Rund eine Woche nach den Anschlägen von Paris sind bei einem Anti-Terror-Einsatz im Osten Belgiens zwei mutmasslich radikale Islamisten von der Polizei erschossen worden. Nach Angaben der belgischen Staatsanwaltschaft haben sie Anschläge im grossen Stil geplant.
Eine dritte Person sei bei dem Einsatz in der Kleinstadt Vervier etwa 25 Kilometer von der deutschen Stadt Aachen entfernt festgenommen worden, erklärte der Sprecher der belgischen Bundesstaatsanwaltschaft.
Im ganzen Land habe es rund ein Dutzend Razzien im Zusammenhang mit den mutmasslichen Anschlagsplänen auf belgische Polizeistationen gegeben. Bisher sei keine direkte Verbindung zu den Terroranschlägen auf die Satire-Zeitung «Charlie Hebdo» und einen jüdischen Supermarkt in Paris erkennbar, sagte der Sprecher weiter.
Die Aktion habe «schwere Anschläge in Belgien verhindert». Die Intervention habe schnell erfolgen müssen; es habe sich um eine Frage von Stunden gehandelt. Vorgesehene Ziele für die Attentate im grossen Stil seien Polizeibeamte und Polizeigebäude gewesen.
Von der mutmasslichen belgischen Gruppe seien mehrere Personen aus dem syrischen Bürgerkrieg zurückgekehrt. Die Ermittlungen gegen sie hätten bereits vor den Anschlägen von Paris begonnen. Die Männer seien seit Wochen observiert worden.
Es gebe vorläufig keinen Hinweis darauf, dass die Geschehnisse in Verviers mit den Anschlägen in Paris zu tun haben, teilte die Bundesstaatsanwaltschaft weiter mit.
Um 17.45 habe die Polizei die Wohnung der Verdächtigen über einer Bäckerei im Zentrum von Vervier gestürmt, um eine Hausdurchsuchung auszuführen, berichtete das belgische Online-Portal HLN.be. «Die Verdächtigen haben sofort mit militärischen Waffen und für mehrere Minuten das Feuer auf das Sonderkommando der Polizei eröffnet, bevor sie neutralisiert wurden», sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Eric Van der Sypt.
Lokale Medien hatten von Schüssen und mehreren Explosionen berichtet, die in Verviers auf einer Strasse in der Nähe des Bahnhofs zu hören gewesen seien.
#BREAKING: New Photos From Counter-Terrorist Raid in #Belgium. #Verviers pic.twitter.com/rAVLROGSyb
— News This Second (@NewsThisSecond) 15. Januar 2015
Die Polizeiaktion in Verviers fand im Rahmen einer grossangelegten Operation gegen belgische Syrienkämpfer statt. Mehrere Hausdurchsuchungen wurden auch in den Arrondissementen Brüssel und Halle-Vilvoorde durchgeführt.
Die Terrorwarnstufe in Belgien wurde von Stufe zwei auf drei (von vier) angehoben.
Laut «VTM Nieuws» sollen die Anti-Terroraktionen in Belgien Teil einer internationalen Operation gewesen sein. Sicherheitskräfte seien in sieben verschiedenen Ländern – darunter auch dem Jemen – gegen mutmassliche Terroristen vorgegangen. Nur in Belgien habe es dabei Tote gegeben.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte dies nicht. Sie gab mit Hinweis auf laufende Ermittlungen keine weiteren Details bekannt, kündigte aber eine weitere Pressekonferenz für Freitag 11 Uhr an.
Anti-Terror Operation jetzt in #Verviers, #Belgien.
3 Tote.
(@rOeland) pic.twitter.com/KkZI1aIKUK
— Breaking 3.0 DE (@Breaking3zeroDE) 15. Januar 2015
In Belgien soll es es eine signifikante Zunahme von Aktivitäten radikaler Islamisten gegeben haben. Nach Angaben der belgischen Behörden sind rund 100 islamistische Kämpfer aus Syrien zurückgekehrt, 170 weitere kämpfen noch in Syrien und dem Irak, wo die Dschihadisten-Miliz Islamischer Staat aktiv ist.
In Antwerpen stehen derzeit 46 Personen vor Gericht, die junge Männer für den Kampf auf der Seite der Dschihadisten im syrischen Bürgerkrieg angeworben haben sollen oder selbst dorthin reisen wollten. Der Prozess ist der bisher grösste gegen mutmassliche Dschihadisten in Belgien. Das Urteil sollte diese Woche gefällt werden, wurde jedoch um einen Monat verschoben.