Beim Chef der russischen Söldner-Truppe Wagner liegen die Nerven blank: Jewgeni Prigoschin zeigt in einem düsteren neuen Video aneinandergereihte Leichen und beschimpft vor laufender Kamera die russische Armeeführung.
Bei den blutigen, dicht an dicht liegenden Körpern soll es sich um russische Soldaten handeln, die bei Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut getötet wurden.
Sicher ist: Nicht nur den ukrainischen Verteidigern, sondern auch den russischen Invasoren mangelt es an Munition. Das hat Prigoschin wiederholt verlauten lassen und die Führung im Kreml beschuldigt, ihn ungenügend zu unterstützen.
Im jüngsten Video, das nachts aufgenommen wurde, zeigt der Wagner-Chef mit einer Taschenlampe in der Hand auf blutüberströmte Leichen. Dann schreit er in die Kamera: «Das sind jemandes Väter und Söhne!»
Und an die eigene Armeeführung gerichtet, fügt er laut fluchend an: «Ihr seid Abschaum, der uns keine Munition liefert – ihr werdet in der Hölle schmoren!»
Dann greift Prigoschin den russischen Verteidigungsminister und den Generalstabschef der Streitkräfte vor laufender Kamera persönlich an: «Schoigu! Gerassimow! Wo ist meine Munition?! Ihr Mistkerle sitzt in teuren Clubs. Eure Kinder geniessen das Leben, machen YouTube-Videos.» Dann zeigt er auf die aneinandergereihten Leichen: «Ihr denkt, ihr hättet das Recht, über ihr Leben zu bestimmen.»
Sergei Schoigu und Waleri Gerassimow würden wohl denken, sie hätten die Kontrolle über das Leben der Wagner-Kämpfer, sie könnten einfach entscheiden, wie sie die Munition aufteilen. Seine Kämpfer bekämen fünfmal weniger Munition.
Für Beobachter im Westen ist klar: Die seit Monaten anhaltenden Kämpfe um Bachmut drohten, die regulären russischen Streitkräfte und die Söldnertruppen auseinanderzureissen. In einer festgefahrenen Offensive versuchten alle Akteure, die Schuld auf die andere Seite abzuwälzen.
Evgeniy Prigozhin declares in a video that he will be ordering the withdrawal of Wagner mercenaries from Bakhmut due to an acute shortage of ammunition allegedly ordered by the Russian General Staff. He says Wagner will stay in the city until 9 May to avoid shame on this day. He… pic.twitter.com/zFooKfYXRP
— Dmitri (@wartranslated) May 5, 2023
Doch mit jedem Tag, der ohne militärischen Erfolgt verstreicht, steigt in der Heimat der Druck: Die Kritik von Staatspropagandisten und Militärbloggern wird lauter.
Dabei könnte der Zeitpunkt nicht ungünstiger sein: Am 9. Mai findet in Moskau die alljährliche Militärparade zum Sieg der sowjetischen Armee über Nazi-Deutschland statt.
Seit Wochen hält die ukrainische Militärführung das russische Militär mit Berichten über eine bevorstehende Offensive zur Rückeroberung der besetzten Gebiete in Spannung. Bisher gab es noch keine Anzeichen, die auf einen möglichen Beginn des Angriffs schliessen lassen. Oder doch?
Am Donnerstag liess jedenfalls Prigoschin über seinen Telegram-Kanal verlauten: «Ich glaube, dass die Offensive der ukrainischen Armee bereits begonnen hat.»
Am Freitag folgte die überraschende Mitteilung, dass sich die Wagner-Gruppe aus der Region Bachmut zurückziehe.
Prigoschin behauptet in einer Stellungnahme, Wagner werde Bachmut am 10. Mai verlassen und die Stellungen den Truppen der Russischen Föderation übergeben, damit sich die eigenen Kämpfer «ihre Wunden lecken» können.
Ein im Internet verbreitetes Dokument in russischer Sprache soll auch eine Erklärung mit einer Zeitleiste der Ereignisse seit Beginn des Krieges enthalten. Der Chef der Söldnertruppe mache vor allem das russische Verteidigungsministerium für die Probleme verantwortlich, die durch den Mangel an Nachschub und Unterstützung entstanden seien.
Ob Prigoschins jüngste Ankündigung stimmt, ist nicht klar. Der Wagner-Chef hat wiederholt falsche Angaben gemacht und die Öffentlichkeit belogen.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA
(dsc)
Und die Ukrainischen Soldaten sind etwa keine Väter und Söhne?
Gut, dass sich Wagner zurückzieht und ich bin mir fast sicher, dass die Ukraine für den 9. Mai ein Feuerwerk vorbereitet hat.
Zu wenig Munition liefern kann auch durchaus gewollt sein, da für die Kremlführung alles nur Schachfiguren in einem miesen Spiel sind.
Was Prigoschin auch erklären sollte:
Ist der Tod eines gut munitonierten Söldners sinnvoller als ein Rückzug der Angestellten, die mangels Material nicht auftragsgemäss richtig morden und plündern können?