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100 Delfine bei Treibjagd auf den Färöer-Inseln getötet

100 Delfine bei Treibjagd auf den Färöer-Inseln getötet

30.07.2022, 07:2830.07.2022, 13:42
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epa10078541 A pod of dolphins, between 50 to 100 according to authorities, swim by the coast of the city of Valparaiso, Chile, 18 July 2022, in a rare sighting that surprised tourists and locals. EPA/ ...
Bild: keystone

Auf den Färöer-Inseln sind Medienberichten und Tierschützern zufolge rund 100 Delfine getötet worden. Die Tiere seien am Freitag im Skálafjord gesichtet und in den Morgenstunden getötet worden, berichtete der färöische Rundfunk, die Tötung sei reibungslos verlaufen.

Für die Meeresschutzorganisation OceanCare war die Treibjagd auf die Tiere eine «weitere Eskalationsstufe» auf dieser Inselgruppe. Die Grossen Tümmler seien an den Strand getrieben und brutal getötet worden.

Grosse Tümmler stehen unter strengem Schutz gemäss der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU, die auch für Dänemark gilt, aber die Färöer sind nicht Bestandteil der EU, hiess es in einem Statement von OceanCare. Typischerweise lebt diese Delfinart in engen sozialen Einheiten aus 100 bis 200 Tieren. Die Jagd hat also vermutlich eine gesamte soziale Einheit ausgelöscht, schrieb die NGO.

Delfine «höchst empfindungsfähig»

«Den Aufzeichnungen zufolge gab es in den letzten zehn Jahren nur eine Tötung von Grossen Tümmler auf den Färöern. Es handelt sich also um eine dramatische und tragische Wendung. Alle Delfinarten sind höchst empfindungsfähig und ihre Intelligenz ist bekannt. Daraus folgt, dass es den Mitgliedern dieser grossen Gruppe völlig bewusst war, dass sie gejagt werden und dass sich ihre Gefährten rund um sie im Todeskampf befinden», kritisierte Mark Simmonds, wissenschaftlicher Direktor bei OceanCare.

Erst vor kurzem hatte die färöische Regierung die Einführung einer Fangquote für die Jagd auf Weissseitendelfine angekündigt. Demnach dürfen 2022 und 2023 pro Jahr maximal 500 dieser Exemplare gefangen werden. Hintergrund des Schrittes ist eine aus den Fugen geratene Delfinjagd, bei der im vergangenen Spätsommer 1423 Atlantische Weissseitendelfine in den Skálafjord getrieben und getötet worden waren. Das hatte international für Kritik gesorgt.

Walfang hat Tradition

Der Walfang («Grindadráp») ist auf den zum dänischen Königreich gehörenden, aber weitgehend autonomen Inseln im Nordatlantik eine jahrhundertealte Tradition. Hauptsächlich werden Grindwale erlegt, manchmal aber auch Delfine. Färöischen Zählungen zufolge wurden 2020 insgesamt 576 Grindwale und 35 Weissseitendelfine getötet, Grosse Tümmler deutlich weniger. (sda/apa/dpa)

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34 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich der Mensch
30.07.2022 09:46registriert Mai 2022
Was im Namen von "Tradition" alles gemacht wird ist schon erschreckend. Und das schlimmste ist das unter diesen althergebrachten Quälereien immer um Tiere geht. Schande für uns Menschen!
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Gin Toni
30.07.2022 09:49registriert Oktober 2020
Naja, wo ist der Unterschied zwischen dem Lachs oder dem Steak der auf euren Tellern landet? Ist doch Heuchelei bei Flipper einen Aufschrei zu starten. Jeden Tag werden in der Schweiz tausende Tiere getötet und geschlachtet. Und wer denkt dies geschieht alles Human, ist etwas naiv.
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Yuri Ismaylov
30.07.2022 10:28registriert Juli 2021
100 Delfine zu töten und zu essen ist also schlimm, aber täglich Millionen von Fischen mittels Netzen zu fangen und kläglich ersticken zu lassen nicht? Ganz zu schweigen von den tausenden Delfinen und Haien, die täglich als Beifang in den Netzen sterben. Bei der Jagd auf den Färöern sterben einzig die gejagten Tiere. Nachhaltiger geht gar nicht.
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