Das russische Verteidigungsministerium hat vor drei Tagen bekannt gegeben, dass die erste Phase der «Spezialoperation» in der Ukraine beendet sei. Die gegnerischen Kräfte seien dermassen dezimiert, dass ein organisierter Widerstand nicht mehr möglich sei.
Das Briefing fand im Abwesenheit von Verteidigungsminister Sergei Schoigu und dem Chef des Generalstabes der Streitkräfte der Russischen Föderation, Waleriy Gerasimow, statt. Über deren Verbleib wird weiterhin gerätselt.
Laut den offiziellen Verlautbarungen konzentriert sich die zweite Phase auf den Donbass. Das russische Narrativ suggeriert, die Truppen rund um Kiew würden abgezogen, Satellitenbilder lassen aber darauf schliessen, dass in Belarus und in der Nähe von Tschernobyl die verbleibenden Kräfte zusammengezogen und mit neuen Truppen erneut kampftauglich gemacht werden. Die nordwestlichen Kiewer Vororte Bucha, Irpin und Worsel bleiben weiterhin umkämpft. Russland scheint seine Stellungen dort nicht kampflos aufzugeben. Zu entscheidenden Gewinnen kam es lange Zeit nicht. Laut CNN soll aber mindestens das Kiew am nächsten gelegene Irpin komplett unter Kontrolle der Ukraine sein.
The suburb of Irpin, North West of Kyiv, appears to have been completely taken back by Ukrainian forces, mayor Oleksandr Markushyn tells #CNN 1/2
— Frederik Pleitgen (@fpleitgenCNN) March 28, 2022
Ein in Kiew stationierter ukrainischer Journalist meldete ausserdem intensives Artilleriefeuer.
Artillery is just going nuts northwest of Kyiv.
— Illia Ponomarenko 🇺🇦 (@IAPonomarenko) March 27, 2022
Window glasses are shaking.
Im Osten Kiews gelang es ukrainischen Truppen, die Dörfer Lukyanivka und Rudnytske zurückzuerobern, genauso wie einige Gebiete im Vorort Browary.
In der Oblast Sumy an der östlichen Grenze eroberte die Ukraine nach eigenen Angaben die beiden Dörfer Trostyanets and Husarivka zurück. Laut unbestätigten Meldungen kam es östlich der seit Wochen belagerten Stadt Charkiw ebenfalls zu einer Entlastung. Nach heftigen Kämpfen sollen die Vororte Wilkhiwka und Mala Rohan von den Besatzern befreit worden sein. Dabei sollen mindestens 70 russische Soldaten gefallen sein.
Im Süden stossen russische Einheiten nur sehr langsam im mittlerweile fast komplett zerstörten Mariupol vor. Westlich davon bindet der zivile Ungehorsam der Bevölkerung in der bereits besetzten Grossstadt Cherson so viele Truppen, dass an eine Verschiebung der Kräfte in Richtung Odessa aktuell nicht zu denken ist.
(tog)