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Türkei attackiert Kurden in Syrien und im Irak

epa10307924 Turkey's President Recep Tayyip Erdogan speaks during a press conference on the sidelines of the G20 Leaders' Summit in Bali, Indonesia, 16 November 2022. The 17th Group of Twent ...
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am G20-Gipfel in Indonesien vergangene Woche.Bild: keystone

Vergeltung für Istanbul-Anschlag: Türkei attackiert Kurden in Syrien und im Irak

Das türkische Militär hat in der Nacht auf Sonntag kurdische Stellungen in Nordsyrien und im Nordirak angegriffen. Die Rechtfertigung für die Attacken ist der Anschlag mit mehreren Toten in Istanbul vor einer Woche.
20.11.2022, 04:3620.11.2022, 14:30
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Die türkische Regierung macht die kurdische Arbeiterpartei PKK und die syrische Kurdenmiliz YPG für den Bombenanschlag im Stadtzentrum von Istanbul verantwortlich, bei dem am Sonntag vergangener Woche 6 Menschen getötet und 31 weitere verletzt worden waren. Die türkischen Angriffe seien Vergeltung für das Attentat in der Bosporus-Metropole.

Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte griff das türkische Militär die kurdischen Stellungen in Nordsyrien aus der Luft an. Dabei habe es Verletzte und Tote gegeben, teilte ein Sprecher der Organisation mit. Auch der türkische Nachrichtensender CNN Türk berichtete von Angriffen unter anderem auf Orte wie Kobane, die bislang fest in der Hand kurdischer Rebellen sind. Auf der Twitter-Seite des türkischen Verteidigungsministeriums hiess es am Samstagabend, man werde die «Angriffe» rächen, es sei «Abrechnungszeit!».

Ankara sieht in der YPG einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und bekämpft beide als Terrororganisation. Einige Experten hatten bereits gemutmasst, dass die türkische Regierung den Bombenanschlag als Anlass für eine neuerliche Offensive in Nordsyrien nehmen könnte. An der Glaubwürdigkeit der türkischen Darstellung zum Hintergrund des Anschlags in Istanbul kamen zuvor von verschiedener Seite Zweifel auf:

Die YPG – als Teil der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) – ist unter anderem in den nun laut Bericht angegriffenen Gebieten präsent. Das Verteidigungsministerium beruft sich in seiner Mitteilung auf das Recht auf Selbstverteidigung laut Charta der Vereinten Nationen.

Das türkische Militär hat bereits mehrmals Einsätze gegen die PKK im Irak und gegen die YPG in Syrien geführt. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte in der Vergangenheit bei ähnlichen Einsätzen bezweifelt, dass diese mit dem Völkerrecht vereinbar sind.

Im syrischen Staatsfernsehen wurde am Sonntagmorgen von türkischen Angriffen auf Stellungen der SDF berichtet, Syriens staatliche Nachrichtenagentur Sana sprach von einer «türkischen Aggression». SDF-Kommandeur Maslum Abdi berichtete auf Twitter von Bombardierungen.

Die Türkei hat seit 2016 bereits vier Militäroffensiven in Nordsyrien initiiert. Dort hält die Türkei Grenzregionen besetzt und kooperiert dabei mit Rebellengruppen. Der syrische Präsident Baschar al-Assad wird dagegen von Russland unterstützt. (con/sda/dpa)

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Der türkische Präsident wollte eigentlich Fussballer werden
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34 Kommentare
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Martin Baumgartner
20.11.2022 05:56registriert Juni 2022
Wie einfach es sich Präsident Erdogan doch macht. Es gab noch kein Gerichtsverfahren nur ein "fragwürdiges" Geständnis und schon fallen die Bomben.
Es stimmt halt doch: Für einen Hammer sieht jedes Problem aus wie ein Nagel.
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Bauchgrinsler
20.11.2022 07:17registriert Mai 2021
Das war ja die Absicht dahinter. Dreckspiel.
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JayCee
20.11.2022 07:47registriert Oktober 2015
Never change a winning strategy. Ein Paar Monate vor dem Krieg ein Attentat, die Kurden angreifen und als Retter der Nation dastehen und die Wahlen wieder gewinnen.
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