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Erdogan-Kontrahent will «alle Flüchtlinge nach Hause schicken»

Erdogan-Kontrahent will «alle Flüchtlinge nach Hause schicken»

18.05.2023, 12:4418.05.2023, 16:09
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epa10626838 Turkish presidential candidate Kemal Kilicdaroglu (C), leader of the opposition Republican People's Party (CHP) and his wife Selvi Kilicdaroglu leaving from a polling station in Ankar ...
Kemal KilicdarogluBild: keystone

Der türkische Präsidentschaftskandidat Kemal Kilicdaroglu hat gut zehn Tage vor der Stichwahl um das Präsidentenamt einen deutlich schärferen Ton gegenüber Flüchtlingen angeschlagen. «Sobald ich an die Regierung komme, werde ich alle Flüchtlinge nach Hause schicken. Punkt», sagte Kilicdaroglu am Donnerstag und sprach von zehn Millionen Menschen im Land. Auf welche Daten er sich stützte, war zunächst nicht klar. Laut den Vereinten Nationen leben 3,9 Millionen Flüchtlinge in der Türkei. Der Grossteil von ihnen stammt aus Syrien.

Im Wahlkampf hatte Kilicdaroglu bisher davon gesprochen, syrische Flüchtlinge auf freiwilliger Basis und innerhalb von zwei Jahren nach Syrien zurückschicken zu wollen.

Kilicdaroglu war bei den Präsidentschaftswahlen am vergangenen Sonntag hinter Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan gelandet, der den Sieg in der ersten Runde nur knapp verpasste. Weil keiner der beiden Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erhielt, treten Kilicdaroglu und Erdogan am 28. Mai in einer Stichwahl gegeneinander an. Vor dem Hintergrund von Manipulationsvorwürfen bei der Wahl am Sonntag erklärte Kilicdaroglu, mindestens eine Million Wahlbeobachter an die Urnen schicken zu wollen.

Beobachter gehen davon aus, dass besonders die Stimmen aus dem nationalistischen Lager wahlentscheidend sein dürften. Der drittplatzierte Rechtsaussen-Kandidat Sinan Ogan bekam in der ersten Runde gut fünf Prozent. Eine Wahlempfehlung für Erdogan oder Kilicdaroglu knüpft er an Zusicherungen. Er steht für eine flüchtlingsfeindliche Politik und fordert verstärkten «Kampf gegen Terror».

Ob seine Wähler seiner Wahlempfehlung folgen, wird bezweifelt. Wahlforscher Özer Sencar sagte der dpa, er gehe davon aus, dass sie ohnehin mehrheitlich in das Erdogan-Lager wechseln würden. (aeg/sda/dpa)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Maya Eldorado
18.05.2023 14:42registriert Januar 2014
Da bin ich wieder mal froh, dass es bei uns deren 7 sind. So ist es nicht möglich, dass es von einem Extrem ins andere fällt.
So ist es oft ein wenig langsam, bis ein Entscheid kommt. Aber das finde ich vernachlässigbar.
Auf jeden Fall werden wieder mehr Menschen aus der Türkei fliehen. Mit dem müssen wir rechnen.
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du_bist_du
18.05.2023 14:13registriert Mai 2020
Ich nehme an, die Kommentarschreiber hier finden das alles super.
Denn als ich vor wenigen Tagen, in Bezug auf das Hochjubeln von Kandidaten bei Wahlen, bei zwei Artikeln erwähnte, dass man vom Regen nicht immer ins Sonnenparadies, sondern manchmal auch in die Traufe kommen kann, wurde das nicht so positiv aufgenommen hier.
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WarioUnfehr
18.05.2023 13:34registriert Juni 2021
Demnach ist das Problem wohl nicht Erdogan selbst sondern die Türkei grundsätzlich. Schade.
Für die syrischen Flüchtlinge sind sie genauso mitverantwortlich.
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