch eine Behandlung gegen die Krankheit. (sda/afp)