Mit Spannung war die Entscheidung des ultranationalistisch politisierenden Drittplatzierten im ersten Wahlgang erwartet worden. Sowohl eine Wahlempfehlung für Erdogan als auch für Kilicadaroglu schien möglich, auch wenn Ogan in seinen Positionen Erdogan stets näher galt.
Bereits während der Wahl vom 14. Mai zeichnete sich ab, dass Sinan Ogan bei einem allfälligen zweiten Wahlgang bei den türkischen Präsidentschaftswahlen eine entscheidende Rolle einnehmen könnte.
Da Ogan am Ende über fünf Prozent der Stimmen holte, wurde ihm die Rolle des Königsmachers zugeschrieben – sollte sich der Nationalist hinter Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu stellen, hätte dieser im zweiten Wahlgang eine realistische Chance, Erdogan das Amt streitig zu machen.
Sollte sich Ogan allerdings für den amtierenden Präsidenten aussprechen, wäre eine Wiederwahl Erdogans kaum zu verhindern – genau dies ist nun geschehen. Ogan erklärte im türkischen Fernsehen, es sei wichtig, dass der nächste türkische Präsident derselben politischen Allianz angehöre, welche die Mehrheit im Parlament gewonnen habe. Er hält zudem das Oppositionsbündnis für zu wenig schlagkräftig und vielversprechend, um die Türkei in die Zukunft zu führen.
Ogan hatte in den Tagen vor seiner Entscheidung versucht, von beiden Lagern Zugeständnisse in Richtung seiner Politik zu erhalten. Erdogan, aus einer Position der Stärke nach dem Ergebnis des ersten Wahlgangs, wies die Forderungen zurück. Kilicdaroglu versuchte mit radikaleren Position bezüglich Migration die Wähler von Ogan anzusprechen. Auch Friedensgespräche mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK schloss er aus, um sich beim Publikum Ogans beliebt zu machen. Zumindest Ogan selbst konnte er damit offensichtlich nicht überzeugen. (con)
Eine Mehrheit der Türken hat offensichtlich nix gelernt…
Sorry, der musste einfach sein.