Die Türkei hat am Montag stolz ihren ersten Flugzeugträger präsentiert, so die staatliche Darstellung. Auf der «TCG Anadolu» sollen aber vor allem Hubschrauber und Drohnen stationiert werden. Das Schiff ist 232 Meter lang und 32 Meter breit und kann rund 1'400 Personen aufnehmen. Zum Vergleich: Die US-Flugzeugträger der Nimitz-Klasse sind etwa 333 Meter lang, die HMS Queen Elizabeth der britischen Marine 284 Meter.
«Dieses Schiff wird es uns ermöglichen, militärische und humanitäre Operationen in jedem Winkel der Erde durchzuführen, wenn es erforderlich ist», sagte Präsident Recep Tayyip Erdoğan bei der Eröffnungsfeier in Istanbul. Es sei ein Symbol, «das die regionale Führungsposition der Türkei festigen wird».
Doch an der Bezeichnung «Flugzeugträger» kommen Zweifel auf. Zum einen haben die USA bislang keine F-35-Jets geliefert, die eigentlich von dem Schiff starten sollten. Der Hintergrund: Washington war verstimmt, weil Ankara russische S-400-Raketenabwehrsysteme kaufte. Die Folge: Zurück in die Werft, Umbau.
Zum anderen hat sich der ehemalige Kommodore der türkischen Marine, Türker Ertürk, zu Wort gemeldet und klargestellt: «Die TCG Anadolu ist kein Flugzeugträger, sondern ein Landungsboot mit einer Flugplattform». Das sei schon durch den Buchstaben «L» im Schiffsname «L 400», der auf dem Rumpf prangt, ersichtlich. Sein Vorwurf:
Seine Vermutung: Der türkische Präsident wolle im Wahlkampf mit einem Prestigeprojekt punkten. Erdoğan, der seit 2014 Präsident ist und dem Kritiker zunehmend autoritäre Züge vorwerfen, stellt sich im Mai zur Wiederwahl. Umfragen deuten auf einen knappen Ausgang hin.
Tatsächlich ist das neue Flaggschiff der türkischen Marine ein sogenanntes «Amphibious Landing Assault»-Schiff, also eigentlich ein Landungsboot mit einer besonderen Rampe. Aber das spanische Schwesterschiff Juan Carlos, das als Vorlage diente, ist unter anderem mit McDonnell Douglas AV-8B Harrier II-Kampfjets bestückt.
Statt Flugzeugen werden neben Hubschrauber jetzt Drohnen von der TCG Anadolu abheben – diese wurden nach Angaben der Webseite Navalnews eigens von der türkischen Firma Baykar entwickelt. Die TB-3-Version soll einklappbare Flügel haben und von der recht kurzen Startbahn abheben können. Nach Aussage von Erdoğan können die Drohnen auf dem Schiff auch landen.
Verwendete Quellen:
(t-online, wan)