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Ukraine

Russische Rekruten verweigern Front-Rückkehr nach Befehl von Kommandant

Ukrainian soldiers fire the Russian positions with the mortar in Bakhmut, Donetsk region, Ukraine, Friday, Oct. 21, 2022. (AP Photo/LIBKOS)
Die Umgebung der Stadt Lyman ist umkämpft: Ukrainische Soldaten nehmen die Front unter schweren Beschuss.Bild: keystone

Russischer Kommandant befiehlt Rekruten Rückkehr an die Front – diese weigern sich

Weil sie nicht an die schwer unter Beschuss stehende Front zurückkehren wollten, wurden russische Rekruten von ihren Kommandanten weggesperrt – zuvor wurden die Männer ohne Ausbildung ins Kampfgebiet geschickt.
26.10.2022, 04:4627.10.2022, 01:31
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Die Angst, als Kanonenfutter zu dienen, ist verständlicherweise gross. Die russischen Truppen stehen in der Ukraine teilweise unter schwerem Beschuss der Armee des von ihnen angegriffenen Nachbarlands.

Ein jüngster Vorfall zeigt nun erneut, wie russische Rekruten nach Wladimir Putins Teilmobilmachung mit teils desolaten Verhältnissen zu kämpfen haben: So sollen Kommandeure in der Region Luhansk ihre eigenen Rekruten weggesperrt haben – weil diese versucht hatten, von der Front zu fliehen, und nicht dorthin zurückkehren wollten. Das schreibt das deutsche Nachrichtenmagazin Focus unter Berufung auf einen Bericht des russischen Mediums «Astra».

Lyman liegt in der Nähe mehrerer grösserer Städte.

Dem Bericht zufolge wurden die Rekruten ohne jegliche Grundausbildung an die Front bei der Stadt Lyman geschickt. Dort sind die Russen unter Druck geraten, sie brauchen neue Kräfte, um die Front zu halten. Die ukrainischen Truppen attackieren ihre Verteidigungslinie, um in Richtung der im Sommer von Russland eroberten Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk vorzurücken.

«Wir hätten vorrücken sollen. Doch vor uns war gar niemand. Als wir in die Nähe des Dorfes Torske kamen, beschossen uns die Ukrainer mit Granaten.»
Russischer Rekrut

Die Einheit der Rekruten hatte dabei grosse Verluste erlitten. Gegenüber «Astra» berichten die Überlebenden, dass sie weiter hätten vorrücken sollen. An einer Strassensperre sollten sie auf ihre Kameraden treffen. «Doch vor uns war gar niemand. Als wir in die Nähe des Dorfes Torske kamen, beschossen uns die Ukrainer mit Granaten.»

Daraufhin hätten sie versucht, sich zurückzuziehen – was aber nur schwer möglich war, da sie eingekesselt wurden. Unter erschwerten Bedingungen konnten die Männer zu einem Panzer zurückkehren, der sie in die von den Russen kontrollierte Stadt Kreminna brachte.

«Ihr habt fünf Minuten, um euch fertig zu machen»

An die Front zurück wollten sie nicht mehr. Doch genau das forderte der Truppenkommandant dort von ihnen: «Ihr habt fünf Minuten, um euch fertig zu machen und zurück an die Front zu gehen.» Obwohl ein Panzerkommando erneut bestätigt hatte, dass der Frontabschnitt bei Lyman unter schwerem Beschuss sei, bestand der Kommandant auf seinen Befehl.

«Er liess ihnen zwei Optionen: zurück an die Front oder zehn Jahre Haft unter erschwerten Bedingungen.»
Angehörige eines Rekruten

Eine Angehörige der betroffenen Rekruten sagte gegenüber «Astra», dass der Kommandant sie vor die Wahl stellte: «Er liess ihnen zwei Optionen: zurück an die Front oder zehn Jahre Haft unter erschwerten Bedingungen.»

Die insgesamt 27 Männer hätten sich aber dennoch weiterhin geweigert. Daraufhin seien ihnen persönliche Gegenstände abgenommen worden und sie seien in ein ehemaliges Gefängnis gesperrt worden, wie «Focus» schreibt. Die Bedingungen dort seien menschenunwürdig, es gleiche einer Kloake.

Die Angehörige erhebt zudem weitere Vorwürfe gegen die Armeeoberen und ihre Vorgehensweise: Die Kommandanten hätten die Rekruten im Stich gelassen. Zudem seien einige der Einheit nicht nur ohne Training an die Front geschickt worden, sondern auch unter dubiosen Umständen eingezogen worden. Sie hätten nie etwas unterschrieben und Gründe für einen Aufschub seien einfach ignoriert worden. (con)

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69 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pontifax
26.10.2022 06:53registriert Mai 2021
Bedenke: In einem Angriffskrieg kämpfst Du NIE für Dein Vaterland sondern für die Verwirklichung von Vorstellungen eines kranken Hirnes. Für so etwas lohnt sich der Einsatz des eigenen Lebens nicht.
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Forest
26.10.2022 06:06registriert April 2018
Die Russischen Kommandanten sind einfach nur widerlich zwingen Ukrainer gegen die Eigene Bevölkerung zu kämpfen und die Eigenen Leute werden zum sterben an die Front geschickt.
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Yoldi
26.10.2022 07:00registriert Juni 2021
Ich verstehe diese Rekruten nicht, in einem solchen Fall muss man immer den Offizier erschiessen. Dann zurück ziehen und den nächsten erledigen, solange bis keiner mehr da ist, der einem an eine Front schicken will.
Die Überlebenschancen sind besser.
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