Wie in Schweden gestohlene Radar-Blitzer im Ukraine-Krieg landen
In Schweden verschwinden immer wieder Radarkameras, sogenannte Blitzer, unter mysteriösen Umständen. Und zwar brechen unbekannte Kriminelle die am Strassenrand aufgestellten Kästen auf und entwenden die verbauten Geräte – digitale Spiegelreflexkameras (DSLR) von Canon.
Die schwedische Boulevardzeitung «Aftonbladet» weist in einem aktuellen Bericht auf eine plausible Erklärung hin, was mit den gestohlenen Blitzern passiert sein könnte: Sie werden in russischen Aufklärungsdrohnen verbaut, die dann im Angriffskrieg gegen die Ukraine eingesetzt werden.
Welche Beweise gibt es?
Die Säpo – das Kürzel steht für Säkerhetspolisen – ist der nationale Nachrichtendienst des skandinavischen Landes. Dieser ist dem schwedischen Justizministerium unterstellt. Auf Anfrage gab ein Sprecher der Behörde an, dass man «Kenntnis habe von den kursierenden Informationen über die Verbindung zwischen den Diebstählen entlang der schwedischen Strassen und den selbstgebauten russischen Drohnen». Allerdings könne man zu diesen Vorgängen nicht ins Detail gehen oder über die Geheimdienstarbeit sprechen.
Das ukrainische Verteidigungsministerium hat vor geraumer Zeit ein Video veröffentlicht, in dem eine in der Ukraine abgestürzte russische Drohne auseinandergenommen wird. Wie die Zerlegung zeigt, ist in dem unbemannten Fluggerät eine Canon-Kamera mit Klettverschluss an einer kleinen Stahlplatte befestigt. Als Treibstofftank dient eine PET-Flasche.
Trotz der relativ primitiven und laienhaften Konstruktion seien solche Drohnen erfolgreich zum Ausspionieren von ukrainischen Verteidigungsstellungen eingesetzt worden.
Wie verbreitet ist das Phänomen?
Nach Angaben der zuständigen schwedischen Verkehrsbehörde wurden in den vergangenen Monaten insgesamt rund hundert Radarkameras im ganzen Land gestohlen.
- Am 27. August seien auf einer Landstrasse in der Region Uppsala elf Blitzer verschwunden.
- Drei Tage später wurden laut Aftonbladet fast 50 Radarkameras im Raum Stockholm gestohlen.
- Im September gingen die Diebstähle weiter.
Unabhängig davon, ob die Radarkameras nach Russland weiterverkauft wurden oder nicht, seien die Materialverluste für den schwedischen Staat teuer. Das Ersetzen eines Geräts koste rund 250'000 schwedische Kronen – 22'000 Franken.
Die russische Rüstungsindustrie ist wegen der vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen angeschlagen, aber nicht am Boden, wie diverse Analysten konstatieren. Trotz der Sanktionen würden immer wieder zahlreiche westliche IT-Komponenten in russischen Waffensystemen gefunden.
Quellen
- aftonbladet.se: Ska stoppa fartsyndare – misstänks nu användas i kriget i Ukraina (19. Oktober)
- twitter.com: Tweet von Hugo Kaaman
- dalademokraten.se: Stöldvåg har nått Dalarna – fartkameror i Hedemora borta (19. Oktober)
(dsc)
- Die Drohnen aus dem Iran stellen die Ukraine vor Probleme – so könnte die Lösung aussehen
- Die iranische Kamikaze-Drohne – was sie kann und wie sie funktioniert
- Wie einst Hitler mit der V1-Rakete: Russland sucht sein Heil in billigen Terrorwaffen
- «Terror gegen Zivilbevölkerung»: Diese 11 Bilder zeigen die Wucht der Attacken auf Kiew


