Nach zahlreichen Festnahmen bei Studentenprotesten in Istanbul befinden sich nach Behördenangaben noch 29 Personen in Polizeigewahrsam.
Sicherheitskräfte hätten im Zusammenhang mit den Demonstrationen am Vortag rund 100 Menschen in Istanbul festgenommen, davon sei ein Grossteil wieder frei, teilte das Gouverneursamt am Mittwoch mit. Zudem sei gegen elf weitere Personen Hausarrest verhängt worden.
Die Studenten der Bogazici-Universität protestieren seit Anfang Januar gegen den von Präsident Recep Tayyip Erdogan eingesetzten neuen Direktor Melih Bulu. Am Dienstagabend löste die Polizei einen Protest im Istanbuler Stadtteil Kadiköy unter anderem mit Tränengas und Plastikgeschossen auf. Die lokale Behörde hatte zuvor ein Versammlungsverbot erlassen und dieses mit der Corona-Pandemie begründet. Auch in Ankara gab es Proteste und Festnahmen.
Das Gouverneursamt erklärte weiter, die Demonstranten hätten sich trotz Warnungen der Polizei nicht zerstreut. Deshalb habe man die Versammlung aufgelöst. Polizeifahrzeuge seien beschädigt worden.
Seit Inkrafttreten des Präsidialsystems im Juli 2018 ist der Präsident alleine berechtigt, Rektoren an staatlichen Universitäten einzusetzen. Die Studenten kritisieren unter anderem Bulus Nähe zur islamisch-konservativen Regierungspartei AKP. Sie verurteilten die Ernennung aber auch als undemokratisch und gegen die Tradition der Universität, ihre Direktoren selbst zu wählen. (aeg/sda/dpa)