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Neue Studie: Delfine probieren Urin, um ihre Freunde zu erkennen

Neue Studie: Delfine probieren Urin, um ihre Freunde zu erkennen

19.05.2022, 02:29
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Die Resultate der Studie

Delfine erkennen ihre Artgenossen einer am Mittwoch veröffentlichten Studie zufolge durch den Geschmack von deren Urin.

«Delfine halten ihr Maul offen und probieren den Urin von vertrauten Individuen länger als den von unbekannten», erklärte der Forscher Jason Bruck von der Stephen F. Austin State University im US-Bundesstaat Texas gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

FILE - Winter the dolphin swims on Aug. 31, 2011 in a tank in Clearwater, Fla. Clearwater Marine Aquarium staff members released a Himalayan sea salt urn containing Winter
Bild: keystone

«Das ist wichtig, weil Delfine die ersten Wirbeltiere sind, bei denen eine soziale Erkennung allein durch den Geschmack nachgewiesen wurde», fügte der Erstautor der in dem Fachmagazin «Science Advances» veröffentlichten Studie hinzu.

Die Nutzung des Geschmackssinns als Erkennungsmethode könnte der Studie zufolge im offenen Ozean sehr vorteilhaft sein, da Urinfahnen noch eine Weile nach dem Wegschwimmen eines Tieres bestehen bleiben.

Die Forscher warnen, dass vom Menschen verursachte Umweltverschmutzungen wie Öllecks oder andere chemische Abwässer die Fähigkeit der Delfine, sich gegenseitig zu schmecken, beeinträchtigen könnten. Dies muss allerdings noch weiter untersucht werden.

Bislang war bekannt, dass die untersuchten Grossen Tümmler ihre Artgenossen gezielt über Pfeifgeräusche ansprechen. Allerdings ist es bei den Tieren auch üblich, die Genitalien ihrer Artgenossen mit dem Maul zu berühren, was zumindest die Möglichkeit bietet, deren Urin zu schmecken. Delfine haben keine Riechkolben, so dass sie anders als andere Tierarten ihre Artgenossen nicht am Geruch erkennen können.

FILE - Winter, the tail-less dolphin at the Clearwater Marine Aquarium swims in a tank with "Panama," another dolphin being cared for by the facility on Oct. 28, 2008. The prosthetic-tailed  ...
Der grosse Tümmler kann auch mit Pfiffen kommunizieren.Bild: keystone

So wurden die Urin-Tests durchgeführt

Um ihre Theorie zu untersuchen, trainierten die Forscher acht Grosse Tümmler zunächst, Urinproben im Austausch für Futter abzugeben. Anschliessend legten die Forscher den Tieren Urinproben von bekannten und unbekannten Artgenossen vor. Dabei stellten sie fest, dass die Tiere etwa dreimal so viel Zeit mit dem Urin bekannter Tiere wie dem Urin von ihnen unbekannten Tümmlern verbrachten.

In einem weiteren Experiment spielten die Forscher zusätzlich zu den Urinproben noch Pfeiftöne von Delfinen ab. Die Delfine blieben dabei länger in der Nähe des Lautsprechers, wenn die Töne vom gleichen Tier wie die Urinprobe stammten. Die Forscher deuten dieses Verhalten bei übereinstimmenden Signalen als Zeichen, dass die Tümmler bekannte Tiere erkannt haben.

Die mögliche Erklärung

Die Forscher vermuten, dass wasserunlösliche fettähnliche Stoffe, sogenannte Lipide, einzigartige chemische Signaturen bilden, die die Delfine erkennen. Es sei «wahrscheinlich, dass Delfine auch andere Informationen aus dem Urin extrahieren können, wie beispielsweise den Fortpflanzungszustand», schreiben die Forscher in der Studie. Auch könnten sie möglicherweise Botenstoffe im Urin einsetzen, um das Verhalten ihrer Artgenossen zu beeinflussen.

Auch Menschen besitzen das Gen, das Delfinen das Erkennen der Lipide ermöglicht. Menschen hilft es zu erkennen, wann sie genug gegessen haben. Die Untersuchung des Gens bei Delfinen könnte daher zu einem besseren Verständnis der Funktionsweise beim Menschen beitragen. (sda/afp)

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