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Starker Anstieg von Autismus-Diagnosen bei Kindern: Bund lanciert Studie

Starker Anstieg von Autismus-Diagnosen bei Kindern: Bund lanciert Studie

18.08.2025, 15:2418.08.2025, 15:24

Wegen eines starken Anstiegs minderjähriger IV-Bezüger mit einer Autismus-Diagnose in der Schweiz hat der Bund ein neues Forschungsprojekt lanciert. Ziel ist es, die Lebensläufe und Unterstützungsmassnahmen von betroffenen Kindern und Jugendlichen systematisch zu analysieren und dadurch die Basis für eine gezieltere Förderung zu schaffen.

Das Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) veröffentlichte am Montag eine entsprechende Ausschreibung.

Eileen Lamb, who was diagnosed with autism as an adult, works with her daughter Billie and son Jude, who also has autism, Monday, May 12, 2025, in Austin, Texas. (AP Photo/Eric Gay)
RFK Jr. Autism
In der Schweiz wurden in den letzten Jahren deutlich mehr Autismus-Fälle diagnostiziert.Bild: keystone

2024 nahmen laut der Ausschreibung in der Schweiz 12'481 Kinder und Jugendliche mit einer Autismus-Spektrums-Störung mindestens eine IV-Massnahme in Anspruch. Das entspricht einem Anstieg von 348 Prozent seit 2015. Zum Vergleich: Die Bevölkerung im entsprechenden Alter wuchs im selben Zeitraum lediglich um acht Prozent.

Besonders stark ist der Zuwachs bei den minderjährigen Bezügerinnen und Bezügern einer sogenannten Hilflosenentschädigung (HE): Ihre Zahl stieg von 934 im Jahr 2015 auf 5662 im Jahr 2024 – ein Plus von 506 Prozent.

Parallel bauten Bund und Kantone Frühinterventionszentren (IFI) für Kinder mit frühkindlichem Autismus auf, deren dauerhafte gesetzliche Grundlage ab 2027 gilt.

Das neue Forschungsprojekt soll daher zwei Schwerpunkte setzen: Einerseits soll eine sogenannte Nullmessung vorgenommen werden, um Vergleichsdaten zu jenen Kindern zu gewinnen, die die Kriterien für eine Teilnahme an einer intensiven Frühintervention erfüllen, diese aber nicht in Anspruch genommen haben. Diese Daten sollen künftig als Referenz für die Evaluation der Wirksamkeit der IFI-Zentren dienen.

Andererseits sollen die gesamten Lebensverläufe von jungen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen untersucht werden – von der Schul- und Ausbildungslaufbahn über die berufliche Eingliederung bis hin zu den erhaltenen Unterstützungsleistungen durch Kantone und IV. Ziel ist es, besser zu verstehen, welche Faktoren Integration und Selbstbestimmung begünstigen oder behindern.

Die Resultate des Forschungsprogramms werden Ende 2026 erwartet. (dab/sda)

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140 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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flausch
18.08.2025 16:42registriert Februar 2017
Meines erachtens nach lässt sich der Anstieg mit zwei dingen relativ gut beschreiben.
erst seit den 2000ern werden weniger ausgeprägte Fälle überhaupt erkannt, vorher wurde schlichtwegs oft keine Diagnose gestellt. Bei Mädchen ist dies nachweislich noch massiver, hier flossen erst in den letzten paar Jahren neue erkentnisse ein, zuvor war Autismus oftmals schlicht kein Thema das in Betracht gezogen wurde.
Das zweite ist das unsere Gesellschaft immer mehr Reize auslöst und somit Menschen die eigentlich gut Masken können bereits in der Kindheit ein Burnout erleiden und dann Diagnostiziert werden
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Sabrina Zett
18.08.2025 16:28registriert Januar 2014
Ich lese in den Kommentaren gar keine Verschwörungstheorien und Impf Kritiker. Das überrascht mich jetzt sehr positiv 🙌
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K.A.T.E.R
18.08.2025 18:34registriert Februar 2025
Studien aus Skandinavien, UK und USA zeigen: Der „Autismus-Boom“ ist vor allem ein Diagnose-Boom.
Mehr Früherkennung, Neuklassifizierung (was früher Sprachstörung hiess, gilt heute als Autismus), mehr überlebende Frühchen, dazu ältere Eltern – und natürlich der Effekt, dass eine Diagnose Zugang zu Förderprogrammen verschafft.

Mit anderen Worten: nicht plötzlich lauter Autisten in der Schweiz, sondern lauter Erwachsene, die genauer hinschauen.
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