International
Südostasien

Erdrutsch fordert 90 Menschenleben in Myanmar

Jadeabbau in Hpakant, im Norden von Myanmar. 
Jadeabbau in Hpakant, im Norden von Myanmar. 
Bild: Blogs.agu.org

Erdrutsch fordert 90 Menschenleben in Myanmar

22.11.2015, 13:0322.11.2015, 16:49
Mehr «International»

Bei einem Erdrutsch in einem Jademinen-Gebiet im Norden Myanmars sind nach Angaben der Behörden mindestens 90 Menschen ums Leben gekommen. Schlechte Wetterbedingungen erschweren die Bergungsarbeiten.

79 Leichen seien am Samstag geborgen worden, sagte ein Vertreter der Regionalverwaltung in Hpakant im Teilstaat Kachin. Am Sonntag hätten die Rettungskräfte dann elf weitere Tote entdeckt. Die Suche nach Verschütteten in der entlegenen Bergregion dauere an.

Es sei unklar, wie viele Menschen noch unter den Erdmassen begraben seien, sagte der örtliche Regierungsvertreter Nilar Myint. Nur ein Verschütteter habe lebend aus dem Geröll herausgezogen werden können, er sei aber kurze Zeit später gestorben.

Mitarbeiter des Roten Kreuzes, Soldaten, Polizisten und Helfer aus den Gemeinden waren im Einsatz, um nach Überlebenden zu suchen. Ihre Arbeit wurde durch schlechte Wetterbedingungen erschwert.

Jadeabbau lockt Glücksritter an

Tausende von Arbeitern werden von den Milliardengewinnen aus dem Jadeabbau in das Bergbaugebiet nahe der Grenze zu China gelockt. Bei den Opfern des jüngsten Unglücks handelt es sich offenbar um Menschen, die im Schutz der Dunkelheit nach Jadestücken in einem Schuttberg suchten, der von Baggern aufgeschüttet worden war.

Durch den Erdrutsch wurden Dutzende Hütten von Wanderarbeitern zerstört, die in dem Aushub der Bergwerke nach den kostbaren Schmucksteinen suchten. Da solche Abfallberge nur lose aufgeschüttet sind, kommt es immer wieder zu tödlichen Erdrutschen.

Nach Angaben von Einwohnern verstärkten die Bergbaufirmen, die vielfach mit der früheren Militärjunta in Verbindung stehen, zuletzt ihre Aktivitäten in Kachin. In dem Teilstaat, in dem mehrere Rebellengruppen aktiv sind, operieren die Bergbaufirmen weitgehend im Verborgenen.

Die Anwohner in Hpakant legen den Unternehmen zahlreiche Unfälle und Landenteignungen zur Last. Die gross angelegte Suche nach Jadesteinen verwandelte die Gegend inzwischen in eine Mondlandschaft.

Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness wurden alleine im vergangenen Jahr in Myanmar Jadesteine im Wert von 31 Milliarden Dollar produziert. Dies entspreche beinahe der Hälfte des Bruttoinlandprodukts. Laut offiziellen Zahlen setzte die Branche dagegen 3,4 Milliarden Dollar um. (sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
    Soll die AfD verboten werden? Was dafür spricht – und was dagegen

    Am 2. Mai 2025 stufte das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln (BfV) die Partei «Alternative für Deutschland» (AfD) «aufgrund der die Menschenwürde missachtenden, extremistischen Prägung der Gesamtpartei» als «gesichert rechtsextremistisch» ein. Zwar setzte der Verfassungsschutz die Einstufung einige Tage später aus verfahrenstechnischen Gründen aus. Nichtsdestotrotz stellt sich mehr denn je die Frage, ob eine Partei mit teilweise eindeutig rechtsextremen Exponenten und Inhalten in einer Demokratie toleriert werden muss – oder ob ein Verbot gerechtfertigt ist.

    Zur Story