Die angekündigten Lieferung von Panzern aus mehreren Ländern ist in der Ukraine mit Freude aufgenommen worden, doch diese könnte getrübt werden. Denn die unterschiedlichen Panzersysteme, die fehlende Ausbildung von ukrainischen Soldaten und verschiedene Munitionsausführungen bringen logistische Herausforderungen mit sich. Zusagen für 321 Kampfpanzer habe man, verkündete der ukrainische Botschafter in Frankreich, Vadym Omelchenko, am Freitag. Doch die stammen von unterschiedlichen Herstellern und haben unterschiedliche Konfigurationen.
Der Mischmasch verschiedener Systeme macht es «aus logistischer Sicht ziemlich schwierig», sagte Sonny Butterworth, ein Panzerexperte beim Verteidigungsnachrichtendienst Janes, der «Washington Post». So verwende das britische Challenger 2S nicht die gleiche Munition, wie sie bei der Nato Standard sei. Der Leopard-Panzer aus Deutschland werde in einer moderneren Version geliefert als Bestände aus anderen Ländern.
«Die Ukrainer werden mehrere verschiedene Arten von Ausrüstung betreiben und müssen sich damit abfinden, sie mit den richtigen Ersatzteilen zu unterstützen, die zu den richtigen Einheiten gehen», sagte Butterworth.
«Kein einzelnes Waffensystem oder keine einzelne Plattform kann das Spiel verändern», sagte Franz-Stefan Gady, Senior Fellow am International Institute for Strategic Studies in London der «Washington Post». Er führte aus, dass die Auswirkungen der «begrenzten Anzahl» von Panzern, die im März eintreffen, von der Ausbildung abhängen würden und davon, wie gut die neuen Formationen an der Frontlinie integriert würden.
Die Ukraine verfügt derzeit über T-72-Panzer, die noch in der Sowjetunion entwickelt und gebaut wurden. Mit den Lieferungen neuer Modelle aus dem Westen bekomme die ukrainische Armee zwar einen technischen Vorteil. Mehrere Panzersysteme zu verwalten, könne aber der Haken an der Sache sein, sagte Experte Butterworth.
Die Lage wird durch die amerikanischen Abrams-Panzer, die in einigen Monaten kommen sollen, nicht einfacher. Ein US-Beamter sagte der US-Zeitung, dass die ukrainischen Streitkräfte zwar eine beträchtliche Fähigkeit gezeigt haben, US-Ausrüstung auf dem Schlachtfeld zu warten und aufrechtzuerhalten, der Betrieb von Abrams-Panzern jedoch eine erhebliche Vorbereitung und Ausbildung erfordere.
Gleichzeitig zeigte er sich zuversichtlich, dass die USA ausreichend Wartungsunterstützung bereitstellen. Hinzu kommt, dass Polen bereits Abrams-Panzer hat und Wissen sowie Infrastruktur zur Verfügung stellen kann. Eine weitere Alternative für die Ausbildung ist der Truppenübungsplatz in Grafenwöhr in der Oberpfalz. Dort sollen bereits 600 ukrainische Soldaten im Gebrauch der Artillerie unterrichtet werden.
In einem kürzlich erschienenen Bericht über den Ukrainekrieg hat das amerikanische Modern War Institute die sogenannte «umkämpfte Logistik» untersucht. Diese definiert es wie folgt «Eine Umgebung, die direkt auf logistische Operationen, Einrichtungen und Aktivitäten abzielt, sowohl an den Heimatstandorten als auch auf dem Weg in das Kriegsgebiet». In einer Simulation über den russischen Nachschub fand das Institut heraus, dass «Russland nicht über genügend Lkw verfügt, um die logistischen Anforderungen mehr als 160 Kilometer hinter den Versorgungsdeponien am Schienenkopf zu erfüllen».
«Ähnliche Probleme werden auf die Ukraine zukommen, wenn sie versucht, Panzer aus den USA, Grossbritannien und der EU einzusetzen», analysiert die Logistikwebseite Supplychaindigital. Ein Grossteil des ukrainischen Strassennetzes bestehe aus schmalen Strassen, die sich durch Wälder und kleine Städte schlängeln, mit Brücken, die Flüsse und Bäche überqueren – Strecken, die leicht zu stören seien. «Daher wird die Sicherung von Brücken für die Ukraine von entscheidender Bedeutung sein, nicht nur um ihre Panzer an der Front einzusetzen, sondern auch um sie mit Treibstoff und Ersatzteilen zu versorgen», so die Einschätzung der Logistikexperten.
Bislang werden Waffen über Nachbarländer in die Ukraine transportiert. Eine wichtige Rolle spielt dabei Polen: Es grenzt an den bislang wenig beschossenen Westen der Ukraine. Die meisten Waffenlieferungen kommen nach bisherigen Kenntnissen von hier. Die Slowakei ist ebenfalls Grenzland, wie auch Ungarn und Rumänien. Letzteres ist ein wichtiges Land in der Nato-Strategie, dort befinden sich unter anderem Awacs-Aufklärungsflugzeuge und französische Leclerc-Panzer. Bislang ist wenig bekannt über russische Angriffe auf westliche Transporte innerhalb der Ukraine. Das kann sich aber ändern: Denn die polnische Route könnte recht leicht aus Belarus gestört werden, wo sich bereits russische Truppen befinden.
(t-online, wan)
Für die Ukraine gilt das in besonderem Masse.
Meine Güte, was sind diese fantastischen Ukrainer*innen in den letzten Jahren gewachsen!
Fast scheint es, als könnten sie den "Russischen Bären" erlegen.
Wer hätte das noch vor einem Jahr nur schon zu denken gewagt?
Putin ist mit seinem neostalinistischen Terror-System an seine Grenzen gekommen. Und das will was heissen!
In der Zuspitzung des "Bösen" liegt die Chance, dass wir es auch klar erkennen können!
Und dann braucht es einen mutigen Drachentöter wie Selenski, der im entscheidenden Moment zusticht...