
Fifa-Präsident Gianni Infantino (links) und Wolodymyr Selenskyj: Der ukrainische Präsident wird wohl keine Video-Botschaft vor dem WM-Finale senden können.
Der Final der Fussball-WM ist eine der grössten Bühnen. Einem Bericht zufolge wollte der ukrainische Präsident sie nutzen, um eine Friedensbotschaft zu verbreiten – doch der Weltfussballverband lehnte ab.
17.12.2022, 15:5617.12.2022, 17:30
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Der Fussball-Weltverband FIFA hat offenbar einen Vorschlag des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abgelehnt, wonach dieser vor Beginn des WM-Finales am Sonntag eine Friedensbotschaft habe senden wollen. Das berichtet der US-amerikanische TV-Sender CNN und beruft sich dabei auf eine nicht näher beschriebene Quelle.
Demnach habe Selenskyj angeboten, eine Video-Botschaft ins Lusail-Stadion von Katar zu senden, wo am Sonntag (16 Uhr im Liveticker bei watson) das Finale der Weltmeisterschaft zwischen Argentinien und Titelverteidiger Frankreich ausgetragen wird. Ob die Videobotschaft dabei live oder aufgezeichnet gewesen wäre, ist unklar.
Gespräche offenbar noch nicht beendet
Dem Bericht zufolge war Selenskyj überrascht von der Absage der FIFA. «Wir dachten, die FIFA wolle ihre Plattform zum Wohle der Allgemeinheit nutzen», zitiert CNN die Quelle.
An der Entscheidung könnte sich jedoch noch etwas ändern, denn die Gespräche mit der FIFA liefen weiter. Die FIFA hat sich bislang noch nicht geäussert.

Bei Twitter rufen kritische Stimmen die Verbindung zwischen dem Fifa-Präsidenten Gianni Infantino und dem russischen Despoten Wladimir Putin rund um die WM 2018 in Erinnerung.screenshot: twitter
Selenskyj hatte bereits in der Vergangenheit immer wieder Grossereignisse genutzt, um den russischen Angriffskrieg gegen sein Land ins Scheinwerferlicht zu rücken. So trat er etwa beim G20-Gipfel, bei den Grammy-Verleihungen in den USA und auch bei den Filmfestspielen von Cannes mit einer Videobotschaft auf. Auch gab er immer wieder grössere Interviews, wie zuletzt dem US-Talker David Letterman.
FIFA unterbindet politische Botschaften
Die FIFA hat sich im Turnierverlauf hingegen bemüht, politische Botschaften zu unterbinden. So verbot sie unter anderem die «One Love»-Kapitänsbinde, mit der einige europäische Nationen (auch Deutschland) bei der WM auflaufen wollten, und drohte mit sportlichen Sanktionen.
Auf der anderen Seite wurde das wiederholte Zeigen von Palästina-Flaggen durch Anhänger und Spieler muslimisch-geprägter Länder bislang nicht unterbunden.

Das Fussballgeschäft geht vor: Gianni Infantino, Fifa-Präsident aus dem Wallis, wohnhaft in Katar. Bild: keystone
Auf einer Pressekonferenz am Freitag hatte FIFA-Präsident Infantino gesagt, man müsse «politische Statements» unterbinden, da man «sich um alle kümmern» müsse.
«Wir sind eine Weltorganisation und wir diskriminieren niemanden», so Infantino. Und weiter:
«Wir verteidigen Werte, wir verteidigen die Menschenrechte und die Rechte aller bei der Weltmeisterschaft. Die Fans und die Milliarden, die im Fernsehen zuschauen, haben ihre eigenen Probleme. Sie wollen einfach nur 90 oder 120 Minuten zuschauen, ohne über irgendetwas nachdenken zu müssen, sondern einfach nur einen kleinen Moment des Vergnügens und der Freude geniessen. Wir müssen ihnen einen Moment geben, in dem sie ihre Probleme vergessen und den Fussball geniessen können.»
Quellen
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